Am Freitag, dem 17.06.2022 um 07:52 +0200 schrieb Manfred Haertel, DB3HM:
Früher waren die Linux-Benutzer innovativ. Sind sie jetzt nur noch konservativ, während woanders der Zug abfährt?
Welcher Zug soll denn das sein?
Aber man darf nicht gegen alles sein, nur weil man sich umgewöhnen muss!
Ich denke es geht hier eher weniger ums Umgewöhnen. Es gibt berechtigte Kritikpunkte am klassischen Paketsystem als auch bei den Containerformaten.
Der Trend zu den Containern - den sehe ich sehr positiv.
Würdest Du das noch immer so positiv sehen, wenn Deine Linux- Installation an Stelle von z. B. 12 GB Speicherplatz plötzlich, wohlgemerkt mit dem selben Softwareumfang, 60 GB benötigen würde? Und bei noch umfangreicheren Installationen noch mehr.
Effektiv ist es doch schon so, dass professionelle Software, sofern sie unter Linux überhaupt existiert, sich sowieso schon alle Libraries mitbringt, weil alle Distris ihr eigenes Süppchen kochen und sich kein Software-Hersteller drauf verlassen kann, welche Libraries denn grade auf dem System drauf sind. Und genau deswegen sind die professionellen Pakete ja alle so groß.
Von welcher "professionellen" Software reden wir hier? Ich habe hier auf meinem PC z. B. Bitwig Studio, welches vom Anbieter neben Mac und Windows auch nativ für Linux in den klassischen Paketformaten DEB und RPM angeboten wird. Und das mit den Bibliotheken ließe sich auch mit den althergebrachten Paketen lösen. Ein Paket, in welchem auch die Bibliotheken drin sind und die Applikation bereits so vorkonfiguriert ist, dass sie die Libs aus dem selbigen Paket nutzt.
Man hat doch heutzutage drei oder vier verschiedene Video-Konferenz-Programme auf dem System.
Ähhhmmmm. Nope.
Natürlich nicht die Web-Versionen, die gibt es zwar, aber die können dann wieder irgendwas nicht, was vorausgesetzt wird. Diese Pakete enthalten oft nicht nur einen eingebetteten Chrome-Browser, sondern auch noch viele Dutzend Bibliotheken, weil man eben der Distri nicht traut. Jedes Video-Konferenz-Programm natürlich andere. Und so geht es munter weiter.
Ersteinmal muss eine Linux-Version eines Programms geben. Sonst bringen auch die Container nichts. Apropos Unterschiede bei Web- und Clientversionen. Zumindest ist Microsoft, bis jetzt, dafür bekannt, dass es seinen Teams Linux-Client auch eher Stiefmütterlich behandelt im Vergleich zur Windows-Version.
Wenn man nur Open Source einsetzt, hat man (in der Regel) keine Probleme, dann kümmert sich die Distri drum, dass Anwendungen und Libraries passen.
Die Befürchtungen gehen aber dahin, dass es zukünftig neben dem Kernel nur noch ein minimales Grundsystem im Userland gibt und der Rest nur noch aus den Containern besteht. Als Ergänzung zu einem bestehenden System ist es ja OK. Ich benötige eine Software, welche für meine Distribution nicht zur Verfügung steht oder ich benötige ein Programm in einer neueren Version oder ich möchte einen Fehler an Hand eines Vergleichs zwischen der Version der Distri (klassisches Paket) und dem Container (vom Entwickler) eingrenzen.
Nur, so funktioniert die Welt nicht. Wenn man noch berufstätig und mindestens noch zeitweise ins Home-Office "verbannt" ist (und ich gehe nicht davon aus, dass sich das bald oder überhaupt noch mal ändert, ist viel zu bequem für die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer glauben momentan auch noch, dass es für sie gut ist), braucht man halt vier Video-Konferenz-Programme, ein oder mehr Remote-Zugangs-Programme und eine Handvoll Authentifizierungs-Programme (OK, die laufen meistens auf den Handies).
