... naja, fast =)
Aber in Anbetracht der letzten Schlammschlacht, die hier seit Mittwoch tobt,
habe ich mir die Mühe gemacht, einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Ich
möchte hier auf all die Punkte eingehen, die mir die mir während der letzten
Stunden aufgefallen sind, und von denen ich denke, dass sie eher
SuSE-Speziefisch sind. Auf Eigenheiten von KDE und anderer Linuxprogramme
gehe ich nur am Rande ein.
Gleich vorweg aber, für all die Ungeduldigen - mein Gesamteindruck : Ich bin
positiv überrascht. Die Installation verlief bis auf eine nur schwer
vermeidbare "Gefährdung" unproblematisch und zu meiner Zufriedenheit.
Momentan sitze ich vor einem frisch installierten System, das mit einigen
tollen Neuerungen glänzt und zumindest subjektiv die schnellste SuSE aller
Zeiten ist.
o Die Installation
Schon im Elektronik-Discounter am Stadtrand - ich habe vorher angerufen ob
sie auch wirklich da ist - ist mir die neue Verpackung aufgefallen die, wie
jede Verpackung zuvor, immer ein Stück besser auszusehen scheint
(hier nochmal ein Lob an die Design und Marketing Abteilung). Ein kurzer
Blick auf die Rückseite der grünen Hülle, ein Screenshot - sehr schön, und so
aufgeräumt. Bis mir auffällt wie lange die Kicker-Leiste eigentlich ist ...
wahrscheinlich wurde das Bild auf dem größten verfügbaren Bildschirm
aufgenommen. Nicht das es störte, allerdings kamen mir schon Fragen, wie sie
denn wohl bei mir aussehen würde, die neue SuSE.
Doch vor dem Desktop kommt bekanntlich die Installation, und dazu muss die
Verpackung geöffnet werden. Leider habe ich mir beim Versuch, sie mit der
Hand zu entsiegeln, in den Finger geschnitten, und muss daher gerade mit
Pflaster tippen - vielleicht wäre es nicht schlecht der ansonsten
vollständigen Box noch Verbandsmaterial beizulegen, oder einen Aufkleber
"Vorsicht, scharf" anzubringen ...
Nach dem booten der ersten DVD begrüßt einen gleich ein kurzer Splashscreen,
der anscheinend die Wartezeit zum Bootloader überbrückt und mir irgendwie das
Gefühl vermittelt : es hat sich was getan. Ebenso der Bootmanager, der die
Üblichen Optionen Installation (in verschiedenen Modi) und
Rettungsystem bietet, und jetzt sogar Dropdown-Menüs für die Auflösung
anbietet. Diese kann nun wesentlich höher gewählt werden, als die bisherigen
1024x768 Bildpunkte.
Nach der Wahl von Installation erstmal die üblichen Kernelmeldungen,
und ein bisschen Enttäuschung macht sich breit - ich hatte mir so sehr
erhofft, endlich die ganzen Meldungen loszuwerden und nur noch bei Bedarf
gestört zu werden. Doch dazu später mehr. YaST erkennt die an mein Notebook
gesteckte "Microsoft Intelli Mouse Explorer USB" richtig, deaktiviert aber
das PS/2 Touchpad. Auffällig, aber nicht störend. Das Notebook ist übrigens
ein Asus L-8400K, und mehr oder weniger baugleich zu einem älteren
Aldi-Notebook und dem Wortmann Terra Aura (wobei ich mir bei dem Namen nicht
sicher bin). Alter ungefähr zwei Jahre.
Nachdem YaST die erste Hardware-Erkennung beendet hat, präsentiert es seine
Einstellungen. Bis auf die Partitionierung und die Paketauswahl, die man wohl
niemandem recht machen kann, soweit Ok. Bei den vorgeschlagenen Partitionenen
allerdings, muss ich selbst Hand anlegen. Unter SuSE 8.1 hatte ich eine 7 GB
Partition für "/" und eine 23 GB Partition für "/home" reserviert, letztere
allerdings verschlüsselt. 8.2 hätte nun aber in der Standardinstallation mein
verschlüsseltes Heimatverzeichnis mit seinem neuen Root-Mountpoint
überschrieben und damit all meine Daten vernichtet. Danke.
Aus technischer Sicht aber kann ich diesen Fehler nachvollziehen : wenn die
Partition keine sinnvolle Signatur enthält, wird sie als Müll betrachtet.
Vielleicht würde es hier nicht schaden, trotzdem irgendwo (z.B. da, wo Grub
sich einnistet) solche kritischen Informationen zu hinterlegen. Alternativ
könnten auch die gefundenen Partitionen nach den Inhalten der Datei
"/etc/cryptotab" geparst werden.
