* Matthias Lenhardt -- Monday 22 January 2001 08:48:
* On Fri, 19 Jan 2001, Melchior FRANZ wrote:
R.M. STALLMAN aergert sich ja nur, dass es nicht ein FSF-Kernel zum verbreitetsten Open Source Kernel gebracht hat, sondern Linus' GPL-lizensierter Kernel.
Also ich kann den Wunsch von R.M.Stallman verstehen, nicht GNU unter den Tisch fallen zu lassen, wenn man von Linux spricht. Aber durch die GPL vom Linux-Kernel ist es doch irgendwie eh Bestandteil von zumindest der Philosophie der FSF, also warum darueber Nachdenken. Wenn's irgendwann einmal einen GNU/Hurd Kernel gibt, hat man einfach eine Alternative mehr und das kann nur von Vorteil sein.
Nun, RMS hat hat sich zweifellos sehr verdient gemacht: Er hat nicht nur mit seiner FSF einen erfolgreichen Kampf gegen den damals besonders drastischen Trend zu "closed source" und ueberhoehten Preisen eingeleitet, sondern auch den Weg fuer Linux geebnet. Ohne seinen GCC waere Linux wohl nie entstanden, ohne FSF-Tools wuerde heute kaum ein Linux-System auskommen. Trotzdem nenne ich mein System nicht GNU/Linux, ebensowenig wie ich einen Merzedes "Michelin/Merzedes" oder "Semperit/Merzedes" nennen wuerde, auch wenn die Reifen sicher ein wesentlicher Bestandteil eines Autos sind. Dass RMS auf "Gnu/Linux" besteht, hat mehrere Gruende: Sein Hauptziel war ja nie, einen Compiler zu schreiben oder Unix-Tools. Das war alles nur noetiges Beiwerk. Sein eigentliches Ziel war, ein komplettes, frei verfuegbares Unix zu schaffen, und damit vor allem einen eigenen Kernel. Irgendwie ist es ihm dann aber ergangen, wie den tibetischen Scherpas, die fuer ein paar verwoehnte Westeuropaeer/Amerikaner die Sauerstofflaschen ins Basislager schleppen, von dem jene dann den letzten Kilometer auf den Gipfel des Himalaya und in die Weltpresse 'schlendern'. RMS hatte alles muehsam vorbereitet, um die letzte Etappe zurueckzulegen, als Linus mit seinem Linux daherkam und -- ohne vorher einen Compiler und Tools schreiben zu muessen -- an ihm vorbeizog. RMS wurde um sein Lebensziel betrogen. Kein Wunder, dass er enttaeuscht ist. Unterdessen haelt sich der Andrang interessierter Entwickler an GNU/Hurd in (engen) Grenzen. In letzter Zeit ist RMS immer weniger als Pionier und Held aufgefallen, sonder eher als humorloser Extremist, der einen (v)erbitterten Kampf fuer GNOME (obwohl das nur LGPL ist) und gegen KDE (dessen QT nach einer semi-proprietaeren Anfangsphase -- jetzt GPL lizensiert -- eigentlich das offenere Open-Source-System ist). Vielfach wird bezweifelt, dass seine Auftritte der Open Source Idee noch dienlich sind. Wer will schon einem moralisierenden Prediger folgen, wenn es ungleich charismatischere Leute wie Linus oder ESR gibt. An seinen Verdiensten aendert das freilich nichts. m. PS: alles IMHO, AFAIK und IIRC