Guten Abend die Herrschaften, um meiner Agitation für den Einsatz von Linux unter blinden (Braille-)Nutzern einmal eine etwas fundiertere Grundlage zu schaffen, oder eben künftig von jeglichen Bekehrungsversuchen abzusehen, möchte ich hier einmal nach den Erfahrungen aus eurem Alltag fragen. Es geht mir im Grunde darum, welche Vorteile die beiden Systeme mit den jeweils verfügbaren (und auch genutzten) Screenreadern für blinde Nutzer haben und bis zu welchem Grade man sagen kann, dass das eine oder andere System - ggf. in einem bestimmten Arbeitsumfeld - grundsätzlich besser für uns geeignet ist. Bei diesen Überlegungen möchte ich einmal die jeweilige Einrichtung eines voll konfigurierten Systems ausklammern (oder wenigstens gesondert betrachten), nicht aber die weitere Administration des Systems im täglichen Einsatz, sofern euch diese denn eine nennenswerte Rolle zu spielen scheint. Zwei Punkte, die mir besonders wichtig erscheinen, sind zum Einen die Verfügbarkeit bzw. Nutzbarkeit bestimmter Funktionen und zum Anderen die Geschwindigkeit und Komfortabilität, mit der Alltagsaufgaben bearbeitet werden können. Selbst verwende ich seit gut drei Jahren fast ausschließlich Linux auf meinen Computern und starte Windows tatsächlich nur dann, wenn ich um eine Website mit Javascript nicht herumkomme (Billigflieger o.ä.). Mit LaTeX lässt sich eigentlich auch alles, was ich so gelegentlich fürs Papier produziere, hervorragend anfertigen. E-Mails lesen/schreiben und im Netz stöbern machen (mit Ausnahme des bereits erwähnten JavaScripts) natürlich auch keinerlei Probleme unter Linux. Für Mich ist es ausnahmslos so, dass ich alle Aufgaben, die ich mit Linux lösen kann (also so gut wie alle), einfacher und schneller unter Linux bearbeite, als unter Windows. Das Problem dabei - und das ist der Grund meiner Nachfrage - besteht darin, dass ich Windows noch nie als mein Hauptbetriebssystem eingesetzt habe, sondern mehr oder weniger direkt von MS-DOS auf Linux umgestiegen bin. Ich kenne mich sehr wohl mit Windows aus und weiß auch einigermaßen mit Jaws umzugehen, aber ich bin im alltäglichen Umgang mit diesen beiden sicherlich nicht annähernd so gut geübt, wie mit Linux. Überdies behandle ich persönlich das Kapitel Sprachausgabe sehr stiefmütterlich und verwende sie fast gar nicht. Dadurch fehlt mir faktisch die Erfahrung mit den Vorteilen eines kombinierten Einsatzes von Braillezeile und Sprachausgabe, wie man sie als Nutzer von Jaws gewohnt sein soll. Daher würde mich auch interessieren, ob ihr ähnliche Vorteile beim kombinierten Einsatz unter Linux auch erzielen könnt, oder ob ihr unter Linux auf eine der beiden Optionen verzichtet und inwiefern sich dadurch "Reibungsverluste" ergeben. Mich beschleicht beim Schreiben dieser E-Mail ein wenig das Gefühl, dass ich alles, was anderen blinden Computernutzern probleme bereiten könnte, in meinem Nutzerprofil von vornherein ausgeklammert habe und daher nicht eben als repräsentativ gelten kann. Fühlt euch also aufgerufen, mich auf Aufgaben- und Problemstellungen hinzuweisen, denen sich ein Blinder typischerweise im beruflichen und privaten Alltag gegenübergestellt sehen mag und deren Bewältigung ihm/ihr unter Linux nicht möglich ist oder gegenüber Windows doch zumindest sehr erschwert erscheint. Vielen Dank für eure Geduld, das alles gelesen zu haben, und natürlich für alle Antworten! Gruß und einen schönen Sonntag, Elias