Im nächsten Schritt wollte ich nun mein bereits vorhandenes "/home" irgendwie
einbinden, ohne es zu formatieren. Dabei werde ich aber nach meinem Passwort
- in üblicher Manier zwei Mal - gefragt. Hier breche ich
den Versuch lieber ab, und mache es später händisch. Wie üblich bin
ich nämlich der Bitte, meine Daten vor der Installation zu sichern nicht
nachgekommen. Und da mir der Dialog etwas unklar vorkommt, verschiebe ich das
lieber auf Nachher.
Mit der Softwareauswahl hingegen bin ich nun echt zufrieden. Sie ist schnell,
und der lästige Konsistenzcheck ist endlich abgeschaltet. Unter
den Paketen die ich nachinstalliere, befinden sich (u.A.) rsync,
kgpg, whois, kdebase-samba, und mc. Aus den Paketgruppen wähle ich noch
erweiterte Entwicklungsumgebung aus. Was für mich aber unverständlich bleibt,
ist die Frage warum gerade "Tcl/Tk" einen eigene Gruppe bekommen hat ...
o abschweifende Gedanken & Handbücher
Während der darauffolgenden, eigentlichen Installation, die lt. Assistent 36
Minuten dauert, mache mir so meine Gedanken.
Ist 8.2 KDE-Binärkompatibel zu 8.1 ? Wann bekommen es SuSE, Redhat, Mandrake
(wenn es die Firma in einem halben Jahr überhaupt noch gibt) und Debian
endlich mal hin, diese ewigen Grabenkämpfe beizulegen, um sich ihrem
*gemeinsamen* Feind zu stellen ? "Linux - Ready for the Desktop" ? Dazu fällt
mir der Witz eines Bekannten ein : "Mama, wann darf ich endlich Spielen ?" -
"Gleich, mein Kind, ich muss nur noch schnell den Kernel neu kompilieren ..."
Und wenn ich mir anschaue, was sich SCO (oder wie sie auch gerade heißen
mögen) geleistet hat ...
Um mich abzulenken, blättere ich in den beiden dicken Handbüchern.
Informationen über Ergonomie, grundsätzliche Sicherheit, GIMP, KDE, Gnome.
Einerseits bin ich begeistert. Soviele, teilweise sehr gute, Informationen.
Andererseits frage ich mich, ob es nicht besser wäre einen Teil davon
fallenzulassen und die Resourcen in die Verbesserung der dokumentierten
Systeme und in die Online-Dokumentation zu stecken.
Auch auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, halte ich den Ansatz von
Karlchen-Klammer garnicht mal für so schlecht - aber ausgedehnt auf das ganze
System, vielleicht verlinkt mit der SDB und anderen aktuellen Quellen -
vielleicht sogar einer Community.
Oder was wäre, jeder SuSE Packung ein Snickers beizulegen, wenns mal wieder
länger dauert ?
Derweil, wieder zurück vor dem Bildschirm, beobachte ich die letzen Schritte
der Installtion. Wäre es vielleicht möglich, Qt-Anwendungen generell
Multithreaded zu machen, ich meine die Grafikausgabe ? Würden die
Progressbars "blubbern", oder sich langsam nach Vorne schrauben, fände ich
das äußerst sexy ...
o erster Reboot und Konfiguration
Nachdem die Installation der Pakete abgeschlossen ist, startet der Rechner neu
- aber kein Hinweis, die CD oder DVD zu entfernen oder ein Auswerfen des
Mediums. Dann, der eigentliche, erste Bootvorgang, und diesmal ohne
Konsolenmeldungen. Ein schlichter Balken unter dem SuSE-Logo
informiert, wann das System einsatzbereit ist. Dazu die nette Meldung mit F2
zur ausführlicheren Ansicht wechseln zu können. Obwohl es nur eine
Kleinigkeit sein mag, halte ich für einen richtigen, und wichtigen, Schritt
auf dem Weg zum Desktop.
Über die Konfiguration gibt es erfreulich wenig zu berichten. Die verfügbare
Hardware wurde problemslos erkannt und installiert. Ich lege mich selbst als
Benutzer an, und füge mich der Gruppe "wheel" hinzu, um später mit sudo
möglichst einfach root werden zu können, auch ohne Passwort. Einzig der
lange Durchlauf von SuSEConfig stört etwas.
Ich möchte mich hier einem Vorschlag anschließen, der im Linux-Magazin bereits
angesprochen wurde. Obwohl ich kein Freund von Perl bin - wäre es aber nicht
sinnvoll, mit den Traditionen der Bash zu brechen, und Perl (natürlich viel
lieber Python) als Standard fest zu installieren ? Die Skripte könnten dann
bei Bedarf "kompiliert" werden, und möglicherweise sogar im selben
Interpreter ablaufen, was eine viel schnellere Ausführungsgeschwindigkeit zur
Folge hätte. Und im Vergleich werden Skripte viel seltener geändert, als sie
ausgeführt werden. Ich halte diesen Ansatz auf jeden Fall für überlegenswert.
o Anmeldung und Benutzung
Bei der ersten Anmeldung fällt auf, dass die Standard-Benutzer-Icons geändert
wurden, sie sind jetzt bunt. Trotzdem muss ich sagen, der Preis für den
schönsten Anmeldebildschirm gebührt, meiner persönlichen Meinung nach,
Windows XP. Er sieht einfach am "integriertesten" aus, und nicht so
aufgesetzt.
