Am Mit, 2002-10-30 um 10.26 schrieb Thorsten Kukuk:
On Wed, Oct 30, Ralf Corsepius wrote:
Hier ist explizit von "Application developer" und "Industrial Standards" die Rede. Somit widerspricht Deine (und offensichtlich SuSE's) Interpretation der Intension des LSB.
Nein. Deine Interpretation ist falsch. Du schreibst selber "Application developer". Aber ich - Um es auf den Punkt zu bringen: In deiner Interpretation des LSBs sind die LDB-*initd Scripte für mich ohne jeglichen Mehrwert - Sinnlose Featureitis, um es mal hart zu formulieren.
Gegenfrage: Wie soll ich (distributionsübergreifend) einen Daemon installieren, wenn die Installation von init.d-Scripten durch die LSB-initd-Scripte nicht abgedeckt sind und Detail-Wissen über die proprietären Tools erfordern?
Kommt darauf an, woher Du den Daemon hast. Wenn er Bestandteil der Distribution ist, mit Distributions-Board-Mittel. Wenn er eine LSB-Applikation ist, mit den entsprechenden LSB-Tools. Wo ist das Problem? Wir reden aneinander vorbei: ICH schreibe, portiere, installiere einen Daemon, der weder LSB-Applikation ist, noch Bestandteil einer Distri ist, aber auf vorgeblich LSB-kompatiblem OSen laufen soll und will meinen Aufwand als Entwickler/Installer/SysAdmin minimieren. Dabei tritt die Frage auf: /usr/lib/lsb/* verwenden oder im Sumpf proprietärer Scripte versinken?
Mein Fazit ist: Die LSB-/usr/lib/lsb/*initd-Scripte helfen mir dabei nicht, da Sie immer noch Detailwissen über eine Vielzahl von Distributoren erforderen, deshalb faktisch in der Praxis, trotz LSB-Zertifizierung der Distris, nicht funktionieren.
LSB hatte niemals im Sinn, die Administration eines Systems zu standarisieren. Das will LSB auch gar nicht, weil dieses zwangslaeufig zum Stop der weiteren Linux Entwicklung fuehren wuerde.
Oder um es konstruktiv zu formulieren: Zeige mir, wie ich (als Applikationdeveloper) distibutionsübergreifend ein initd Script schreiben/installieren kann.
Konstruktive Gegenfrage: Wo ist da Dein Problem? Diese Frage ist doch nun wirklich zur genuege im LSB behandelt und hat rein gar nichts damit zu tun, wie die Init-Scripte des Distributors aussehen. Gegenfrage zur Gegenfrage: Warum verwendet SuSE die LSB-Scripte dann nicht? Es wäre nur konsequent und LSB-konform. Der LSB schreibt es zwar nicht vor, verbietet es aber auch nicht.
Meine Interpretation: Man (Integratoren, Distributoren, Entwickler usw.) ist _verpflichtet_ install_initd zu verwenden, sobald eine "application" init.d-Scripte verwendet => chkconfig oder insserv sind Implementierungsdetail.
Voellig falsch. Sonst waeren SuSE Linux 8.0 und 8.1 ja nicht LSB zertifiziert. Und? Jede Zertifizierung ist nur so gut wie die ihr zugrundeliegende Zertifizierungssuite. Scheinbar wird die distributionsübergreifende Installation von 3rd-Party initd-Scripten nicht erfasst.
Meckern, meckern, meckern. Ich danke für diesen sachlichen und wirklich konstruktiven Betrag. ;-)
Wo ist Dein Problem? Technisch betrachtet: Ein Detailproblem mit dem LSB (siehe oben).
Hinzu kommt ein weitergehendes, vorwiegend politisches: Zertifizierungen und Standards sagen nichts über deren Qualität und Bedeutung aus. Sie müssen kritisch hinterfragt werden, da sie oftmals nur Marketinginstrument und Rechtfertigung sind sich einen Orden mehr auf die Brust zu heften oder einen Aufkleber mehr auf die Packung zu kleben. In diesem Sinne betrachte ich den LSB einerseits als wünschenswerte technische Initiative, anderseits aber auch als Marketinginstrument, das bekanntermassen nicht zuletzt von SuSE gepuscht wurde/wird. Ich nehme diesen "Orden", den sich SuSE und andere da an die Brust/Packung heften genauso zu Kenntnis, wie das GS, TÜV, ISO-900x, Demeter, Bioland, Fresenius, MIL, GMA-Zertifikate oder das Warentest oder ComputerBild Testurteil an anderen Produkten. Deshalb nehme ich mir die Freiheit und das Recht den LSB kritisch zu hinterfragen. Dabei komme ich momentan zum Ergebnis, dass der LSB zwar einerseits an einigen Stellen durchaus eine wünschenswerte Standardisierungen erreicht hat (Ob er möglicherweise aber nur offensichtliche, unvermeidbare Entwicklungen dokumentiert hat sei dahin gestellt), andererseits aber auch immer noch vieles offen und zu wünschen übrig lässt. Die /usr/lib/lsb/*initd Scripte gehören nach meinem momentanem Eindruck zu letzter Kategorie. Ralf