Am Fre, 2002-03-15 um 10.33 schrieb Konrad Neitzel:
Ralf Corsepius
schrieb: Am Don, 2002-03-14 um 18.49 schrieb Konrad Neitzel:
Wieso haben denn irgendwelche Leute damals den 0.99pl1 Kernel ausprobiert? Ich weiss noch, wie wenig Hardware unterstützt wurde. Wenn Du damals schon dabei warst, weisstest Du, dass man damals (was man auch heute noch tun sollte) sich seinen Rechner nach den von Linux unterstützten Komponenten zusammengestellt hat.
Naja - dennoch war es zum Teil recht dürftig :)
Siehe "The Linux Installation and Getting Started" (Matt Welsh, August 1993): http://www.cs.indiana.edu/usr/local/www/linux/gs/gs.html Nun ja, klar gab es Probleme im Detail. Doch wer hatte damals schon mehr als eine Grafik-Karte, Floppylaufwerk, eine HD und einen Nadeldrucker? Zu der Zeit kamen die allerersten CDROMS auf, Ethernet hatte kaum jemand, Modems hatten manche. Alles war für heutige Massstäbe unglaublich teuer. Ein WWW in seiner heutigen Form gab es natürlich auch noch nicht. Zur Veranschaulichung ein Zitat aus obigem Link (Dem offiziellen Installation's Guide der damaligen Zeit!!!) [..] Installing the SLS CD-ROM If someone will lend me a CD-ROM drive, I can write this section. [..]
Und so kritisch wie Du es darstellst war es eigentlich nicht: Die einig kritische Komponente war anfangs nur die GraKa. Ich möchte glatt behaupten, dass es damals einfacher war HW unter Linux zum Laufen zu bekommen, wie heute, da die Vielfalt der HW wesentlich kleiner war. Mit ein klein wenig Bedacht gekauft lief damals (1992) nahezu jeder Escom oder Vobis-Rechner auch unter Linux. Die frage ist aber nur, wie er lief. Hinreichend gut, um beruflich damit arbeiten zu können (Im Büro SunOS, zu hause Linux). Zuerst vorwiegend auf der Konsole, nachdem schrittweise viele X11-Anwendungen hinzukamen, war zum Arbeiten an damaligen SunOS-WSen kaum ein Unterschied (TeX und OpenView waren mit die ersten "grossen Anwendungen" unter Linux - Standard WM war 1992 der twm).
Was für Anforderungen hat man an solch einen Rechner. Wie sieht es z.B. mit Netzwerkkarten und so aus. Wie schon gesagt, das war ein Problem für denjenigen, der sich eine leisten konnte :)
Damals war Linux deutlich einfacher und übersichtlicher als heute, und .... es war recht stabil, jedenfalls wesentlich stabiler als WIN damals ;) Mit sehr beschränkter Nutzbarkeit. Was konnte man damals mit Linux machen? Ein Hello World Programm ist stabil :) Dann wird es dich wundern: Vieles.
Eine Vielzahl der Commandline-Tools, die noch heute üblich sind, gab es Ende 1992 schon und/oder kamen sehr bald hinzu. Selbstverständlich war Programmierung kein Problem, die wichtigsten Tools (gcc, bash, yacc, lex, make, diverse Editor uvm), gab es. Andere Standard-Tools aus anderen Anwendungsbereichen, z.B. Textverarbeitung (LaTeX, xfig) und oder Bildverarbeitung (netpbm), selbst Spiele (nethack), kamen sehr bald nach. Sehr viele der heute manchmal "belächelten Progrämmchen mit x*" gab es damals auch schon (xfig: 1984, xv: 1989) oder entstanden um diese Zeit herum (Beachtenswert: xv wurde seit 94 praktisch nicht mehr verändert!).
- Von Mitbewerbern absetzen ist notwendig. SuSE will ja auch Geld verdienen. Ist doch eigentlich legitim. Es muss also ein Grund geben, warum ich mir das SuSE-Linux kaufe statt mir die Debian CDs brennen zu lassen. So ein Unterschied ist also IMHO notwendig. Legitim ist es, die Frage ist nur, ob das, was SuSE macht wirklich sinnvoll und notwendig ist. SuSE wird es sicherlich bejahen.
Ich aber scheine zu den Usern zu gehören, die in Zukunft möglicherweise durch das Zielgruppenraster der SuSE-Distri fallen werden (Siehe unten).
- Dass im Zuge dieser Marketingstrategie selbst KDE3beta so verkauft wird, verstehe ich auch nicht und macht mich auch sehr wütend. Ich denke mir da meinen Teil (Und das geht dann nicht gegen SuSE sondern gegen die Masse! Die Masse der Menschen will ja belogen und betrogen werden!) ;) ...
- Der Zugriff auf die OpenSource Gemeinde ist legitim! Das ist sogar andererseits ausdrücklich gewünscht. Dass SuSE dann auch noch mithilft ist dann ein positiver Seiteneffekt. ACK.
Kommerzielle Interessen, das ist der Unterschied zu damals! Eine Firma hat immer kommerzielle Interessen. Dies hat aber Linux auch gepusht! Ja, aber es hat alles (wie immer) 2 Seiten.
Oder noch anders ausgedrückt: Damals wie heute, will ich ein funktionierendes _Unix_-System. Ob darauf FVWM, KDE oder Gnome läuft, oder ob es sich überhaupt um Linux handelt, ist mir zunächst einmal völlig gleichgültig, solange das System meinen individuellen Ansprüchen genügt. Andere mögen andere Motivationen haben Linux, SuSE, KDE/Gnome einzusetzen ... Ja - sehe ich genau so. Ich habe oft genug meine Motivation zu SuSE 8.0 geschrieben und so. Ich habe mich lediglich gegen dieses totale vermiesen von KDE gewehrt und vor allem gegen die Aussage: Geschmacksache - Jeden das Seine. Genau das ist ja das Gute an Linux: Die Auswahl und die Vielfalt.
Davon abgesehen, dass ich KDE nicht einsetze, habe ich mit KDE an sich kein Problem. Das heisst aber auch, dass ich mir in den nächsten Woche in Ruhe u.a. diese Mailliste beobachten und mir die Reaktion auf SuSE-8 anschauen werden. KDE verwende ich nicht, Zeit einen Upgrade durchzuführen habe ich auch momentan auch nicht, und wenn ich irgendwann die Zeit und Lust dazu habe, werden ich für mich entscheiden, ob die SuSE-Distri mit KDE und YaST2 noch meinen Bedürfnissen gerecht werden oder ob aber ein Distri-Wechsel angesagt ist.
Insofern muss ich Dir widersprechen: Es geht den Anwendern nicht um Visionen, sondern ausschliesslich um das hier und jetzt. Den Distries geht es um Visionen und die Hoffnung sich u.a. durch risikofreudige technische Entscheidungen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Nein. Ich bin auch ein Anwender, oder? Offensichtlich KDE-begeistert oder gar daran beteiligt - warum auch nicht?
Und ich denke, dass es auch andere wie mich gibt. Und wenn ich mir die KDE Maillisten ansehe, dann gibt es davon sogar noch sehr viel mehr wie mich!
Aber es kann natürlich auch sein, dass wir alle einfach zu blöd sind oder so. (Oder zu unwissend!) Das will ich nicht gesagt haben und hoffe es auch keinesfalls gesagt oder auch nur angedeutet zu haben ;)
Ralf