Nach der Anmeldung begrüßt einen ein (SuSE-)Standardmäßig etwas unaufgeräumter
Desktop, mit dem typisch blauem Hintergrundbild. Auch hier muss ich nochmal
Vergleiche zu anderen Betriebsystemen ziehen. Den bis jetzt hervorragenden
Weg von Einfachheit und Klarheit würde ich auch auf dem Desktop fortführen,
und einen standartmäßig leeren Kicker und Bildschrirm liefern, der nur das
absolut nötigste enthält, so wie es OSX und XP tun. Die Wahl der
Hintergrundbilder scheint bei SuSE eher an die von OSX bekannten,
"sphärischen" Bilder angeleht zu sein, als die bei XP vorhandenen, aus der
realen Welt genommenen.
Auch hier gefällt mir persönlich die Wahl von XP besser, geben Bilder von
Bergen, Mond und Dünen dem Desktop einen eher natürlichen Touch, als das
nüchterne Aussehen von grau-blauen Menüleisten und Lichteffekt-Bildern.
Die Standard-Schriftgröße ist meiner Ansicht nach zu klein geraten, ich habe
alle Schriftklassen um ein bis zwei Punkte nach oben korrigiert. Dabei ist
mir aufgefallen, dass im Kontrollzentrum die Navigationsansicht von Baum auf
Symbol umgeschaltet wurde. Obwohl wahrscheinlich eine Frage des persönlichen
Geschmacks, finde ich die Navigation im Baum einfacher.
KDE an sich macht einen höllisch schnellen Eindruck. Ich bin mir nicht sicher
ob es nur Einbildung ist (leider habe ich keine Vergleichswerte mit der alten
Version), aber das Öffnen des Heimatverzeichnisses passiert in weniger als
einer Sekunde, eher einer Halben - und Konqueror startet ,ohne
Einführungsbildschirm, *sofort* !
Testweise versuche ich auch YaST, um zu schauen was für Module neu
hinzugekommen sind. Neben Anrufbeantworter und Fax, die sofort auffallen,
haben sich für meine Desktopgebrauch sonst nicht viele Sachen geändert. Nur
finde ich, YaST könnte ein wenig schneller starten, ebenso die Module. Auch
stören mich die kleinen Fenster, die andauern aufpoppen, während sich ein
Modul initialisiert. Sie vermitteln eine gewisse Unruhe.
Bei der graphischen Installation von nicht-SuSE-RPM-Paketen hat sich leider
nichts geändert. Noch immer müssen die Pakete einzeln angeklickt, und
für jedes einzeln ein Passwort eingegeben werden. Mit dem Seiteneffekt, dass
pro Paket einmal SuSEConfig gestartet wird.
Für mich als Entwickler stellt sich gleich die Frage, wo es Informationen
gibt, um selbst einen SuSE-Feed anbieten zu können, der dann automatisch in
die Softwareinstallation integriert und zusammen mit den Online Updates
überprüft wird.
Apropos YOU. Einfach perfekt. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Der kleine
grüne Punkt tut seinen Dienst, das update verläuft zackig, und sogar mit
Fortschrittsanzeige. Bleibt zu hoffen, dass die Qualität die zukünftig
beibehalten wird.
Zum Schluss noch zwei kleine Dinge, die mir aufgefallen sind. Der Datei-Öffnen
Dialog ist sehr klein geraten, und muss vor der ersten Verwendung erstmal
"zurechtgezupft" werden. Und eine Kleinigkeit, die mich schon lange stört:
Versucht man vom Konqueror mp3 Dateien in XMMS fallen zu lassen (beispielhaft
habe ich diese beiden Programme genommen), wird Konqueror durch den ersten
Klick schon wieder in den Vordergrund gerückt und überdeckt somit mein
XMMS-Drop-Target. Mit der Folge, dass ich erstmal Fenster wieder verschieben
muss ...
o Fazit
Bis auf die oben genannten Punkte ist diese SuSE für mich die schönste,
einfachste und schnellste Distribution die ich in den Händen gehalten habe.
Im Gegensatz zu anderen Berichten habe ich keine Hardwareprobleme zu
vermelden, ganz im Gegenteil, für X11 wurden erstmalig sogar beide Mäuse
richtig erkannt.
Ich kann das ganze SuSE Team (bis auf den, der die scharfen Kanten an die
Verpackung gemacht hat) nur loben, und bitten die Richtung weiter
beizubehalten. Natürlich werden sich Fehler und Unschönheiten auch mit
intensivsten Testen nicht komplett vermeiden lassen. Doch würde ich mir von
den Betroffenen wünschen, konstruktiv Kritik zu üben, und von SuSE, schnell
und flexibel darauf zu reagieren.