Heute: Die Intelligenz und Bereitschaft sich mit Technik auseinanderzusetzen ist heute noch so wie vor 10, 15 Jahren. Durch die ständige Entwicklung der Technik hin zum Anwender gelang es schließlich auch dem letzten DAU den PC zum schreiben seines Einkaufzettels zu benutzen.
Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das durchschnittliche INteresse an der Technik ist nachweisbar gestiegen, und auch das Technik-Verständnis der meisten Menschen. Es hat nur nicht mit der Entwicklung schrittgehalten, die sehr rasant verläuft. Immerhin wissen heute wesentlich mehr Leute überhaupt, was ein PC ist. Was allerding gesunken ist ist die Bereitschaft, dazuzulernen und nachzudenken, die Fähigkeit zur Konzentration und der Wille, zu verstehen. Und daran ist M$ und deren Marketing sicher nicht ganz unschuldig.
In eine solche Welt hinein will sich ein technisch hochgezüchtetes und absolut ausgereiftes OS wie Linux etablieren.
Ich sehe eher noch das andere Problem: Der User will die Leistungsfähigkeit und die Möglichkeiten von Linux nutzen. Aber er ist nicht bereit, den notwendigen Lernaufwand zu investieren, um das auch tun zu können. Er fordert nun - ganz natürlich - diesen Lernaufwand bei gleicher Leistungsfähigkeit zu reduzieren. Sicher eine berechtigte Forderung. Er fordert aber auch, da wo das nicht geht, die Leistungsfähigkeit selbst zu reduzieren. Und diese Forderung widerspricht dem Grundgedanken von Linux. Wer das nicht akzeptiert, wird dessen Möglichkeiten nie ausschöpfen können, egal wie bunt die GUI ist.
Ich kenn Leute, denen ich von Linux erzählt habe, die nicht einmal begriffen haben daß man auch was ohne Windows laufen lassen kann. Ich kenne in DA-Griesheim einen sehr bekannten Computer-Shop, wo man mir am Telefon gesagt hat: "Sie können den SCSI-Controller gerne ausprobieren und zurückgeben wenn er mit ihrem 'Linux-Programm' nicht läuft." Auf den humorvoll gemeinten Hinweis: "Linux ist eigentlich ein Betriebssystem" bekam ich den Hinweis, daß dieser Controller aber nur für PCs geeignet sei. Da bin ich hier fast aus den Latschen gekippt, ich habe da mit einem "Profi" gesprochen (wenn man dem Namen des Ladens glauben schenken darf)
So viel zum Thema Kompetenz unserer Industrie. Ich bin schon lange der Meinung, daß Firmen, die ihre Werbeaussagen und -suggestionen (!) nicht auch wörtlich und detailliert beweisen können, gesetzlich verfolgt werden sollten.
Was schließen wir daraus: Linux ist zu wenig bekannt bzw es gibt tausendmal mehr Vorurteile. Dieses Guru-Gehabe schreckt eher ab als daß es Vertrauen in eine Spitzentechnologie spendet.
Das ist durchaus richtig. Aber es ändert nichts an der Tatsache, daß man für die schönsten Kirschen eben die längste Leiter braucht.
Berechtigte Vorbehalte sind zum Beispiel, daß man ein strukturiertes Wissen über PC-Technik haben muß um es überhaupt installieren zu können (ich beziehe mich auf Yast aus SuSE 5.1). Warum muß ich als Anwender wissen, was eine Partition und was eine Swap-Datei ist?
Weil sich Linux sonst ebenso arrogant wie andere Systeme benehmen müßte und erst einmal alle anderen Betriebssysteme im Rechner zerstören würde. Und weil Linux dadurch erheblich an Leistungsfähigkeit einbüßen würde (eine Swap-Partition ist wesentlich performanter als ein Swap-File).
Warum muß ich meinen Kernel selbst bauen?
Mußt Du doch gar nicht. Auf praktisch allen Systemen kann man ohne Kernel bauen mit den fertigen SuSE-Kerneln arbeiten. Kernel bauen mußt Du erst, wenn Du die besondere Leistungsfähigkeit nutzen möchtest. Das hat aber wie oben gesagt eben seinen Preis.
