On 22-Aug-02 Joerg Rossdeutscher wrote:
Moin,
Martin Oehler:
- Photoshop (kommt mir jetzt nicht mit GIMP ;) )
Michael Raab:
Warum nicht? Ich arbeite gerne mit GIMP.
Daß GIMP nunmal kein CMYK kann, ist leider ein Fakt, daß es für professionelles Arbeiten zu 100% unbrauchbar macht. Darüber braucht man gar nicht diskutieren.
Definiere "professionelles Arbeiten". Die Aussage ist in dieser Form einfach nur Unsinn, darüber braucht man ebenfalls nicht zu diskutieren. Erstens hat bei Weitem nicht jeder professionelle Ansprüche. Zweitens arbeitet bei Weitem nicht jeder professionelle Bildbearbeiter für den Print-Bereich. Und Drittens wird bei Weitem nicht im gesamten Printbereich CMYK in einem Maße benötigt, das GIMP nicht kann. GIMP kann sehr wohl CMYK-Dateien lesen und auch schreiben, auch eine Umwandlung RGB->CMYK gibt es, die ganz gut funktioniert. Für viele Anwendungen reicht das locker aus, auch im Printbereich.
Gimp ist ein denkbarer Ersatz für ImageReady, also Webkram. Für Photoshop definitv nicht.
Das ist wie gesagt abhängig von den Ansprüchen, die man stellt. Für mich ist Photoshop kein Ersatz für GIMP, weil es sich nicht so gut automatisieren läßt.
Aber:
Wie sieht denn professionelles Arbeiten im grafischen Bereich aus?
Ja, wie sieht es denn aus? In meinen Augen sieht das so aus: Jemand, der weiß was er tut und sein Werkzeug gründlich kennengelernt hat, nimmt graphisches Datenmaterial und bereitet es mit Hilfe dieses Werkzeuges so auf, daß ein vorher gewünschtes Ergebnis entsteht. Dafür bekommt er Geld.
Ich kann dir versichern, daß die meisten Handbücher der Programme, die wir gekauft haben, nie geöffnet worden sind. Entweder ist die Funktionsweise eines Programm direkt ersichtlich, oder es kommt zurück in den Karton und wird nie wieder verwendet.
Und das nennst Du "professionell"? Ich würde das eher als pfuschen am lebenden Objekt bezeichnen. Geld würde ich für so eine Arbeit niemandem bezahlen. Auch keinem Grafiker. Von dem erwarte ich, daß er mit seinem Werkzeug - egal wie das heißt oder aussieht - umgehen kann und dessen Funktionen nicht nur kennt, sondern auch weiß wann welche wozu zu gebrauchen ist und wozu nicht. Das lernt man nicht durch rumprobieren, sondern nur dadurch, daß man sich gezielt einarbeitet und die Dokumentation aufmerksam durchgeht. Egal ob es um ein Grafikprogramm, eine Netzwerkkonfiguration oder eine Blechpresse geht.
Wie sollte man das auch sonst machen? Guck mal:
Ich bekomme eine Word-Datei vom Kunden, die wird in Quark aufgebaut, die Logos gestalten wir in Freehand. Eine zugelieferte Illustration im EPS-Format lässt sich oft nicht bearbeiten, die machen wir in Illustrator auf, dann rüber nach Freehand. Dann müssen die Pixelbilder in Photoshop gehübscht werden. Der Kunde bekommt ein PDF zur Ansicht aus Acrobat, für die Präsentation brauchen wir das nochmal in PowerPoint. Und oft genug möchte der Kunde Dokumente mit wechselndem Inhalt selber auf dem Laserdrucker ausgeben, und der Kram wird dann wieder in Word "nachgebaut", so weit das geht. Also das Programm, mit dem wir angefangen haben. ;-) Gerne kommt dann noch eine Version in Flash oder Director dazu, eine Onlinepräsentation in HTML mit php oder perl, vielleicht noch ein paar Eyecandys in Quicktime,...
So einen Workflow kann man nur bewältigen, wenn die Programme sich selbst erklären. Ich kann nicht 10 Handbücher lesen und verstehen.
