Hallo Sascha, Am Mon, den 05.01.2004 schrieb Sascha Andres um 19:32:
Und setzt mein System für eine Dauer X ausser Funktion. Auch wenn es theoretisch eine schöne Welt ist, einen Server auf Gentoo Basis mit der Gentoo Update Strategie ist völliger Wahn.
Wer redet von von einem Server? :-) Ich habe ein Gentoo Desktop System. Das mit dem Wahn halte ich für übertrieben, denn wenn man einmal die Woche ein Update durchführt, dann sammelt sich nicht viel. Und die richtig großen Dinger wie XFree, KDE, Gnome, Mozilla, OpenOffice usw. haben auf einem Server eh nichts zu suchen. Die Compilezeiten halten sich also in Grenzen. Jeder Server hat irgendwann idle Zeiten, in denen kein Mensch darauf zugreift. Ich würde einen Server aber auch nicht mit einer quellenbasierten Distribution aufsetzen. Ich habe das hier mittlerweile vier oder fünf mal geäußert ;-)
Sofern ein ebuild existiert. Seltene Software ohne ein solches stellt Dich vor die gleichen Schwierigkeiten wie auch unter SuSE
Korrekt. Aber das Angebot in Portage ist riesig _und_ aktuell. Ich habe bisher nur kommerzielle, binäre Pakete gefunden, für die es keinen ebuild gibt.
Mit minimalem persönlichem Aufwand hat man jede Woche ein hochaktuelles System. Sorry, aber DAS bekomme ICH mit SuSE nicht hin.
Wie bereits gesagt: Minimaler Aufwand maximale Downtime. Das war für mich nicht akzeptabel.
Ich habe keine Downtime während des Compilierens. Selbst die Anwendungen, die gerade geupdated werden, kann ich weiter nutzen, weil die alte Version erst bereinigt wird, wenn die neue durch ist. Und auch wenn der gcc rotiert kann ich bedenkenlos den meisten Arbeiten nachgehen. Sogar CDs brennen oder Videos schauen läuft ohne Probleme. Das mit der Downtime ist absoluter Schwachsinn. Das betrifft vielleicht Server, die mathematische Rechenmodelle fahren und denen der geklaute Prozessor weh tut oder ein transcode Prozess, der dann eine ETA von vier Jahren bekommt, solange der gcc die CPU im Griff hat ;-) Aber Office, Musik, Email, Web usw. das alles läuft auch während eines Updates. Außerdem: die durchschnittliche Zeit, die in der Woche durch gcc beansprucht wird, liegt bei vielleicht ein oder zwei Stunden. Nur wenn ein KDE oder ein XFree Update ansteht oder ich eine neue Version von OO will, dann lasse ich ihn nachts laufen.
Ist auch nicht nötig. Die Dinge die per rpm installiert werden, werden in die selbe rpm Datenbank eingespielt, welche auch Yast nutzt - zumindest bei mir.
Und das, was Du selbst aus Quellen Dritter installierst, weil es dafür kein RPM gibt? ;-) Kann Yast das auch verwalten?
Eigene (selbstkompilierte) Software installiere ich mit checkinstall -> rein in die rpm Datenbank. Sollte das nicht gehen, finde ich die Software unter /usr/local/<software> - also kann ich sie leicht finden und entfernen.
Es geht ja nicht nur ums Entfernen. Es geht um gegenseitige Abhängigkeiten, Updates, Patche etc. In der Beziehung kann yast mit Portage nicht gleichziehen ;-) Aber mit apt-rpm kommt Besserung ;-)
Ich empfand Gentoo auch als eine gute Sache, und habe es ausprobiert. Der Hauptgrund für mich Gentoo schnell wieder zu verlassen war der bereits genannte (auf Servern ist ein ständiges recompile für die neuesten (Sicherheits-) Updates IMO nicht sinnvoll).
Absolute Meinungsübereinstimmung.
Und auf meinem Arbeitsplatzrechner möchte ich auch nicht auf das Ende einer Kompilierung warten - ich nutze ihn auch am Wochenende.
Du brauchst nicht warten. Du kannst den Rechner ganz normal weiter benutzen.
Die Nacht ist so kurz das sie zum kompilieren der kompletten Distribution meiner Erfahrung nach nicht ausreicht [1].
