Hi, was haltet ihr eigentlich von der GUI-Vielfalt unter Linux. Sollte man das als Fluch oder Segen sehen?? Für welche sollte man sich entscheiden? Ich hatte mir damals für mein erstes Linux (war glaub ich DLD und Kernelversion unter 1) eine Motifversion gekauft. Mittlerweile ist das ja Dank "Open Motif" nicht mehr so schwer. Doch wie sieht das mit der Investitionssicherheit aus. KDE und GNOME sehen optisch recht vielversprechend aus, doch für den Entwickler aber auch für den User kostenpflichtiger Software ist es schwierig. In dieser GUI-Vielfalt (oder Wildwuchs) sehe ich auch einen gewissen Hemmschuh bei der Portierung/Entwicklung von Software für Linux. Sollte man nun einen Standard anstreben oder immer alles haben?? Gruß Rob
Hi, KDE und Gnome sind keine Windowmanager sondern Desktops. Die Vielfalt ist wichtig, ein komplettes KDE inkl. kwm auf einer Sun IPC (25MHz. CPU und max.48MB Ram) ist nicht vernünftig! Mit "schonenderen" WMs ist die IPC aber sehr gut als Workstation zu gebrauchen. Toll wäre eine einheitliche Konfigurationsmöglichkeit, sozusagen ein WM Konfigurationsstandard. Tom
Am Samstag, 9. März 2002 17:47 schrieb robs-info:
Hi,
was haltet ihr eigentlich von der GUI-Vielfalt unter Linux. Sollte man das als Fluch oder Segen sehen?? Für welche sollte man sich entscheiden?
Jeder nimmt, was für seinen Zweck das passende ist. [...]
Doch wie sieht das mit der Investitionssicherheit aus. KDE und GNOME sehen optisch recht vielversprechend aus, doch für den Entwickler aber auch für den User kostenpflichtiger Software ist es schwierig. In dieser GUI-Vielfalt (oder Wildwuchs) sehe ich auch einen gewissen Hemmschuh bei der Portierung/Entwicklung von Software für Linux.
Das sehe ich genauso. Einerseits ist es sehr angenehm, dass es verschiedene WM und Desktops gibt. Andererseits hemmt es IMMO Firmen, SW für die Linuxuser zu schreiben.
Sollte man nun einen Standard anstreben oder immer alles haben??
Ein gemeinsamer kleinster Nenner aller WM / Desktops wäre sicher eine Hilfe.
Gruß Rob
-- Christoph Eckert
Hallo,
was haltet ihr eigentlich von der GUI-Vielfalt unter Linux. [...] Sollte man nun einen Standard anstreben oder immer alles haben??
ah, eins meiner Lieblingsthemen :-). Mein Hintergrund ---------------- Nachdem aber nicht jeder Linux-Benutzer die gleichen Interessen hat, möchte ich zunächst meine Position beschreiben, aufgrund der ich argumentiere: Ich bin kein Dogmatiker, sondern verwende Linux, weil ich finde, daß Unix das bessere Betriebssystem ist. Ich möchte mit meinem System arbeiten und alle dafür nötigen Programme haben, auch, wenn ich sie kaufen muß (ich besitze z.B. Applixware, Moneyplex, Telefonbuch der Telekom, VMware und Tax2002). Und ich würde gerne eine größere Verbreitung von Linux sehen, auch auf dem Desktop und auch für den "Normal-User". Persönlich habe ich Linux auch schon auf knapp 100 Firmen-Desktops gebracht, an denen normale Sachbearbeiter arbeiten. Und vor diesem Hintergrund ist nun meine Meinung zu sehen, daß die vorhandene GUI-Vielfalt absolut kontraproduktiv ist. Ich verstehe wirklich nicht, warum so oft gesagt wird, "Vielfalt ist gut". Vielfalt und die Benutzer ------------------------- Ein Hauptgrund ist, daß die Benutzer ein konsistentes Benutzerinterface wünschen (und auch verdient haben). Muß es wirklich sein, daß jedes Menu und jeder Scrollbalken anders aussieht und sich anders verhält? Ganz zu schweigen von Fileselektor- oder Druckerdialogen. Und wer jetzt argumentiert, zumindest KDE (oder auch GNOME) habe doch einen Standard, der verkennt meiner Meinung nach die Realitäten: ein "Normal-User" nutzt hauptsächlich