Karl Sinn wrote:
Warum, ist es so schwierig, ein Linux zusammenzustellen, dass sich "einfach" installieren lässt, und das dann auch auf allen Rechnern läuft?
Suse Linux ist meiner persönlichen Erfahrung nach tatsächlich einfacher zu installieren als etwa eine beliebige Windows-Version. Daß es Dir komplizierter vorkommt, hat damit zu tun, daß Dein Windows vom Rechnerhersteller vorinstalliert und mit dem Computer ausgeliefert wird. Die aktuelle Suse Linux Installation kann man auf einem geeigneten Rechner tatsächlich durchführen, indem man immer auf "Weiter" klickt bzw. immer auf Return drückt (wenn das nicht so ist, und der Rechner ein als von Suse kompatibles Modell bezeichnet wird, dann ist das ein meldewürdiger Bug in Suse Linux).
Und warum kann man unter Linux Programme nicht einfach als ausführbare Datei finden, und unter allen Linuxversionen ausführen, und als letztes warum kann man "kompliziertere" Programme nicht einfach als Install-Version ausliefern, die sich selbst installieren.
Der zentrale Unterschied ist eigentlicht nur "rpm" - in Windows klickst Du zu installierende Programme an, in Linux machst Du stattdessen ein "rpm -U paketname.rpm" oder verwendest das Installationsprogramm, das KDE startet, wenn Du ein RPM anklickst. In beiden Fällen hast Du nachher ein Programm, das so ins System integriert ist, daß Du es auch sauber wieder deinstallieren kannst. Was Suse Linux bis Version 8.2 noch leider nicht gemacht hat (die 9.0 kenne ich noch nicht), ist ein Icon auf dem Desktop zu hinterlassen und neue Programme im K-Menü zu markieren. Das Thema bei Linux ist Vielfalt - es gibt nicht einen Hersteller von Linux, sondern eine ganze Reihe davon. Im Wettbewerb zwischen der Herstellern kommt es dabei immer wieder zu subtilen Unterschieden in den Versionen oder in einigen Installationspfaden. Auch einige Mechanismen sind nicht vollkommen identisch. Das bedeutet, daß man nicht wie in Windows "motorisches" Wissen vermitteln kann ("Klicke da, dann passiert das, klicke dann dort..."), sondern daß man an ein Linux mit "konzeptuellem" Wissen herangehen muß ("Das Drucksystem nimmt Druckaufträge auf Port ... entgegen und schickt dies dann durch einen Aufbereitungsfilter in ... Um den zu konfigurieren, mußt Du die Datei ... finden und dort ... eintragen."). Manche Leute empfinden das als kompliziert, aber in meinen Augen ist sowohl der Wettbewerb von Vorteil als auch konzeptionelles Wissen und das damit einhergehende Verständnis wertvoller als motorisches Wissen. Davon abgesehen arbeiten die Linux-Hersteller aber dennoch alle in Standardisierungsgremien mit, mit denen sie versuchen, das Vorgehen zu vereinheitlichen und wenigstens Programmpakete zwischen den verschiedenen Distributionen portabel zu machen. Dies widerspricht jedoch zum Teil dem Wettbewerbsgedanken und ist daher nicht sehr einfach - manchmal sind Einigungen nur auf sehr hohem Level möglich. So ist es zum Beispiel so gut wie ausgeschlossen, daß Debian auf das RPM-Paketformat umsteigt (obwohl es inzwischen ein apt für rpm gibt und man das einzige noch fehlende Feature von deb in rpm leicht einbauen könnte) und daher kann Debian nicht LSB-kompatibel werden. Und so ist es zum Beispiel sehr unwahrscheinlich, daß sich Red Hat und Suse auf einen einheitlichen Desktop einigen, denn die einen bevorzugen Gnome, das sie wesentlich finanziert haben, und die anderen bevorzugen KDE, bei dem sie viele Entwickler gefördert haben. Kompatibilität ist hier nur auf der Ebene von Desktop-Protokollen möglich - D-BUS/DCOP oder andere Standards. Kristian