Das braucht sie auch nicht. Wann kompilierst Du denn bitte die ganze Distribution? Einmal am Anfang. Einmal die Mühe und dann nie wieder. Das Zauberwort heißt "graduell". Wenn Du einmal pro Woche ein "emerge sync && emerge -u world" machst, dann kommst Du vielleicht im Schnitt auf ein oder zwei Stunden _pro Woche_. DAS sollte auch für Dich verkraftbar sein. Wenn man natürlich alle vier oder fünf Monate ein "emerge sync" durchführt, dann sammelt sich etwas an und es kann dauern. Aber dann kann ich auch alle 6 Monate eine SuSE Distribution aus dem Regal kaufen. Das läuft dann auf dasselbe hinaus ;-) Im Übrigen verstehe ich nicht, wie man mit einem Dual i586er oder i686er System durch gcc Einsatz Downzeiten hat. Eine Downzeit bedeutet für mich, dass ich in dieser Zeit keine anderen Arbeiten am Rechner durchführen kann und sinnlos neben dem Bildschirm sitze.
Ein anderer Grund findet sich unter [2].
"My personal Story". Sorry, aber das klingt beim Lesen ganz nach dieser "Die anderen Developer mögen mich nicht und deshalb mache ich jetzt mein eigenes Ding mit ihrer Entwicklungsarbeit." So etwas sieht man bei Open Source Projekten am laufenden Band und ich halte solche Motivationen für äußerst subjektiv und technisch an der Sache vorbei.
Das hat mir ein wenig zu Denken gegeben, insbesondere da sich Gentoo gerne anders darstellt. Das war letztlich der Tropfen der meine eigentlich schon getroffene Entscheidung nur noch bestärkte und mich überzeugte, den Wechsel in Angriff zu nehmen. Nichts destotrotz ist der Ansatz von Gentoo interessant.
Von dem Streit anderer im Entwicklungsteam untereinander mache ich meine Konsumentscheidung nicht abhängig. Ich nutze Gentoo weil es verdammt gut ist und nicht weil die Entwickler sich brav vertragen. Wenn seine Distribution besser ist, dann steige ich vielleicht sogar um. Prinzipiell ist ein solches Verhalten aber kindisch und unprofessionell.
Ich halte SuSE für einen Desktop Rechner für eine hervorragende Zusammenstellung, auch wenn es mir in den letzten Jahren ein wenig zu sehr GUI lastig wurde.
Das ist korrekt. Aber wenige Wochen nach der Ausgabe der DVD, CD etc. ist SuSE hoffnungslos veraltet und wer neue Software haben will, muss sie sehr oft auf dritten Bezugswegen nachinstallieren. Dann hilft Dir kein Yast, in dem Du ein RPM Paket komfortabel auswählst. Bei KDE macht sich SuSE noch die Mühe, aktualisierte Pakete für ältere Distributionen bereit zu stellen, aber die Installation ist äußerst holprig. Bei kleineren, aber durchaus echten Perlen muss man selbst auf die Suche gehen.
Server seitig habe ich einen anderen Weg genoimmen, und habe bei Debian eine neue Heimat gefunden. Das apt System ist im übrigen ausgereift und ist IMHO rpm überlegen.
Hier stimmen wir wieder überein. Bei Debian kann man im Gegensatz zu Gentoo auch sicher sein, dass Security Patches hohe Priorität genießen. Allerdings ist Debian stable performance-mäßig eine Zumutung. Für einen stabilen Server mögen Pakete, die auf i386 Basis übersetzt worden sind, in Ordnung sein, aber auf einem Athlon oder Pentium 4 ist das eine Frechheit. Wenn ich ein Debian basiertes Desktop System will, dann schiebe ich die Knoppix CD rein und ziehe den Kram auf die Platte, Der Rest kann dann über apt nachinstalliert werden. Aber woody auf dem Desktop? Niemals. Oh, doch... auf einem 386er ;-)
Sollte ich je in Verlegenheit kommen diesen Rechner neu aufzusetzen, wird das wahrscheinlich auch ein Debian Rechner. Wie bereits gesagt, halte ich SuSE dennoch für eine gute Sache.
SuSE hat einfach eine Super Zuverlässigkeit was die Updates und die Stabilität angeht. Auch findet man gute Literatur oft auf SuSE gemünzt. Für viele Desktopinstallationen, bei denen es nicht auf hochaktuelle Software ankommt und Servermaschinen bevorzuge ich auch SuSE, wenn ich auch keinen schlechten Eindruck von Fedora bekommen habe.
Zum Thema Gentoo wollte ich auch meine 2 Cents beisteuern.
Genehmigt ;-) Grüße, Tobias