Moin, Am Di, den 14.10.2003 schrieb Karl Sinn um 00:34:
ich habe da mal eine kleine Frage, ich lese seit einiger Zeit täglich die Liste, und habe auch selber schon mehrmals (erfolglos) versucht Linux zu installieren. Ich muss feststellen, das sich das installieren in den letzten Jahren erheblich vereinfacht hat... ABER! Alles in allem hab ich am Ende immer aufgegeben, weil ich etwas nicht hinbekommen habe. Wenn ich so die Liste lese, stelle ich fest, dass es vielen Leuten nicht anders geht. Jetzt meine Frage?
Warum, ist es so schwierig, ein Linux zusammenzustellen, dass sich "einfach" installieren lässt, und das dann auch auf allen Rechnern läuft? Und warum kann man unter Linux Programme nicht einfach als ausführbare Datei finden, und unter allen Linuxversionen ausführen, und als letztes warum kann man "kompliziertere" Programme nicht einfach als Install-Version ausliefern, die sich selbst installieren.
Berechtigte Fragen für einen Einsteiger. Die Antwort ist ganz einfach: Das bedeutet, Know-How vom Bediener/Verwalter an das System zu übertragen. Dieses Konzept gibt es schon: Unter Windows oder Mac OS X. Der Vorteil ist, daß alles ziemlich ratzfatz zusammeninstalliert ist. Der Nachteil ist, daß du kaum intervenieren _kannst_. Wenn so ein System dir sagt, ein "Treiber" sei in "Benutzung", dann kannst du den eben nicht entfernen. Wenn so sein System meint, eine Komponente müsse "so und so konfiguriert werden", dann tut es das. Punkt. Ein Linux-System erwartet, daß du das selber kannst und weisst. Im Austausch dafür bekommst du eine deutlich höhere Leistung und Lebensdauer - der Aufwand ist aber oft komplexer. Wenn ich deine Frage mal umformulieren darf: "Warum ist eine Handschaltung im Auto so kompliziert? Warum kann es nicht so sein, daß der Wagen selbst, abhängig von der Geschwindigkeit, selbst Gänge einlegt, sodaß auch ungeübte Fahrer einfach losdüsen können?" Antwort: Du willst ein Automatikgetriebe. Eine Knüppelschaltung erlaubt dir, andere Autos mit Automatik an der Ampel abzuhängen - aber erst, nachdem du gelernt hast, damit umzugehen. Bis dahin wirst du die Karre öfters abwürgen und zum Gespött der anderen Fahrer werden. Wenn du durchhältst, wirst du ihnen später zeigen, wie ein Auspuff riecht. Beide Verfahren haben Eigenarten, Vor- und Nachteile. Beide Vorteile ohne Nachteile geht nicht. Linux ist _kein_ kostenloser Spaßnachbau von Windows. Es funktioniert anders, soll anders funktionieren, hat andere Vorteile und natürlich andere Nachteile. Das ist für den Umsteiger häufig am schwersten zu verstehen. Es gibt kein SETUP.EXE, weil genau diese Konstruktion auf deiner Windowskiste (wohlmöglich fälschlicherweise) Systemdateien überschreibt oder (ebenfalls fälschlicherweise) eben nicht überschreibt, "irgendwas" konfiguriert und beim deinstall "irgendwas" wieder entfernt. Wenn das falsch war, bist du, 'tschuldigung: Gearscht. Diese Art von Funktionalität wirst du in Linux hoffentlich nie finden. Wenn du diese Art Handling suchst, dann bekommst du mit Windows oder MacOS zwei Produkte zur Auswahl, die das hervorragend machen. Linux funktioniert auch hervorragend, aber anders. :-) Gruß, Ratti -- -o) fontlinge | Font management for Linux | Schriftenverwaltung in Linux /\\ http://freshmeat.net/projects/fontlinge/ _\_V http://www.gesindel.de https://sourceforge.net/projects/fontlinge/