Am Freitag, 30. April 2004 12:42 schrieb Thomas Vollmer:
On Monday 26 April 2004 16:41, Marcus Glöder wrote:
Am Montag, 26. April 2004 12:56 schrieb Bernd Tannenbaum:
Hallo,
Hallo Bernd,
Hallo,
Hallo Thomas,
Sorry, aber classfull routing ist seit RFC 1518/1519 obsolet. Und diese RFCs sind von September 1993. Du hast das Thema CIDR zwar später in Deiner Mail beschrieben, aber seit diesen RFCs ist das Netz eigentlich nicht mehr in Klassen unterteilt.
Dass Du heute in den meisten Fällen nicht mehr einfach die Netzwerke so nimmst, wie sie durch die A-, B- und C-Subnetzmasken vordefiniert sind, sondern eben Subnetting oder Supernetting betreibst und Dir dadurch die Netze selbst so definierst, wie Du sie brauchst, ist schon klar. Das ist aber gar nicht der Punkt. Wie Sub- und Supernetting funktionieren, habe ich in meiner Mail ja gerade zu erklären versucht. Da Du selbst schreibst, dass ich das "klassenlose" Routing, d.h. Subnetting und Supernetting, später beschrieben habe, gehe ich davon aus, dass Du meine Mail ganz gelesen hast. Dann weißt Du auch, warum ich die Klassen am Anfang überhaupt eingeführt habe. Zunächst möchte ich die meiner Meinung nach wichtige Textstelle dazu aus meiner Mail noch einmal zitieren:
Subnetting funktioniert also eigentlich so, dass Du vom Hostbereich der vordefinierten Subnetzmaske durch Deine eigene Subnetzmaske ein paar Bits "klaust" und dem Netzwerkbereich zuschlägst. Durch die Differenz zwischen dem Netzwerkbereich der vordefinierten Subnetzmaske und dem (bei Subnetting: größeren) Netzwerkbereich Deiner eigenen Subnetzmaske schiebt sich zwischen den Netzwerk- und den Hostbereich der IP-Adresse ein dritter Bereich, in dem Deine Subnetze liegen. Das Prinzip ist also, zwei verschiedene Subnetzmasken (die vordefinierte und Deine eigene) quasi übereinanderzulegen.
Bei Supernetting gilt das selbstverständlich entsprechend: auch hier legst Du die vordefinierte Subnetzmaske und Deine eigene Subnetzmaske quasi übereinander, wodurch ein dritter Bereich entsteht.[1] Der Punkt ist, dass Du in jedem Fall (sowohl bei Subnetting, als auch bei Supernetting) immer mit zwei Subnetzmasken arbeitest: Deiner eigenen und der vordefinierten Subnetzmaske; - und die vordefinierten Subnetzmasken richten sich nach den Klassen (genauer: nach den ersten drei Klassen, die für gewöhnliche IP-Adressierung zur Verfügung stehen). Mit anderen Worten: Das "klassenlose" Routing schafft die Klassen als solche nicht ab, sondern es bietet eine Möglichkeit - auf der Grundlage der über die Klassen vordefinierten Subnetzmasken - Dir eigene Netzwerkgrenzen zu definieren. Ohne diese Möglichkeit bist Du durch die Klassen in ein enges Korsett gezwängt: ein Klasse-B-Netz ist dann eben ein einziges Netz, an das Du theoretisch 2^16 - 2 = 65534 Hosts anschließen kannst, und Du hast dann keine Möglichkeit dieses Netz weiter in kleinere Netze zu unterteilen... "Klassenloses" Routing ist eben insofern "klassenlos", als es dieses enge Korsett aufhebt, und Du Dir Deine eigenen Netzwerkgrenzen definieren kannst, während Du beim "klassenbasierten" Routing vollkommen auf die durch die Klassen vordefinierten Netzwerkgrenzen angewiesen bist. Zudem ist es ja auch so, dass Du gar nicht bestimmen könntest, was jetzt ein Subnetz und was ein Supernetz ist, wenn Du keine Definition dafür hättest, was ein "normales" Netz ist. "Normale" Netze sind eben die, deren Subnetzmasken sich nicht von den durch die Klassen vordefinierten Subnetzmasken unterscheiden. Subnetting und Supernetting (und damit auch so defizile Dinge wie VLSM) basieren also auf den Klassen. (Dass sie deren ursprüngliche einengende Wirkung vollständig aufheben, will ich damit gar nicht bestreiten.) Des Weiteren ist ein Netz 224.0.0.0 meines Wissens nach immer noch für Multicast-Anwendungen reserviert und kann deshalb nicht für gewöhnliches IP-Routing verwendet werden. Entsprechendes gilt denn auch Für Klasse-E-Adressen oder für den Adressbereich ab 248.0.0.0 aufwärts. Kann also davon gesprochen werden, dass klassenbasiertes Routing obsolet ist? - für Netzwerke ab einer bestimmten Größe sicher (siehe aber unten). Kann davon gesprochen werden, dass "das Netz" (welches?) "nicht mehr in Klassen unterteilt" ist? - Meiner Meinung nach nicht. Ein weiterer Punkt ist, dass in vielen kleineren Netzen immer noch RIP werkelt. RIP kann bekanntermaßen mit klassenlosem Routing nicht umgehen. In diesen Fällen sind also nicht nur die Klassen existent (sonst würde RIP nicht funktionieren), sondern es wird auch immer noch klassenbasiertes Routing betrieben...
Gruß Thomas
Viele Grüße, Marcus [1] Dass Du das beim Supernetting in der anderen Richtung machst als beim Subnetting, der Netzwerkbereich Deiner eigenen Subnetzmaske also kleiner ist als der Netzwerkbereich der vordefinierten Subnetzmaske und nicht wie beim Subnetting größer, spielt für unsere Frage an dieser Stelle keine Rolle. Literatur: ---------- Steve McQuerry (Hrsg.), 2000: Interconnecting Cisco Network Devices. Abschnitt 7.4: Überblick über TCP/IP-Adressen. München: Markt+Technik (in Lizenz für Cisco Press), Seite 265 bis Seite 281 -- - Inhaltliche Antworten bitte nur an die Mailingliste. - Die Spielregeln: http://www.suse-etikette.de.vu/