Am Don, 2002-03-14 um 18.49 schrieb Konrad Neitzel: [KDE]
Es mag manche Probleme geben, aber ich denke, dass einige es bei sich sehr stabil haben und damit ganz ohne Probleme arbeiten. Es behauptet niemand, dass es fehlerfrei ist. Aber je mehr es nutzen, desto mehr Fehler tauchen vielleicht auf und werden gefixt!
Es geht nicht nur um den IST-Stand sondern um das, was auch noch wird bzw. werden kann.
Wieso haben denn irgendwelche Leute damals den 0.99pl1 Kernel ausprobiert? Ich weiss noch, wie wenig Hardware unterstützt wurde. Wenn Du damals schon dabei warst, weisstest Du, dass man damals (was man auch heute noch tun sollte) sich seinen Rechner nach den von Linux unterstützten Komponenten zusammengestellt hat.
Und so kritisch wie Du es darstellst war es eigentlich nicht: Die einig kritische Komponente war anfangs nur die GraKa. Ich möchte glatt behaupten, dass es damals einfacher war HW unter Linux zum Laufen zu bekommen, wie heute, da die Vielfalt der HW wesentlich kleiner war. Mit ein klein wenig Bedacht gekauft lief damals (1992) nahezu jeder Escom oder Vobis-Rechner auch unter Linux.
Es war aber interessant und wenn ich mir nun anschaue, was aus Linux geworden ist, so wurde es zu Recht von sehr vielen probiert und unterstützt!
Damals hättet ihr auch meckern können: Linux 0.99?? Ist doch nicht ganz stabil! Damals war Linux deutlich einfacher und übersichtlicher als heute, und ... es war recht stabil, jedenfalls wesentlich stabiler als WIN damals ;)
Ausserdem gibt es einen wesentlichen, technischen Unterschied zu KDE: Praktisch der gesamte Überbau um den Kernel herum war nicht wirklich neu (X11, Minix, BSD, gcc), sondern hatte schon damals eine (teilweise) sehr lange Vergangenheit ausserhalb von Linux (z.B. X11-Programme). Klar, einige Dinge waren wirklich neu, und (was man heute schon zu vergessen haben scheint) auch von etlichen Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen betroffen.
Ohh je - wieso haben das nur irgendwelche Leute bei sich installiert? Ich kann Dir nicht verraten, warum irgendwelche Leute es getan haben, ich kann Dir aber sagen warum ich es getan hatte: Vorwiegend technische Gründe.
Damals war WIN gerade in der GEM->Win Übergangsphase (Win-3.0 war gerade herausgekommen), d.h. mehr Micky-Maus-Spielzeug als ernstzunehmendes OS. Jedem, der damals, auch nur ein wenig mit "Echten OSen" (VMS, SunOS, Unix) zu tun hatte, war WIN ein Greuel. Unixe waren aber für den Privatgebrauch unerschwinglich, von VaXen mal ganz zu schweigen. Einzige halbwegs akzeptable Alternative war Tanenbaum's Minix, auch kein wirklich brauchbares OS ... in diesem Augenblick kam Linux .. und schon sehr bald X11 (ca. Spätsommer 92). Andere verwendeten Linux aus politischen Gründen (M$), wiederum andere aus Spiel-/Entdeckertrieb - Wirklich ernst genommen wurde damals allerdings von kaum jemandem. Nur heutzutage sieht die Sache völlig anders aus. Die Linuxwelt hat sich verändert: Heutzutage herrschen kommerzielle Interessen statt Idealismus und technischem Interesse vor - Der politische Aspekt gilt allerdings nach wie vor. Einerseits wird OpenSource von den "Etablierten" (endlich) als ernstzunehmend wahrgenommen. Anderseits versuchen Firmen im Linuxumfeld aus den Strukturen der OpenSource-Bewegung Kapital zu schlagen und sie sich zunutze zu manchen. Anderes formuliert: Ich werte die Tatsache, dass SuSE KDE pusht, als den Versuch Alleinstellungsmerkmale und Insellösungen (YaST2) zu schaffen, diese als Vorteil darstellen zu wollen, sich in Wahrheit jedoch möglichst weit von den Mitbewerbern absetzen zu wollen. Um dies zu erreichen, müssen sie ein hohes Risiko fahren, d.h. sich einseitig festlegen und mutmassliche Bleeding-Edge-SW als stabil deklarieren, sowie, um teure Eigeninvestitionen zu vermeiden, auf Resourcen der OpenSource-Gemeinde zurückgreifen. (Gleiches gilt entsprechend für RH, Ximian bez. Gnome bzw. RH/Cygnus und gcc-3.0) Kommerzielle Interessen, das ist der Unterschied zu damals! Oder noch anders ausgedrückt: Damals wie heute, will ich ein funktionierendes _Unix_-System. Ob darauf FVWM, KDE oder Gnome läuft, oder ob es sich überhaupt um Linux handelt, ist mir zunächst einmal völlig gleichgültig, solange das System meinen individuellen Ansprüchen genügt. Andere mögen andere Motivationen haben Linux, SuSE, KDE/Gnome einzusetzen ... Insofern muss ich Dir widersprechen: Es geht den Anwendern nicht um Visionen, sondern ausschliesslich um das hier und jetzt. Den Distries geht es um Visionen und die Hoffnung sich u.a. durch risikofreudige technische Entscheidungen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. [Flames please :)} Ralf -- Registered Linux User #26 http://counter.li.org