Steffen Lauterkorn schrieb:
Am Sonntag, 23. Mai 2004 16:13 schrieb Carsten Weinberg:
On Sun, 23 May 2004 10:34:00 +0200
Hi, (ich kürze den vorangegangenen Text mal nicht.)
OpenOffice ist voll kompatibel zu XML, zu StarOffice, zu ... - nur MS-Office ist nicht kompatibel zu all den anderen Programmen.
moralisieren hilft nicht weiter wenn du in einer Firma bist, die Millionenen Word, Excel und sonstige Files hat. xml ist nicht der Standard, sondern .doc, .xls, usw.. Unter solchen Bedingungen sind weder Datenverluste zu akzeptieren, noch kann man den User mit einem Programm beeindrucken, das den Klick aufs Dokumenten Icon zu einem Geduldsspiel macht.
Aber dass Grafiken unkontrolliert im Text wandern, möchtest du ihnen zumuten? Wie viele Dokumente sind wohl so speziell, dass sie nur mit Word geöffnet werden können? Bei meinem Arbeitgeber dürfte das ein verschwindend geringer Teil sein.
Im Übrigen finde ich deine Argumentation in einem entscheidenden Punkt ziemlich hohl: Die Abhängigkeit von MS Office wurde aus kurzsichtigen Erwägungen heraus eingegangen. Man hat die Benutzer so daran gewöhnt, dass viele glauben, es sei das einzige Office _überhaupt_.
naja, an diesem Punkt kann ich aus einer persönlichen Erfahrung heraus nicht ganz zustimmen. Wir haben einmal bei einem früheren Arbeitgeber der sog. Marketingabteilung vorgeführt, was bspw. PowerPoint beim Einbinden von Grafiken macht. Dazu wurde eine Präsentation neu erstellt, und nur Grafiken (etwa 20 Stück) von einer Diskette stammend, eingebunden. Das Resultat war, daß ohne zusätzliche Formatierungen, Textpassagen, etc. die Datei auf über 17MB aufgeblasen wurde. Die Marketingabteilung war (noch) begeistert. Aber nach etwa 2 Wochen fingen die Störungen an: Geschäftspartner könnten mit den neuen Dateiformaten nichts anfangen - und ein komplettes Konvertieren zu Dateiformaten der MS Produkte gelang nicht, da dabei Features verloren gingen ... Für uns hies dies: zurück zu MS.
Mit jedem Tag wird die Abhängigkeit größer, man erzeugt schließlich täglich neue Dokumente. Das Problem wird also größer statt kleiner.
Indem du akzeptierst, es sei nichts mehr zu ändern, schreibst du diesen Zustand fest und trägst noch zur Verschlechterung bei. Es ist ja auch so bequem, zu sagen, man sei für all das nicht verantwortlich, da es ja keine andere Wahl gebe. Man muss dann auch nicht nach Lösungswegen suchen.
Wenn der einzelne eine Lösung für sich geschaffen hat, heißt dies aber leider aus o. Beispiel heraus noch nicht, daß man es auch ohne Probleme einsetzen kann ... Erst die Masse würde einen Wechsel durchführbar machen.
Wäre es nicht langfristig günstiger, sich dafür einzusetzen, dass nötigenfalls in einem größeren Kraftakt eine generelle Umstellung erfolgt? Dass ich von Windows auf Linux umgestellt habe, bereue ich keinen Augenblick. Von SuSE ist der Weg zu anderen Linux-Distributionen oder MacOS gar nicht mehr weit, macht mir SuSE zu viel Mist, dann...
Oh, man kann mit Linux sehr wohl Geld verdienen. Unter Linux gibt es nicht nur GPL-Anwendungen.
ich meinte gewisse Spezialanwendungen, die es niemals für Gnu/Linux geben wird, weil da kein Geld zu machen ist. Wir können die Hersteller nicht davon überzeugen, Millionen für Gnu/Linux Ports auszugeben, und ein paar Tausend $ zurückzubekommen - wenn überhaupt. Niemand kann das. Da ist einfach kein wirklicher Markt - leider.
