From: "Georg Althaus"
Umgekehrt ist das Problem, daß wenn wir nichts gegen Ratti sagen, dann nennt sich der nächste Schlumpf und der übernächste Grobi, oder Rübezahl, oder Jugendfreizeitanlage.
Und waere ist daran so schlimm ?
Das frage ich mich nämlich auch. Einige der besten Diskussionen meines Lebens hatte ich meiner eigenen Mailbox, wo es diesbezüglich keine Vorschriften gab und fast alle per Nick unterwegs waren.
Jemand mit einem Pseudonym kann ja beliebig beleidigend werden, ohne daß er habhaft werden kann.
Genau DAS ist der Punkt ! Diese Begruendung war einmal das K.O.- Kriterium gegen Nicknames. Uebrigens ein Ueberbleibsel aus BBS- Zeiten. Heutzutage ist eine lueckenlose Identitaetsfeststellung kein Problem mehr, oder zumindest keines, das man mit einem Realnamen nicht auch haette.
Sehr richtig. Wenn hier jemand Tanz machen will, nennt er sich Kalli Müller und holt sich einen Web-Account bei GMX-Australien und beleidigt alle User einzeln. Und wenn man Suse dann endlich bewegt hat, ihn zu filtern, dann holt er sich einen Account bei Yahoo-Papua-Neuguinea und macht weiter. Und dann... Technisch gesehen ist niemand anonym. Praktisch gesehen wäre das durchaus möglich (Es sei denn, die Staatsanwaltschaft wäre bereit, die Logbücher von GMX-Australien durchzusehen, um festzustellen, daß die mail von einem cgi bei Prohosting geschickt wurde, bei dessen Webspacebeantragung eine Referenzemailadresse bei Hotmail-USA angegeben wurde, auf die von einem Call-by-Call-Provider Deutschland zugegriffen wird.), aufgrund des Straftatbestand der einfachen Beleidigung ("Du bist zu doof für KDE!"). Eher nein. Die Frage ist doch nicht, ob und warum jemand einen Nick hat, also, ob ich Ratti heisse, weil ich mit 8 Jahren meine Oma nackt gesehen habe und aus dieser Konsequenz heraus eine tiefenpsychologische Abneigung gegen meinen Familiennamen hätte... Die Frage ist: Kann jemand kommunizieren? Und: Was können wir tun, wenn jemand in einer Community nicht kommunizieren kann, sondern sein Tänzchen aufführt? Und: Was hat das eigentlich Nick contra Pseudo noch mit Kommunikation(-sfähigeit) zu tun? Käme ich aus Ghana und hiesse Watumba Ratti, keiner würde was sagen. Der Grund, warum ich jetzt nicht einfach auf "Optionen" klicke, das "Ratti" wegmache und "Jörg Roßdeutscher" hinschreibe, ist, daß ich mich aktiv dafür einsetze, wie ich mir das Internet vorstelle. - Soll es eher ein "Verein" sein, mit einer Struktur, festen Regeln und greifbarer Verantwortung? Mit allen Gesellschaft-administrativen Vorteilen, die das bietet? - Oder ein System von Individuen, die das ganze mit ihrer Einzigartigkeit schwer handhabbar machen und gelegentlich ein ärgerliches Chaos anrichten, zugunsten sozialer Kreativität? Die Frage ist nicht rhetorisch, ich will sie auch nicht beantwortet haben, denn jeder beantwortet sie anders, es gibt kein "richtig" und "falsch". Ich habe für mich mich entschieden, kommuniziere per Computer seit 13 Jahren, erst als "Red Rat", als ich noch jung und gefährlich war, später als "Ratti", als sich das etwas rundgeschliffen hatte, und weil ich später mit meinen Mailboxkumpeln in einer Firma gelandet bin, war ich auch da gleich Ratti, und weil ich heute bei einem meiner ehemaligen Kunden arbeite, bin ich auch dort Ratti. Und Kommunikationsfähigkeit heisst für mich: Wenn bei mir jetzt 15 Mails eingehen, die besagen: Realname oder Tschüß, dann akzeptiere ich so ein Votum und sage höflich Tschüß. Man hat ja seinen Stolz auf seinen Namen (Sonst wären bei Heiraten nicht so viele Kerle drauf bedacht, den Namen zu behalten, obwohl sie gegen den ihrer Frau prinzipiell nichts haben) Und alles, was mir zu dem Thema noch einfällt, ist: Das Deutsche Familienrecht hat einen Bug. Es akzeptiert kein Login, das kein Leerzeichen enthält. Gibt es einen Patch? Tschüß, Ratti