Timo Kanera wrote:
Hallo Linux-Freunde,
Hallo "Einer der Hauptuser auf diesem Rechner" ;-)
hat einer von euch schon die neue CŽT in Händen gehalten und das völlig, schlechte Editorial gelesen?
in de.comp.os.unix.linux.misc laeuft bereits seit einigen
[...] Hallo Liste! Diese nun schon seit einigen Tagen anhaltende Diskussion über das Editorial geht, so finde ich, größtenteils am Kern der Sache vorbei. Jürgen Kuri beginnt seinen Text damit, daß dem "normalen" User Windows ausreicht (Ich kann Briefe schreiben und Quake läuft auch ganz gut). Daß Windows aufgrund seiner Architektur ein Spitzenprodukt ist, ist wohl eher nicht der Fall. Der normale User entscheidet nicht nach Stabilität sondern nach Verfügbarkeit von Software, nach Werbung (Marketing!) und nach dem Schwirigkeitsgrad der Installation von Software und System. Die Entwicklung der letzten paar Jahre zeigt, daß immer mehr Menschen zu Usern werden, was nicht zuletzt daran liegt, daß Wintel die Preise hat sinken lassen und die Leistung rapide hat ansteigen lassen. Hat man sich vor 5 Jahren noch für eine Spielkonsole (etwa Sega / Nintendo) entschieden hat man dafür heute mehr und mehr den PC. Kurzer Rücksprung in die Geschichte (zur Erinnerung): Wer vor 15 Jahren einen PC bedienen bzw einrichten konnte war zweifelsohne nicht gerade dumm oder verwöhnt. Jeder normale Mensch hat mit seiner Schreibmaschine (mechanisch oder wer viel investiert hat elektrisch) seine Briefe geschrieben. Mal etwas angespitzt formuliert: der normale DAU hatte seine Schreibmaschine und ein paar technikbegeisterte haben zu diesem Zweck schon ihren XT mit IBM- 9- Nadeldrucker benutzt. Die Welt war in Ordnung! Heute: Die Intelligenz und Bereitschaft sich mit Technik auseinanderzusetzen ist heute noch so wie vor 10, 15 Jahren. Durch die ständige Entwicklung der Technik hin zum Anwender gelang es schließlich auch dem letzten DAU den PC zum schreiben seines Einkaufzettels zu benutzen. Durch die Werbung, die uns ständig suggeriert daß man mit dem PC Dephine in Echteitanimation erzeugen können muß um zu wissen wie sie aussehen oder daß man einen Pentium mit MMX-Technologie braucht, um im Internet zu surfen (absoluter Schwachsinn, ich würde sogar von irreführender Werbung sprechen) den sogar Liescchen Müller durch Plug 'n' Play in Betrieb setzen kann (einfach Strom und Telefon aschließen und einschalten) hat sich eine neue Kultur von Anwendern herauskristallisiert. Die Schönheitsfehler die einen DAU nur verwirren (Textdurchlauf der AUTOEXEC.BAT) hat man kurzerhand hinter einer 320x400 Grafik versteckt die sogar animiert ist (Palettendurchlauf) So, und da sitzt nun der DAU mit seinem Windows und freut sich über die bunten Bildchen und Minesweeper. "Oh, jetzt möchte ich damit aber auch was anfangen (aka spielen) können. Windows hat mir bei der Installation (sofern ich die selbst gemacht habe) gesagt, daß es zaubern kann und noch mehr Leistung aus meinem System herausholt." Und Papi möchte vielleicht noch seine Briefe schreiben und das gleichzeitig (es ist schließlich "Multitasking") So, nun haben wir den Salat: der arme DAU ist völlig "verweichlicht" und freut sich über die Dia-Show, die sein neu erweorbenes 3D-Ballerspiel unter Windows liefert. Es ist falsch zu glauben, daß die rasende Entwicklung der Technik zu einer ebenso rasenden Entwickung des technischen Verständnisses geführt hat. Die Kinder lernen heute noch wie vor 15 Jahren aus einem Bilderbuch/TV wie ein Delphin aussieht und am Sonntag geht man in den Zoo