Hallo, Ratti:
Ich glaube, ein Linux-System ist einfach konzeptionell anders zugeschnitten und geht am Bedarf der meisten Menschen vorbei. (Das soll kein Genörgel an Linux sein, ich habe ja Spaß dran - dieses Vergnügen teilen aber wenige Menschen. :-) ) dieter franzke: Linux ist halt konzeptionell ein Multiuser System und damit auch auf, sagen wir mal erhöhte Stabilität ausgerichtet. Erst danach sind die sogenannten Desktopanwendungen hinzugekommen.
Vollkommen richtig. Nur: Stabilität ist den meisten Usern ziemlich egal. Da können wir jetzt drüber lamentieren - isso. Einen Reboot pro Abend nehmen die meisten locker hin. Ist einfach kein Kriterium - passiert dann eben beim Bier holen oder pinkeln gehen. Sicherheit genauso. Interessiert keinen. Können wir auch drüber lamentieren - ist aber auch so. Man kann den Leuten nur begrenzt etwas andrehen, was sie nicht interessiert. ;-)
Bei anderen 'proprietären' Betriebssystemen sieht das halt anders aus. D3n Komfort, den sie zu bieten scheinen erkaufen sie sich durch Unsicherheit, Instabilität und eine ungeheuere Rebootkapazität. Windows läuft halt nur dann stabil, wenn man kaum Software installiert. Von Spielen ganz zu schweigen. Beispiel: den Windows-PC meiner Kinder (reiner Gameshooter) muß ich alle 3-4 Monate komplett neu installieren, weil die ganze Registry zermüllt ist und das Ding einfach stehenbleibt.
Nicht nur bei anderen. Sicherheit, Stabilität, Berechenbarkeit - bietet auch Linux nur, solange man ein kleines, feines, getuntes System hat. Baller dir KDE drauf, probier ordentlich Programme aus, und du hast den gleichen Kummer wie mit Windows oder MacOS. Beispiel: Mein Rechner brennt nicht mehr. KonCD meldet bei 100% "Fehler 254", "KreateCD" brennt durch und produziert nicht lesbare CDs. Das ist genau der Mist, der mich bei Windows und MacOS genervt hat. Ich habe gar nicht dran rumgeschraubt, das ist der Dominoeffekt irgendeiner ganz anderen Bastelei. Wieviel Rohlinge soll ich jetzt dabei verballern, das _vielleicht_ repariert zu bekommen? Ne, kein Bock. Also wie unter Win/Mac: "Mal wieder eine komplette Neuinstallation". Ist ja auch schon wieder einen Monat alt, das System. Wer wirklich das bessere OS haben will, muß - auf der Kommandozeile bleiben - genau wissen, was er tut Sonst wird jedes OS zu "Windows" (Bzw. zu dem, was hier damit assoziiert wird)
Diese ganze Software hat meine Firma gekauft. Die Handbücher liegen Original-verschweisst im Regal - weil niemand bereit ist, sie zu lesen. Motto: "Eine gute Software lässt sich von selbst bedienen."
Besser und schneller geht es natürlich mit Handbuch oder Schulung. Es soll ja Firmen geben, die bereit sind Schulungen für ihre Mitarbeiter durchzuführen.
Der Punkt ist: Du brauchst gar keine Schulung. Es geht ja so. Ein paar absolute Basics langen vollkommen.
In Quark klicke ich einfach rum, und es kommt was raus.
Es soll ja mittlerweile auch Klickprogramme unter Linux geben. TeX gehört nun mal nicht dazu.
Mal ganz hart gesagt: An den Normaluser kommt man erst ran, wenn es für JEDEN Zweck ein Klickprogramm gibt. Und das schafft z.Zt. nichtmal Apple, sondern nur MS und seine Community. Wenn ich mir mein Linux dagegen angucke: Viele Programme kommen entweder nicht in Deutsch daher, oder in einem bunten Gewurstel aus Zweisprachigkeit, gerne mal ohne Umlaute. Die Hilfe-Funktion, so vorhanden, führt gerne mal ins Leere. Ich versuche gerade C++ zu lernen. Unter KDevelop auf F1 zu drücken habe ich mir bereits abgewöhnt - i.d.R. erscheint nur die allgemeine Hilfeseite. Bisher habe ich VisualBasic gemacht, da kriegst du zu jeder bescheidenen Funktion Massen an Material nachgeworfen, und ein Demoprogramm dazu. Nur mal so als Beispiel. Die meisten User möchten ein System, das, um meine Mutter zu zitieren, "Den Arsch hinterherträgt" :-) Sprich: Sie von vorn bis hinten bedient. Linux ist ein System, dem man hinterherläuft (Such ich mir also eine C++-Doku im Netz, kaufe mir zwei Bücher, die ich für VC++ nicht gebraucht hätte), und das macht eben nur, wem "hinterherlaufen" Spaß macht. Nun ja. Solche gibts. :-) Das ist nunmal typisches Freak-Verhalten: Gut programmieren, mies dokumentieren. Geht mir mit meiner eigenen Soft auch nicht anders.... schäm...
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Unter Linux bist du darauf angewiesen, an der Community teilzunehmen oder als Einzelgänger massig Wissen in dich reinzupauken, sonst wird das alles nix.
Ist doch durchaus positiv zu sehen, oder?
Öh... Nö.
