
On 10/11/10 23:15, Daniel Fuhrmann wrote:
[ ... ] Ich denke auch nicht, daß man ein openSUSE-LongLife braucht, wenn das mit dem zypper dup weiterhin so gut klappt, wie bei den letzten Versionen.
Dem wuerde ich ganz entschieden widersprechen. Du hast vermutlich recht, was den Privatnutzer angeht. Ich spiele jetzt hier mal den Teufel und vertrete den kommerziellen Sektor. ;-) LTS Versionen oder CentOS sprechen eine ganz bestimmte Zielgruppe an, das ist die Industrie und der Mittelstand. Jetzt werden viele sagen, die sollen halt SLES einsetzen oder aehnliches, das ist aber ein wenig kurzsichtig gedacht. Ich kenne viele Firmen aus meiner Branche (und das ist jetzt nicht uebertrieben), die mittlerweile auf LTS Versionen oder CentOS umgestiegen sind, und das schliesst viele grosse Oel/Gasfirmen und Service-Firmen mit ein. Bei uns kommt z.B. eine Kombination aus RHEL, CentOS und Fedora zum Einsatz: Fedora auf den Desktop-PCs, um moeglichst aktuelle OpenOffice Versionen und Browser etc zu haben (wenn der Desktop-PC mal crasht, ist das nicht gar so wild), RHEL auf den wichtigen Servern (da geht Datensicherheit etc ueber alles und Enterprise-Support ist wichtig) und auf unseren build hosts, und CentOS auf den allermeisten Compute-Nodes. Wobei wir bei Firmen in unserer Branche von Clustern mit 2.000 bis 20.000+ Cores sprechen. Der Grund hier ist einfach: Ueblicherweise nutzen wir ein Betriebssystem fuer die gesamte Lebensdauer eines Clusters, die zwischen 2 und 5 Jahren liegt. Diese Cluster haengen nicht am Internet, Kernel Exploits sind mehr oder weniger irrelevant, alle Multimedia-Dinge usw. sind irrelevant, das Einzige, an dem wir interessiert sind, sind fuer das was wir tun kritische Bugfixes im Bereich NFS, fuse, glibc, usw. - dafuer willst Du aber nicht unbedingt RHEL oder SLES einsetzen, was ein ganzen Batzen Geld macht bei der Anzahl der Cluster-Knoten und PCs um die es hier geht. Letztendlich sind viele Firmen der Branche genau wie Novell selbst an der Boerse notiert und es geht darum, Geld zu machen. Wenn die Firmen also Enterprise-Lizenzen einsparen koennen, dann machen die das. Beim Mittelstand ist es aehnlich, da muss ein System einfach stabil fuer ein paar Jahre laufen, ohne dass man staendig updaten muss - dann geht z.B. die Verwaltungssoftware nicht mehr, oder etwas anderes geht nicht mehr, und das kann sich so eine (kleinere) Firma eben oft nicht leisten, da es oftmals auch keinen eigentlichen IT-Support gibt - ich kenne viele Firmen aus dem Mittelstand, da uebernimmt das quasi einer der Angestellten so nebenher. Auch hier kann man wiederum sagen, sollen sie halt SLED oder SLES einsetzen - diese Leute sind aber ebenfalls relativ selten an dem eigentlichen Support-Paket interessiert, sie wollen einfach ein OS haben, das sie fuer mehrere Jahre einsetzen koennen, das sie kennen, das relativ billig ist, das stabil laeuft. Irgendwer muss irgendwie natuerlich auch fuer die Patches zahlen. Aber das wird oft ausgelagert heute. Man sollte sich nichts vormachen, Novell hat openSUSE nicht zu einem Community-Projekt gemacht, weil Novell so ein gutes Herz hat und eine Seele fuer den netten Linux-Anwender daheim. Da stecken natuerlich durchaus auch kommerzielle Interessen dahinter. Die RHEL/CentOS/Fedora Kombination ist im Prinzip echt praktisch, und auch wenn Redhat evtl. Kunden im Enterprise Sektor verliert durch CentOS, so bindet die Firma diese Kunden dennoch an sich und gewinnt neue Kunden hinzu (wobei ich hier natuerlich keine offiziellen Zahlen habe, ich sehe nur, was in der Branche so passiert). Im Ubuntu Bereich gibt es mittlerweile auch Bestrebungen in diese Richtung (besserer kommerzieller Support; LTS Version), nur im openSUSE Bereich ist hier halt tote Hose. Aus der hier dargelegten Industriesicht ist das ein klarer Nachteil. Eine Kombination aus SLES und freier Enterprise Version oder openSUSE LTS waere da sicher fuer manchen interessant. Anyway, so viel Mal als kleiner Einblick in die Industriebranche. Alle Angaben natuerlich ohne Gewaehr. Gruesse, Thomas -- Um die Liste abzubestellen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+unsubscribe@opensuse.org Um eine Liste aller verfuegbaren Kommandos zu bekommen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+help@opensuse.org