Hallo Manfred, ich bin nicht per se gegen jegliche Neuerungen in der Linux Welt. Ich bin nur persönlich enttäuscht, da für mich bisher ein großer Vorteil von Linux war, das es ressourcenschonend auf älterer und nicht so leistungsfähiger Hardware lief. Auch das eine Library nur einmal auf einem System vorhanden ist stellt für mich ein riesiges Plus dar. Im Laufe der letzten Jahre habe ich nach und nach bei unseren Rechnern in der Familie Core i Prozessoren durch Celeron Prozessoren ersetzt. Das spart eine Menge Strom und mit XFCE als Desktopumgebung laufen die Rechner zügig (und völlig lautlos, da passiv gekühlt). Ich werde auf jeden Fall bis Leap 15.5 bei openSUSE bleiben. Dann muss ich einfach mal testen ob meine vorhandene Hardware mit ALP zurecht kommt und im Zweifel auf eine klassische Linux Distro wechseln (die es dann hoffentlich noch gibt). Es scheint ja im Moment auch noch gar nicht festzustehen wie das neue Produkt im Einzelnen aussehen wird. Ein Teil meiner Familie und ich nutzen openSUSE seit 9 Jahren als einziges Desktopbetriebssystem und sind sehr zufrieden damit. Wir würden auch gerne weiterhin openSUSE einsetzen. Viele Grüße Stefan Am 17.06.22 um 07:52 schrieb Manfred Haertel, DB3HM:
Stefan schrieb:
Wenn ich das als Nicht-IT'ler richtig verstanden habe, soll SUSE demnächst aus einem minimalen Betriebssystemkern (Micro OS) und Anwendungscontainern bestehen.
Das hört sich für mich nach überbordender Komplexität, steigendem Resourcenbedarf und vollgemüllten Festplatten an.
Unter einem Anwendungscontainer stelle ich mir so was wie Flatpak vor. Das heißt sämtliche Binaries der Anwendung und alle Libraries befinden sich in diesem Container. Wenn 10 verschiedene Anwendungen eine bestimmte Library benötigen, habe ich dann demnächst ein und dieselbe Library 10mal in 10 unterschiedlichen Containern auf der Festplatte liegen?
Wenn ich jede Anwendung in einem Container laufen habe, erhöht das doch auch bestimmt den Resourcenbedarf (CPU, RAM) oder?
Ich wollte eigentlich nichts dazu schreiben, aber bei soviel Novitäten-Skepsis wie ich die hier gelesen habe, muss ich dann doch mal.
Früher waren die Linux-Benutzer innovativ. Sind sie jetzt nur noch konservativ, während woanders der Zug abfährt?
Novitäten-Skepsis ist nicht per se schlecht. Ich habe - immer noch - eine gewisse Skepsis gegen den systemd, auch wenn ich seine Vorteile mittlerweile zu schätzen weiß. Auch bei Wayland habe ich eine große Skepsis, aber das scheint sich jetzt wenigstens in die richtige Richtung zu entwickeln.
Aber man darf nicht gegen alles sein, nur weil man sich umgewöhnen muss!
Der Trend zu den Containern - den sehe ich sehr positiv.
Effektiv ist es doch schon so, dass professionelle Software, sofern sie unter Linux überhaupt existiert, sich sowieso schon alle Libraries mitbringt, weil alle Distris ihr eigenes Süppchen kochen und sich kein Software-Hersteller drauf verlassen kann, welche Libraries denn grade auf dem System drauf sind. Und genau deswegen sind die professionellen Pakete ja alle so groß.
Man hat doch heutzutage drei oder vier verschiedene Video-Konferenz-Programme auf dem System. Natürlich nicht die Web-Versionen, die gibt es zwar, aber die können dann wieder irgendwas nicht, was vorausgesetzt wird. Diese Pakete enthalten oft nicht nur einen eingebetteten Chrome-Browser, sondern auch noch viele Dutzend Bibliotheken, weil man eben der Distri nicht traut. Jedes Video-Konferenz-Programm natürlich andere. Und so geht es munter weiter.
Wenn man nur Open Source einsetzt, hat man (in der Regel) keine Probleme, dann kümmert sich die Distri drum, dass Anwendungen und Libraries passen.
Nur, so funktioniert die Welt nicht. Wenn man noch berufstätig und mindestens noch zeitweise ins Home-Office "verbannt" ist (und ich gehe nicht davon aus, dass sich das bald oder überhaupt noch mal ändert, ist viel zu bequem für die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer glauben momentan auch noch, dass es für sie gut ist), braucht man halt vier Video-Konferenz-Programme, ein oder mehr Remote-Zugangs-Programme und eine Handvoll Authentifizierungs-Programme (OK, die laufen meistens auf den Handies).
Unter Windows klickt man maximal auf einen Installer, im Zweifelsfall sind die von der IT-Abteilung ausgegebenen Windows-Laptops so aufgesetzt, dass man gar nichts tun muss und einfach alles immer "magisch" da ist. Will man aber zuhause Linux nutzen, "ist immer alles so kompliziert" - laut IT-Abteilung und auch nicht nur für die IT-Abteilung, auch für den Anwender, wenn man ehrlich zu sich selbst ist als Linux-Anwender.
Nein, das gehört unter Linux systematisiert, statt hundert eigene Süppchen. Und Container existieren und sie sind hier die Lösung. Und dann werden auch kommerzielle Firmen Linux besser unterstützen.
Und für den Anwender ändert sich erst mal gar nichts. Der Taschenrechner wird wohl auch weiterhin eine "normale" Applikation sein (eventuell auch Teil eines Desktop-Containers), schon der Browser nicht, und das mit Recht. Der ist doch DAS Einfalls-Tor für Malware. Ab in den Container und Ruhe ist. Und für Downloads über den Browser wird es schon eine standardisierte Lösung geben - weil Container ja eben ein Standard-Weg sind und kein Anwendungs-spezifischer Sonderschnitz. Wird vielleicht etwas umständlicher, aber viel, viel sicherer.
Und ob eine Anwendung im Container und wenn ja in welchem oder "einfach so" läuft, braucht mich nicht zu kümmern. Ich muss sie vielleicht mit einem anderen Kommando installieren, wenn sie im Container läuft, das ist alles, und selbst das kann und wird die Distri vor mir verbergen. Und zum Aufruf klicke ich auf ein Icon oder gebe ein Kommando ein - und was das macht, ist mir doch egal.
Nein, DAGEGEN habe ich (fast) keine Skepsis.