1) Leichtere (vollautomatische) Installation (Yast ist schon ein sehr guter Anfang)
Eine vollautomatische Installation bringt an vielen Punkten mehr Ärger als Nutzen. Wieviele Leute würden sich wohl erst beschweren, wenn die SuSE-Installation vollautomatisch die PLatte vereinnahmt und das vorhandene Windows samt seinen Daten löscht?
2) Ein einheitliches Konzept für die Navigation in Programmen (also zum Beispiel die Norm, die M$ eingeführt hat: [Alt] bringt mich in die Menüzeile, im Editor kann ich mit Shift+Cursortasten markieren, etc etc ...) Es ist keine Schande sowas 1:1 von M$ zu übernehmen, man muß nicht das Rad neu erfinden (Ja, ich hasse vi)
Es ist zum großen Teil überhaupt kein Problem, das über die Windowmanager-Konfiguration so zu bauen, und das wird auch gemacht. Nur stimmt diese Definition eben nicht zwangsläufig mit der von Microsoft überein. Man kann sich das auch problemlos umbauen - wenn man bereit ist, zu lernen.
3) Es muß neue Software mit von grundauf strukturierten Konzepten entwikelt werden (Ja, ich hasse emacs!)
Unix-Software ist von Grund auf besser strukturiert als die meisten Win-Anwendungen. Emacs ist ein ziemlich böser Sonderfall. Das Grundkonzept von Unix sind möglichst kleine Programme, die sehr wenig tun, dafür aber sehr einfach und mächtig zu Bausteinen zusammengesetzt werden können. Siehe X, siehe Shell, siehe die vielen GNU-Programme.
5) Es müssen Spiele unter Linux laufen. Hier wäre eine ähnliche Entwicklung wie etwa DirectX wüschenswert (für mich)
Es gibt X-MAME, damit kann man praktisch alle Konsolenspiele fahren. Es gibt Clients für Doom etc., es gibt jede Menge Spiele. Was es nicht gibt, sind die Spiele, die für Windows entwickelt wurden. Dafür gibt es aber welche, die für Linux entwickelt wurden. Allerdings KANN Linu hier gar nicht so viel unterstützen wie Windows, da die meisten Spiele dort vom direkten Hardware-Zugriff leben, der unter Linux gottseidank strikt untersagt ist. Deshalb hat Linux auch - gottseidank - nicht von Haus aus Echtzeitfähigkeiten, die die Stabilität eines Systems stark gefährden können. Linux hat halt einfach andere Grundkonzepte.
6) Linux muß zunächst in der "Fachwelt" (siehe Laden in DA-Griesheim
Sowas würde ich nicht als Fachwelt bezeichnen
oder auch PC-Magazine wie c't, chip, PC-Magazin, etcetc) ernstgenommen werden und einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangen.
Ist doch in der Mache. Es gibt heute ein vielfaches an Presseartikeln zu Linux - wenn auch oft inkompetente - wie vor 2 oder 3 Jahren.
7) Linux braucht ein einheitliches Marketingkonzept um sich zu behaupten. Vorher müssen allerdings entsprechende Win-Standards[1] erreicht sein (Also Office-Pakete, Spiele, etc pp) [1] meine ich in puncto Bedienbarkeit
Standards ja. Win-Standards? Nein. Wenn schon, dann Linux-Standards. Diese können sich durchaus ein Stück weit an Windows orientieren, aber bitte nicht die bewährten und durchdachten Konzepte, die Unix absolut überlegen beherrscht, kaputtmachen oder verwässern. Das wäre ja furchtbar.
8) Aufräumen mit Vorurteilen.
Das ist immer gut.
Zu meiner Ehrenrettung möchte ich jedoch betonen, daß ich fast ausschließlich unter Linux arbeite!!
Und wo ist dann das Problem? Warum zeigst Du nicht einfach mal den dir bekannten Win-Leuten, wie das alles funktioniert. Ich bin da durchaus auch der Meinung: Die größte Barriere ist nicht Linux, sondern der Kopf des Anwenders. So, wie auch 80 0er technischen Probleme auf jedem System VOR dem Bildschirm sitzen. =========================================================== Erhard Schwenk - alias Bitrunner =)B==o) =========================================================== No Spam replies please. -- Um aus der Liste ausgetragen zu werden, eine Mail an majordomo@suse.com schicken, mit dem Text: unsubscribe suse-linux