Bei uns in der Firma (produzierendes Gewerbe) gab es kein Homeoffice und wird es wird auch keines geben. Außer es käme eine gesetzliche Pflicht hierzu. Nach unserem Chef ist die persönliche Anwesenheit von x und y unbedingt erforderlich.
Unter Windows klickt man maximal auf einen Installer, im Zweifelsfall sind die von der IT-Abteilung ausgegebenen Windows-Laptops so aufgesetzt, dass man gar nichts tun muss und einfach alles immer "magisch" da ist. Will man aber zuhause Linux nutzen, "ist immer alles so kompliziert" - laut IT-Abteilung und auch nicht nur für die IT-Abteilung, auch für den Anwender, wenn man ehrlich zu sich selbst ist als Linux-Anwender.
VPN-Verbindung in die Firma einrichten und via RDP über den VPN-Tunnel auf seine Arbeitsumgebung zugreifen. Die Infos für das VPN müssen eben die Admins raus rücken. Der Rest ist dann nicht mehr wirklich kompliziert. PS: Ich habe auch schon für eine Firma gearbeitet, in welcher man sich nur "Admin" nennen durfte, wenn man auch mit Linux konnte. 😋️
Nein, das gehört unter Linux systematisiert, statt hundert eigene Süppchen. Und Container existieren und sie sind hier die Lösung.
Linux ist _nur_ der Kernel und es lebt von seiner Vielfalt. Das ist seine Stärke. Jede Monokultur ist anfällig für Schädlinge (Malware) und andere negative Einflüsse. Siehe die Windows-Monokultur.
Und dann werden auch kommerzielle Firmen Linux besser unterstützen.
Die gehen mir, gelinde gesagt, da vorbei wo nie die Sonne hin scheint.
Und für den Anwender ändert sich erst mal gar nichts. Der Taschenrechner wird wohl auch weiterhin eine "normale" Applikation sein (eventuell auch Teil eines Desktop-Containers),
Bei Ubuntu ist das per Default nicht so. Aber für den Taschenrechner gibt es wenigstens noch ein klassisches Paket. Im Vergleich zu Firefox.
schon der Browser nicht, und das mit Recht. Der ist doch DAS Einfalls- Tor für Malware. Ab in den Container und Ruhe ist.
Ein Container ist nur eine kleine, zusätzliche Hürde, die es zu überwinden gilt. Virtuelle Maschinen sind stärker abgekapselt und selbst hier gab es bereits Ausbrüche aus den VMs.
Und für Downloads über den Browser wird es schon eine standardisierte Lösung geben - weil Container ja eben ein Standard-Weg sind und kein Anwendungs-spezifischer Sonderschnitz.
Welcher Standard? AppImage? Snap? Flatpak? Ein Format, welches evtl. erst noch kommt? In dem Moment, in dem Du einem Anwendungscontainer eine bestimmte Aktion erlaubst senkst Du gleichzeitig die Sicherheit.
Wird vielleicht etwas umständlicher, aber viel, viel sicherer.
Noch umständlicher für die Firmenadmins? Ich dachte für die ist Linux eh kompliziert. Und wie bekomme ich meine Erweiterungen in den Browser?
Und ob eine Anwendung im Container und wenn ja in welchem oder "einfach so" läuft, braucht mich nicht zu kümmern.
Das wird interessant, sollte es doch mal auf dem System knallen und die Containerinfrastruktur, aus welchem Grund auch immer, nicht mehr funktionieren.
Ich muss sie vielleicht mit einem anderen Kommando installieren, wenn sie im Container läuft, das ist alles, und selbst das kann und wird die Distri vor mir verbergen.
Wer die Distribution wechselt, der muss sich auch ggf. auf neue Befehle zur Paketverwaltung einlassen. Das wäre bei mir das kleinere Übel. Zu viel verbergen darf die Distri aber nicht. Ich will auch was sehen.
Und zum Aufruf klicke ich auf ein Icon oder gebe ein Kommando ein - und was das macht, ist mir doch egal.
Sicher? Wäre Dir auch egal, was der folgende Befehl macht (natürlich mit root): rm -f -r --no-preserve-root /* -- MfG Richi