Warum sollte da kein Markt sein? In unserem Labor liefe ohne Windows kein einziges Messgerät. Das liegt aber vielleicht auch daran, dass man beim Kauf so kurzsichtig entschieden hat, nicht nach anderen Betriebssystemen zu fragen. Andere Unternehmen haben es genauso gemacht.
Wenn sich mehr Firmen für eine Linux-Lösung entscheiden könnten, gäbe es auch bald Programme. So habe ich vor einigen Tagen ein Prospekt in der Hand gehabt, in dem ein LIMS (Labor-Informations-Management-System) auch für Linux angeboten wird. Das hängt alles von Angebot und Nachfrage ab. Es wäre ein Anfang.
Aber du hast sicher Recht, für viele Windows-Anwendungen gibt es (noch) kein brauchbares Gegenstück. Im Office-Bereich allerdings schon.
Aus Sicht des Privatusers und ein paar Ausnahmefirmen sicherlich. Aus Sicht der Grossindustrie allerdings ergibt sich, dass wir mit Programmen wie OO nicht weiterkommen werden. Die Codebasis ist völlig aufgebläht, ein Spiel mit nahezu sämtlichen Softwaretechniken der vergangenen 15 Jahre, wobei offensichtlich Resourcenknappheiten niemals Grund zum Nachdenkenen gegeben haben. Somit verwundert es nicht, dass OO so langsam ist. Mit dieser Codebasis glaube ich auch nicht, dass da noch etwas positives zu erwarten ist. Am besten wäre es M$ würde seine Office Suite portieren.
Igitt ... ;)
Worin besteht nun der Unterschied zwischen MS Office und Windows? Microsoft bringt seit _über_ _zehn_ _Jahren_ keine Textverarbeitung zustande, die eingefügte Objekte verwalten kann. Ich persönlich warte lieber ein paar Sekunden länger beim Öffnen, als meinen Grafiken hinterher zu laufen.
Da gab es ja schon ein paar Mal Gerüchte. Ob es Vapourware ist, weiss ich nicht. Auf jeden Fall wäre der Port wünschenswert.
Du möchtest sagen, dass du es dir wünschst. Ob es das dann wert wäre, muss entschieden werden, wenn es so weit ist.
Apropos ximian Evolution. Ich habe einmal damit experimentiert. DH. mein .mh konvertiert, und dabei geht es um einige 10.000 EMails. Aufgrund von Designschwächen kommt ximian Evolution mit einem solchen Datenvolumen offensichtlich nicht zurecht. M$ Outlook, aber auch mein Sylpheed allerdings sehr gut. Sylpheed würde allerdings die Outlook spezifischen Dinge, Events, Kalender usw., die meinen Kollegen so wichtig erscheinen, nicht können. M$ Outlook läuft allerdings unter wine. Ob es dann wirklich eine Alternative ist, wage ich zu bezweifeln, obgleich ich M$ Office unter wine gelegentlich OO vorziehe. Es started tatsächlich schneller - wie peinlich.
Wie gesagt, der Gnu/Linux Port der wesentlichen M$ Applikationen wäre wünschenswert. Dafür müsste allerdings ein Markt vorhanden sein. So funktioniert unsere Wirtschaft nun einmal.
Und wie lange wird es dauern, bis MS auch hier alle anderen Anbieter vom Markt drückt? Wird sich an der Marketing-Strategie des Unternehmens je etwas ändern?
Was mich aber am meisten erschreckt, ist die Tatsache, dass deine Ausführungen in verschiedenen Variationen weit verbreitet sind.
Wenn Linux am Desktop scheitert, dann nicht an technischen Problemen sondern an der Ignoranz vieler Zeitgenossen, die nur allzu gerne nachplappern, dass Linux eigentlich nichts taugt und die Entwicklung einer Linux-Version der eigenen Software nicht lohnt.
Man kann eine Sache auch tot_reden_ --- und du hilfst kräftig mit.
Gruß, Steffen
Gruß Torsten