Moin, Am Do, den 24.06.2004 um 23:28 Uhr +0200 schrieb Thomas Hertweck:
Nein. Die Gemeinschaft dieser Liste hat sich Regeln gegeben. Und wenn jemand dieser Gemeinschaft beitritt, dann sollte derjenige sich an die Regeln dieser Gemeinschaft halten, solange sie nicht rechtswidrig oder anderweitig illegal sind. Wem die Regeln nicht gefallen, kann sich gerne dafuer einsetzen, dass sie geaendert werden oder er kann die Gemeinschaft wieder verlassen - ansonsten sollte man sich wie in jeder Demokratie an die Regeln halten, auch wenn man sie selbst nicht 100% teilt (das gilt in meinen Augen z.B. auch fuer Gross- und Kleinschreibung). So funktioniert das nun einmal in einer demokratischen Gesellschaft.
In der echten Welt ändern sich Regeln nicht dadurch, daß sich alle dran halten. Das ist nunmal genau umgekehrt. Die amerikanische Prohibition wurde aufgehoben, weil die Leute dann eben massenhaft illegal gebechert haben. Die deutsche Gesetzgebung bezüglich Pornographie oder z.B. Homoexualität ist heute eine andere, weil sie schlicht und ergreifend massenhaft gebrochen wurde. Es ist wie mit Sprache, Musik, Moral, Rechtschreibung... die Gesellschaft verändert sich. Und irgendwann passen die Normen nicht mehr zur Realität. / Deswegen/ ändern sich Regeln. Blödes Beispiel: Angesichts des inflationär falschen Gebrauchs des Apostroph-S ( "Gabi's Blumenlädchen", "Kalli's Imbiss") kannst du davon ausgehen, daß das irgendwann als richtig definiert wird. Regeln folgen veränderten Realitäten. Man muß jetzt nicht gleich alles so hoch hängen. Trotzdem darf man an dieser Stelle mal über den Zaun gucken: Außerhalb des deutschen Sprachraums wird das in Listen und Foren durchaus deutlich weniger restriktiv gehandhabt. Ich sehe in Nachrichten über die Debian Developer oft mal ein Pseudonym oder einen "halben" Namen.
Es gibt Leute, die haben hier ein "Vorname N." stehen - das ist doch prinzipiell OK.
Was ich übrigens für einen /perfekten/ Kompromiss halte zwischen sinnvollen und humanen "Benimmregeln" und dem Datenschutzinteresse des Individuums.
Aber was soll ein "ich_bin_der_king@..."?
Natürlich gibt es einen "Mittelwert" geben zwischen der Entblößung der Identität und ein völlig idiotischen Anonymisierung! Zum Beispiel Jörg "Ratti" R. NAtürlich kann es vorkommen, daß ein Name dann nicht mehr "unique" ist, aber das ist etwas Alltägliches. Bei uns in der Firma gibt es drei Daniels, und zwei davon haben einen Nachnamen "S.". In einer meiner Schulklassen gab es fünf Stefans. Das hat uns nicht gehindert, zu kommunizieren.
Siehe dazu auch der Kommentar unten. Deine Haltung gegenueber Staat und Gesellschaft hast Du schon weithin bekannt gemacht, Ratti, siehe z.B. die Diskussionen um GPG-Signaturen auf dieser bzw. der Etiketten-Liste.
Ach du Schande. Dreh mal die Flamme ein bisschen runter. :-) Ich guck mal kurz aus dem Fenster - Nein, derzeit sind keine proletarischen Massen zu sehen, die sich durch die Straßen wälzen und "Nicknames oder Tod!" fordern. Schade :-))) Es geht einfach nur um Datenschutz - und daß das Netz, daß sich diese Regeln mal so gegeben hat, nicht mehr existiert, und daß das heutige Netz in einigen Dingen andere Regeln braucht. Übrigens scheint sich die Werbewirtschaft nicht großartig um meine Haltung zu Staat und Gesellschaft zu scheren - als Konsument ist man immer gut genug. :-))
[...] Und was ist, wenn ich das Problem habe, daß es in Deutschland noch einen zweiten "Jörg Roßdeutscher" gibt, der in Webforen damit prahlt, ein kinderf!ckender N@zi zu sein? Und jetzt sage mir keiner, daß Chefs auch in Zukunft nicht googeln können. Oder daß das illegal sei. Ha.
Das ist IMHO schon wieder ein gutes Beispiel, dass ein Pseudonym absolut keinen Schutz bietet. Glaubst Du denn ernsthaft, wenn Du hier mit dem Pseudonym "Ratti" mailst, dass Du dann auf der sicheren (weil anonymen) Seite bist. Um es in Deinen Worten zu sagen: Und was ist, wenn Du das Problem hast, dass es in Deutschland noch einen zweiten Ratti gibt, der in Webforen damit prahlt, ein kinderf!ckender N@zi zu sein?
Geh zu Google, Erweiterte Suche, Anzahl Fundstellen: 100. Suche nach "Jörg Roßdeutscher", als zusammenhängenden Begriff. Du wirst 7100 Einträge finden. Soweit ich das sehe, sind ALLE über mich. Ein richtig schönes Persönlichkeitsprofil. Nochmal Google, wie oben, suche nach "Ratti". Auf den ersten 100 Fundstellen ist keine einzige über mich dabei UND es gibt offensichtlich sehr viele Italiener, die "Ratti" heissen - unprofilierbarer Datenschrott! UND im Gegensatz zum uniquen Realname kann ich mich ja woanders "Mausi" nennen und wieder woanders "Kröti". Was ich persönlich aber nicht tun würde. Mein neuer Chef, der mich googlen will, wüsste nciht, daß ich "Ratti" bin, das erfährt er erst nach der Einstellung. :-) Die Werbfritzen können auch mit "Ratti" nix anfangen, siehe obige Googleresultate, und ich lege durchaus Wert darauf, in der Debian-Liste wiedererkannt zu werden als der Ratti aus der Suse-Liste. Wenn man von Anonymität spricht, muß man definieren, welche Art von Anonymität man meint - da ist es wir mit dem Begriff "Sicherheit" von Computern. Bin ich "anonym" für einen Menschen, der ganz gezielt wochenlang hinter mir her googelt, blättert, telefoniert, oder gar den Geheimdiensten und Strafverfolgungsbehörden gegenüber? Nein. Aber bin ich "anonym" den zahlreichen Reklameversendern, Adressagenturen, Webharvestern und Werbefritzen gegenüber, dem neuen Chef oder der Schwiegermutter? Ja. Und darauf kommt es mir an. Der KGB findet mich sowieso überall.
Ich verstehe diese ganze Diskussion nicht, ich werde mich hieran auch nicht weiter beteiligen
Na gut. :-)
Noch einen schoenen Abend wuenscht Thomson
Das sowieso. Gruß, Ratti -- -o) fontlinge | Fontmanagement for Linux | Schriftenverwaltung in Linux /\\ http://freshmeat.net/projects/fontlinge/ _\_V http://www.gesindel.de https://sourceforge.net/projects/fontlinge/