Aber stundenlang mit zig Werkzeugen rumpfuschen, nur weil Du keines von denen richtig beherrschst, kannst Du? Hört sich für mich an wie das zusammenmurken einer Abizeitung, aber nicht wie gezieltes und kompetentes Arbeiten. Andere Leute arbeiten sich in 20, 50 oder 100 Programme ein und lesen auch die entsprechenden Handbücher - da wirst Du ja wohl 10 schaffen. Auch bei Photoshop kostet jede Minute, die man beim Lernen und Dokumentation lesen wegläßt, später mit Sicherheit Stunden an ungezielter Probiererei. Wenn das professionell ist, wundern mich die horrenden Gagen für eine Lächerlichkeit von Präsentation, die manche Agenturen produzieren, kein bißchen.
Und da kann ohne weiteres noch "mal eben" eine 3D-Software, eine Videobearbeitung oder ein Audioprogramm dazukommen, wenn eine Präsentation multimedial aufgedonnert werden soll.
Dann muß man sich da eben einarbeiten oder jemanden beauftragen, der sich damit auskennt (TM).
Ich habe mich in den letzten Tagen im Zuge des Umbaus meiner Website mit Gimp auseinandergesetzt. Gimp kann irgendwie fast alles, aber alles liegt woanders als erwartet.
Wenn Du erwartest, das bei GIMP alles da liegt, wo es z.B. bei Photoshop liegt, ist das einfach eine Fehlerwartung. Ich finde, wenn man weiß was man will, hat man das in aller Regel bei GIMP sehr schnell gefunden. Wer das nicht weiß, hat ein anderes Problem, das unabhängig von der Software ist. Und hat man es einmal gefunden, weiß man ja wo es ist und findet es zukünftig schneller. Braucht Eure Sekretärin eigentlich auch ne Schulung, wenn die Kugelschreiber nicht mehr grün sondern blau geliefert werden? Ich hoffe doch nicht. Ebenso erwarte ich von einem Grafiker, daß er zumindest Grundfunktionen in kurzer Zeit mit jedem Programm drauf hat - im Zweifelsfall, indem er in die Referenz schaut wie die Funktion bei diesem Programm auszuführen ist.
Und deswegen ist es ein schlechtes Programm, weil ein verstecktes Feature aufs gleiche rausläuft wie ein fehlendes Feature: Ich kann die gewünschte Operation nicht durchführen.
Nur wenn Du gar nicht weißt was Du willst. Wenn Du das weißt, kannst Du in der Doku oder Online-Hilfe nachschlagen. Auch der Umgang mit Referenzen und Dokumentation gehört zu professionelem Umgang mit Werkzeugen - ein Schreiner hat schließlich die Bedienungsanleitung seiner Kreissäge in der Regel auch gelesen.
Nun hab ich keine Wahl. Ich will mir kein Photoshop kaufen und im Dualboot zwischen Windows und Linux meine PNGs schönrechnen. Also muß ich halt GIMP nehmen. Aber allein schon bei 4 Fenstern pro Bild kriege ich Krämpfe. Kein anderes Grafikprogramm macht sowas. Und die Funktionen im Rechtsklick statt im Menü. Alles ist anders, da erwartet man eigentlich kontextbezogene Befehle. Waaah!
String genommen sind die Funktionen mit dem Rechtsklick durchaus Kontextbezogen. Der Kontext ist das Bildfenster, in das Du geklickt hast.
Im professionellen Bereich gelten aber andere Regeln, da gibt man lieber mal 5000 EUR für ein gefälliges Programm aus, als mit einer kostenlosen Software zu kämpfen. Und deswegen gucken wir Gimp nicht mit'm Hintern an: Weil es unbequem ist, und was unbequem ist, dauert länger, und was länger dauert, kostet im Endeffekt mehr Geld als die Photoshop-Lizenzen.
Ich habe durchaus schon Grafiker gesehen, die mit GIMP deutlich schneller unterwegs waren als mit Photoshop. Warum? Weil sie professionell genug waren, den Umgang mit ihrem Werkzeug auch wirklich erstmal von Grund auf zu lernen. Für Pfuscher ist GIMP in der Tat das falsche Werkzeug. Aber für die bin ich auch der falsche Kunde <g>. -- Erhard Schwenk http://www.fto.de - http://www.akkordeonjugend.de No Spam replies please.