Programme wie Netscape, Acrobat, StarOffice oder Applixware, Telefonbuch für Deutschland, vermutlich auch Fachprogramme und daneben natürlich auch einige KDE- oder GNOME- Anwendungen. Und bei dieser "typischen" Mischung hat er eben genau die Vielfalt, die dem Benutzer nicht verständlich zu machen ist. Vielfalt und die Entwickler --------------------------- Außerdem ist die Vielfalt auch nicht gut für die Softwareentwickler, speziell auch die kommerziellen. Welches Toolkit soll er nehmen? Qt, GTK oder Motif? Ich vermute, daß dies viele Firmen schon abgeschreckt hat. Aus der Geschichte lernen ------------------------- Und ich denke, daß man meine Meinung und die negativen Auswirkungen der Vielfalt auch historisch belegen kann. Ich habe Unix schon lange vor Linux benutzt, etwa schon knapp 20 Jahre lang. Und schon vor vielen Jahren, war Unix ein hervorragendes, stabiles Betriebssystem. Lange bevor Windows oder Mac einigermassen stabil waren. Und es gab schon damals tolle Programme für Unix, z.B. FrameMaker oder Interleaf. Warum also hat sich Unix nie durchgesetzt? Ich denke, die Antwort ist ganz klar die Vielfalt. Es gab nicht das Unix und das X Window System, sondern die Hersteller wollten sich gegeneinander abgrenzen und übertrumpfen. Und so hatten die einen SunView und OpenWindows, während die anderen OSF/Motif hatten. Und die Benutzer und Entwickler hatten die Qual der Wahl und gingen zu Windows und Mac. Denn dort gab es ein konsistentes Interface. Möglichkeiten für die Standardisierung -------------------------------------- Ich denke also, man sollte durchaus einen Standard anstreben. Aber ein Standard muß nicht wirklich Einfalt bedeuten. Schon in der Frühzeit des X Windows Systems gab es das ICCCM, das Inter Client Communication Conventions Manual (wenn ich mich richtig erinnere). Darin war festgelegt, wie X-Applikationen zusammenarbeiten konnten, auch wenn sie mit verschiedenen Toolkits programmiert worden sind. Könnte man dies nicht auf heutige Verhältnisse ausdehnen und über so einen Standard auch das Look-and-Feel von Applikationen festlegen bzw. auch die gemeinsame Verwendung von Fileselektor- und Druckerdialogen. Mir ist es egal, ob eine Anwendung mit Qt oder GTK programmiert worden ist und mit C, C++ oder Java, solange sie sich identisch präsentiert. Ich hoffe, daß es eines Tages Entwicklungen in diese Richtung geben wird. Und ich hoffe, daß die Distributionen erkennen werden, daß Vielfalt nur zusammen mit Standardisierung gut ist. So, daß waren meine Gedanken zu diesem Thema :-) Grüße Michael
Hi, On 9 Mar 2002 at 20:52, Michael Gengenbach wrote: [...] Du verwechselst auch Desktops mit Windowmanagern. Aber sei es, Deine Aussage birgt einige Wahrheiten. Richtig ist, daß eine gewisse Vereinheitlichung vorteilhaft wäre. Unter anderem z.B. eine für alle WMs gemeinsame Konfigurationsdatei. Richtig ist, daß Unix bereits Marktführer war, damals gab es nocht keine GUIs. Richtig ist weiters, daß sich Mac und Windows deshalb durchsetzten, weil sie singele User single Tasking Betreibssysteme waren, und mit weitaus geringeren Hardwarevoraussetzungen auskamen. Ich habe hier einen Mac Baujahr 1992, 4MB Ram, 20MHz. 68020 CPU, 100MB Festplatte. Tolles GUI und durchaus akzeptable Arbeitsgeschwindigkeit. Solange keine DTP oder Grafikanwendung gestartet wird, ist nicht verständlich, weshalb W2K auf einer 2GHz. CPU mit 256MB Ram und 20GB Platte nicht viel Schneller ist. Erst Win2K ist Unix technisch gesehen einigermaßen ebenbürtig! Und es benötigt vergleichsweise viel mehr Ressourcen! Tom
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Thomas Michael Wanka