und schaut sich das dann in "3D Echtzeitsimulation" an. So oder so ähnlich könnte man "Computer und Menschen" heute beschreiben. In eine solche Welt hinein will sich ein technisch hochgezüchtetes und absolut ausgereiftes OS wie Linux etablieren. Ich kenn Leute, denen ich von Linux erzählt habe, die nicht einmal begriffen haben daß man auch was ohne Windows laufen lassen kann. Ich kenne in DA-Griesheim einen sehr bekannten Computer-Shop, wo man mir am Telefon gesagt hat: "Sie können den SCSI-Controller gerne ausprobieren und zurückgeben wenn er mit ihrem 'Linux-Programm' nicht läuft." Auf den humorvoll gemeinten Hinweis: "Linux ist eigentlich ein Betriebssystem" bekam ich den Hinweis, daß dieser Controller aber nur für PCs geeignet sei. Da bin ich hier fast aus den Latschen gekippt, ich habe da mit einem "Profi" gesprochen (wenn man dem Namen des Ladens glauben schenken darf) Was schließen wir daraus: Linux ist zu wenig bekannt bzw es gibt tausendmal mehr Vorurteile. Dieses Guru-Gehabe schreckt eher ab als daß es Vertrauen in eine Spitzentechnologie spendet. Berühmte Vorurteile gegen Linux sind beispielsweise, daß man hier alles mit der Hand und ohne Maus machen muß und daß es kein GUI gibt. Berechtigte Vorbehalte sind zum Beispiel, daß man ein strukturiertes Wissen über PC-Technik haben muß um es überhaupt installieren zu können (ich beziehe mich auf Yast aus SuSE 5.1). Warum muß ich als Anwender wissen, was eine Partition und was eine Swap-Datei ist? Warum muß ich meinen Kernel selbst bauen? (Für den Fall daß ich weiß was das ist schreckt es ab). (vgl 3. Absatz im umstrittenen Text c't 18/98 Seite 3) Angenommen die Linux-Gemeinde hat es sich zu Ziel gemacht Linux als ernstzunehmendes Produkt neben Windows9x zu etablieren sollte man ua folgende Entwicklungen ausweiten bzw anstoßen: 1) Leichtere (vollautomatische) Installation (Yast ist schon ein sehr guter Anfang) 2) Ein einheitliches Konzept für die Navigation in Programmen (also zum Beispiel die Norm, die M$ eingeführt hat: [Alt] bringt mich in die Menüzeile, im Editor kann ich mit Shift+Cursortasten markieren, etc etc ...) Es ist keine Schande sowas 1:1 von M$ zu übernehmen, man muß nicht das Rad neu erfinden (Ja, ich hasse vi) 3) Es muß neue Software mit von grundauf strukturierten Konzepten entwikelt werden (Ja, ich hasse emacs!) 4) Der PowerUser muß (so wie jetzt auch) alles selbst machen und gestalten können, nur so können sich neue Entwicklungen ergeben. 5) Es müssen Spiele unter Linux laufen. Hier wäre eine ähnliche Entwicklung wie etwa DirectX wüschenswert (für mich) 6) Linux muß zunächst in der "Fachwelt" (siehe Laden in DA-Griesheim oder auch PC-Magazine wie c't, chip, PC-Magazin, etcetc) ernstgenommen werden und einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen. 7) Linux braucht ein einheitliches Marketingkonzept um sich zu behaupten. Vorher müssen allerdings entsprechende Win-Standards[1] erreicht sein (Also Office-Pakete, Spiele, etc pp) [1] meine ich in puncto Bedienbarkeit 8) Aufräumen mit Vorurteilen. ############################################################################# Zu meiner Ehrenrettung möchte ich jedoch betonen, daß ich fast ausschließlich unter Linux arbeite!! ############################################################################# Raphael Becker WENN JEDER IMMER NUR AN SICH DENKT DANN IST FUER ALLE BESTENS GESORGT. -- Um aus der Liste ausgetragen zu werden, eine Mail an majordomo@suse.com schicken, mit dem Text: unsubscribe suse-linux