"Heinz W. Pahlke"
"Manfred Tremmel"
schrieb: Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich zu dem, was Du da geschrieben hast, noch sagen soll. Ich denke Dir ist die Tragweite dessen, was gestern und heute passiert ist und noch passieren wird nicht klar. Alleine der Vergleich mit Verkehrstoten ist dermaßen perfide und dumm, daß mir wirklich die Worte fehlen... Nein, ich finde, Manfred hat mehr begriffen als manche andere. Die Tausenden Opfer der Terroranschlaege in New York und Washington werden (zu recht) beklagt, ueber die Millionen Opfer, die im Strassenverkehr, durch Hunger, durch Epidemien, Terror in anderen Laendern oder Kriege umkommen, werden (zu unrecht) mehr oder weniger hingenommen.
Vor der Grundschule unserer Kinder sind, obwohl es sich um eine verkehrsmaessig unbedeutende Nebenstrasse handelt, wiederholt Kinder angefahren und verletzt worden. Als mehrere Klassen sich deshalb an einem Morgen mit Plakaten auf die Strasse stellten und die Autofahrer an der Durchfahrt zu hindern versuchten, mussten sie diese Aktion abbrechen, nachdem sie mehrmals von Autofahrern taetlich bedroht wurden.
Das ist etwas ganz anderes? NEIN (ja, ich schreie), es ist ein Zeugnis voellig verkrueppelten Sozialverhaltens, in dem das Leben anderer Menschen nur noch einen geringen Wert hat. Erschuetterung tritt eigentlich nur noch ein, wenn es medienwirksam aufbereitet wird und/oder das toedliche Ereignis ausreichend spektakulaer ist. Und die Millionen Hungertoten sind eben beides nicht.
Heinz.
Hallo Heinz, Du hast zum Glück unrecht mit Deiner Behauptung. Dies zeigt gerade, daß unser Sozialverhalten noch nicht ganz so verkrüppelt ist. Sonst würde es nämlich keinen interessieren. Bei den ganzen Postings hier müßte man meinen, hier seien nur Weltverbesserer in der Liste. Da werden der Welthunger und die Verkehrstoten herangezogen. Was macht ihr denn dagegen? In der großen Mehrheit doch nichts. Und das ist auch natürlich und notwendig um weiterleben zu können. Man kann sich nicht um alle Probleme der Welt kümmern. Jeder sucht sich ein spezielles Problemfeld heraus, in dem er sich engagiert. Das ist auch gut und richtig so. Erstens wäre alles andere ineffektiv und zeitens käme man sonst aus dem weinen überhaupt nicht mehr heraus. Ich möchte bitte mal denjenigen sehen, der sich um alle Probleme gleichzeitig kümmert. Daß ihr nun zufällig alle den Welthunger als Euer Thema auserkoren habt nehme ich Euch nicht ab. Und das nun als billige Ausrede dafür heranzuziehen alles normal weiterlaufen zu lassen ist gerade verwerflich. Und naturgemäß ist es so, daß Probleme, die einen selbst mehr oder weniger direkt betreffen, gravierender erscheinen, als andere. Oder interessiert Euch das Leid irgendeines Junkies in irgendeiner Stadt - natürlich nicht. Und damit sind wir beim Punkt: das, was gerade in der Welt passiert geht uns alle etwas an. Wir werden davon mehr oder weniger direkt betroffen sein. Wer davor die Augen verschließt und sich jetzt hinstellt und sagt Amerika ist ja selbst Schuld und das geschieht denen ganz recht, der verkennt die Situation völlig. Wir stehen hier möglicherweise am Beginn eines langandauernden terroristischen Krieges, der nicht nur gegen Amerika, sondern gegen die gesamte westliche Welt gerichtet sein wird. Und das macht mir Angst. Grüße Malte Reiff