Zitat von Bernhard Walle
On Fri, 23 Aug 2002 at 09:38 (+0200), R. Montag wrote:
'Ganz gut' reicht allerdings im professionellen Bereich (also dort, wo mit Bildbearbeitung Geld verdient wird) nicht aus. Wenn zuviel Zeit für Nachbearbeitung der > Fehlfarben verbraten wird, ist ein Bildbearbeitungsprogramm nicht zu gebrauchen - für diese Zielgruppe.
Allerdings verstehe ich z. B. nicht, warum man für Zeitungen (die überwiegend schwarz-weiß und nur in einer sehr groben Auflösung gedruckt werden) so eine überwältigende Grafikqualität braucht. Sieht man da überhaupt den Unterschied, ob das Foto irgendwann mal RGB war?
Natürlich nicht. Die Leute reden immer von einem "professionellen Bereich" - aber dummerweise hat so ziemlich jeder von denen die Definition von "professionellem Bereich", die ihnen gerade paßt. Weder der Zeitungsgrafiker noch ein Screendesigner braucht CMYK - beide können aber zweifellos professionelle Grafiker sein, sie haben nur eben andere Anforderungen als ein Plakatgestalter. Es gibt mehr Grafiker, die für ihre Arbeit bezahlt werden, als solche, die Hochglanz-Farbprospekte gestalten. Wer das nicht tut, ist deshalb noch lange nicht "unprofessionell". "Professionell" heißt per Definition, jemand macht eine Sache für Geld und hat damit auch eine die entsprechende Verantwortung für das Ergebnis dem Kunden gegenüber. Er muß effizient sein, denn der Kunde will nicht mehr bezahlen als notwendig, und zuverlässige und fehlerfreie Arbeit abliefern. Dazu gehören vor Allem handwerkliche Fähigkeiten, Wissen und Können - Der Einfluß der Werkzeuge wirkt sich nur sehr begrenzt aus. Ein professioneller Grafiker muß auch mit Schere und Klebstoff in brauchbarer Zeit zu einem brauchbaren Ergebnis kommen, wenn das die Situation erfordert. So, wie ein guter Programmierer im Notfall auch mit dem Notepad arbeiten kann und dabei immer noch effizienter ist als ein schlechter mit einer komfortablen IDE. Professionell heißt, daß man die verschiedenen verfügbaren Werkzeuge für sein Handwerk im Detail kennt und entscheiden kann, welches im Einzelfall am geeignetsten ist. Alles mit Photoshop zu machen, weil man das eben kennt, ist für mich unprofessionell. Ebenso wie es unprofessionell ist, durch "Try and Error" ein Ergebnis produzieren zu wollen - diese Methode ist weder kontrollierbar noch zielführend. Unprofessionell ist beispielsweise, sein Lieblingswerkzeug als alleine seligmachendes und unverzichtbares High-End-Gerät darzustellen und alles andere als nicht professionell genug abzuqualifizieren. Wenn der Lehrling nichts kann, ist meistens das Werkzeug schuld - oder? Ebenso unprofessionell ist es, grundsätzlich nur das teuerste und mächtigste Werkzeug einzusetzen, obwohl die Aufgabe das gar nicht erfordern würde. Ein professioneller Grafiker muß realistisch einschätzen können, ob für ein bestimmtes Aufgabenfeld z.B. GIMP ausreicht und dann ggf. das Geld für die Photoshop-Lizenz sparen. Unprofessionell ist auch, seine persönlichen Anforderungen auf die Allgemeinheit zu übertragen und das dann als "professionell" zu bezeichnen. Oder grundsätzlich Maximalforderungen zu stellen ohne Rücksicht auf die zu bewältigende Aufgabe und das gewünschte Ergebnis. -- Erhard Schwenk http://www.fto.de - http://www.akkordeonjugend.de ------------------------------------------------- This mail sent through FTO WebMail