Hallo Jan, Am Mon, den 05.01.2004 schrieb Jan Trippler um 02:30:
Da hab ich neulich mal einen schönen Spruch gesehen: 5% mehr Performance für 50% Mehraufwand bei der Systemwartung. Toll für Leute, die mit ihren Systemen vorrangig installieren wollen - ich ziehe es vor, damit arbeiten zu können - auch wenn ich mal Kompromisse bei der Geschwindigkeit eingehen muss.
Kompromisse gibt es immer. Aber Geschwindigkeit ist nicht der Grund für meinen Wechsel auf Gentoo gewesen. Die Performance Zugewinne sind ein Bonus. Das habe ich erst später realisiert. Man beschwert sich deswegen ja nicht ;-) Der eigentliche Clou bei Gentoo ist Portage und die Möglichkeit, jeden Tag ein absolut aktuelles System zu haben. SuSE, Mandrake und Red Hat bieten eigentlich nur einen Schnappschuss, eine Momentaufnahme eines bestimmten Zeitpunktes mit aktueller Software. 8 Wochen später hast Du mit SuSE nicht mehr eine aktuelle glibc und kannst Pakete, die nicht von der DVD installierbar sind oder neuere Versionen dieser Pakete in den Wind schreiben. Das war der Grund für meinen Wechsel. Außerdem bietet Portage eine wesentlich bessere und aktuellere Auswahl an Software, die man mit einem Befehl durch den gcc jagen kann und die danach sofort nutzbar ist. Zudem habe ich mit Gentoo endlich ein wenig über Linux gelernt. Wo was zu finden ist und wie das System zusammengesetzt ist. Auch der übliche Bloat, der durch die Yast Paketabhängigkeiten mitinstalliert wird, fehlt. Ich habe nur das, was ich auch nutze und es hat mich keine Stunden in Yast gekostet, mir das alles rauszusuchen und wegzuklicken. (Dafür musste ich halt Manuals lesen und Stunden kompilieren ;-)) Und die großen Pakete wie das Basissystem, XFree, KDE und Gnome, Mozilla, Evolution und Open Office kompiliert man ja nicht jeden Tag, sondern eigentlich nur einmal. Open Office jage ich eigentlich nur noch mal durch den gcc, weil ich vorher die binaries von openoffice.org genutzt habe und überall von den Ximian Patches geschwärmt wird und ich auch in den Genuss einer besseren OO Anbindung an Cups und Gnome/KDE kommen will. Dafür nehme ich in Kauf, dass der Rechner mal nachts 8 Stunden läuft ;-) Zumal OO auf meiner Kiste danach in einem klitzkleinen Sekündchen gestartet ist und man nicht Ewigkeiten auf den OO Splash Screen schauen muss, so schön der auch ist :-) Wenn Du ein eingerichtetes Gentoo System hast, dann brauchst Du eigentlich nie wieder eine Systeminstallation vornehmen, denn Du bist Schritt für Schritt immer aktuell. Jeden Tag. Ab und zu mache ich ein Backup mit partimage. Wenn ich das irgendwann mal brauchen sollte, dann muss ich nur das image zurückspielen, den Portage Tree aktualisieren und ein "emerge -vu world" starten... und etwas warten. Dann habe ich wieder ein aktuelles System ;-) Natürlich gibt es Bereiche, in denen ich lieber auf Gentoo verzichte. Einen dedicated Server oder Installationen auf älteren Rechnern würde ich nicht mit Gentoo installieren. Aber meine Spass- und Desktopmaschine ist dafür geboren ;-) Grüße, Tobias