Durchaus unterschiedlich, je nach Hardware. Da soll es mit anderen Betriebssystemen durchaus auch das eine oder andere mittelschwere Problem geben. Ich hatte der Tage mal das Vergnügen bei einem Bekannten ne High Tech Soundkarte in einen Windoze-Rechner einzubauen. Da bin ich schier verzweifelt. Dann haste nach Stunden Arbeit das Ding mit Hilfe des Supports(!!!) eingebunden, dann konnte die Tonstudio-Software mit den Treibern nicht kooperieren, obwohl nach vorheriger Auskunft alles gehen sollte. Ein Tag Arbeit wegen einer Soundkarte. Kein Einzelfall! Gab es auch am Anfang mit Videoschnittkarten von Matrox. Schon jemand mal probiert?
Hmmm... also, nach _meiner_ Erfahrung durchaus ein Einzelfall. Beim Mac hast du sowas selten, weil da alles aus einer Hand kommt. Unter Windows habe ich seit Jahren kein einziges Problem mehr mit Hardware gehabt, das auf Windows oder PlugNPlay zurückging, sämtliche Probleme wären auch unter Linux aufgetreten (VIA-Bug, Ramfehler etc...) In einen halbwegs aktuellen Windowsrechner kann man seit Win2K alles reinstecken, läuft. Du kannst die Maus wechseln, das Board tauschen, die Platten umstöpseln, findet er alles wieder, kein Problem. Nur: Irgendwann fängt das System eben an zu kippeln, weil es sehr empfindlich ist, eben weil es dir alle Arbeit abnimmt. Und da es nicht transparent ist, kann man kaum eingreifen. Also: Neu aufspielen.
Schlußfolgerung: Ich kann VW-Käfer fahren (läuft.läuft, läuft) und muß einen Führerschein machen (Linux) ODER ich kann Fiat fahren, führerscheinfrei, geht alle drei Wochen kaputt, aber ich bekomme nach einigen Stunden einen neuen Austauschwagen. (Windows) Da werden nur Freaks Käfer fahren.
Brauch man nicht für alle Autos nen Scheinchen?
;-) Das war 'ne Metapher. Für Linux brauchst du den "Führerschein", sprich Ausbildung, um damit arbeiten zu können. Für Windows oder MacOS eben nicht.
Ich betreibe Linux aus Spaß. Wenn ich streng "ökonomisch" denken würde, käme dabei raus: Die Zeit, die ich jede Woche brauche, um ein Linux stabil und sauber zu betreiben, könnte ich locker nutzen, um täglich ein Windows-System-Image wieder aufzuspielen
Ich habe mehrere Server bei mir laufen, etliche bei Kunden installiert, die laufen seit Jahren!! Zeig mir mal eNTen die das machen, kenn ich
Halt! Da wechselst du das Thema: Welches OS setze ich als Server und im kommerziellen Umfeld ein? Dort hast du einen Admin als Multiplikator (Einmal Wissen ansammeln, viele Rechner betreuen). Du hast andere Schwerpunkte (Mal eben neu booten geht nicht, wenn an der Kiste 30 Leutchen hängen): Plötzlich wird Sicherheit und Stabilität wichtig. Dem Homeuser sind doch Reboots und Viren egal, sie löschen ihm doch bloß die Raubkopie von "Metzelmörder 3D". Das nimmt man hin, wie ich es hinnehme, daß mein Wagen im Winter immer nur beim zweiten Versuch anspringt. Versuch mal, Michael Schumacher klarzumachen, das sei nicht so wichtig und die Zeit hätte man. ;-) Also, kommerzielles Umfeld, Server im allgemeinen: *X, was sonst.
Ich würde keinem normalen Gelegenheitsnutzer zu Linux raten, es sei denn, er verspricht mir in die Hand, daß er sein einmal installiertes System nicht mehr verändern möchte, also z.B. reiner Textverarbeitungsrechner ODER sich voll reinknien will.
Was ist ein Gelegenheitsnutzer? Hin und wieder Textverarbeitung, Mails schreiben, Tabellenkalkulation? Geht mit Linux genauso.
Wie gesagt, dann würde ich auch dazu raten. Aber die meisten Leutchen machen noch ein *bisschen* mehr mit ihrem Rechner. Ganz ohne Ironie, wirklich nur ein bisschen: Eine AOL-CD reinschieben, ein Horoskopprogramm installieren, ihre Videokassetten organisieren. In diesem Fall würde ich von Linux abraten, weil das sowieso nicht hinhaut. Entweder ballern die sich RPMs für RedHat auf ihre Kiste, oder sie doppelklicken "configure" und sind frustriert. ;-) Das macht kein Sinn, den Leuten Linux aufzusabbeln, und hinterher sind sie so enttäuscht, daß sie's runterschmeissen. Man kann die Leute nicht erziehen. In letzter Zeit, dank DSL und Flateratemissbrauch :-) wird für einige meiner Kumpels plötzlich das Thema "Server zuhause" interessant, und plötzlich interessieren die sich für Linux und sind glücklich, was damit alles geht, was mit Windows _nicht_ geht. Von den meisten erwarte ich nicht, daß sie Cracks werden, aber bisher haben alle den einen oder anderen Kleinkram auf der Kommandozeile gemacht, "rcpppoed restart" und dergleichen. Ich denke mal, so herum muß das gehen. Die Menschen sehen, daß das, was erstmal furchtbar kryptisch aussieht, durchaus einen Sinn macht, sie bekommen ein Interesse, sie möchten den von mir eingerichteten Server selber warten können, und siehe da: Dann klappts auch mit Linux. ;-) Gruß, Ratti