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* Thomas Hertweck <Thomas.Hertweck@web.de> [2007-07-22 15:57]:
Das bringt natuerlich nicht nur Vorteile mit sich, sondern kann bei normaler Nutzung Leistungseinbussen mit sich bringen. Daher werden Echtzeitsysteme und Kernel eigentlich nur von Leuten eingesetzt, die sie wirklich benoetigen.
Man muss ferner unterscheiden zwischen sog. „harter“ und „weicher“ Echtzeit. Bei der harten Echtzeit geht es darum, dass Antwortzeiten unter allen Umständen einzuhalten sind, z.B. bei der Steuerung eines Flugzeugs, da bei Nichteinhalten ein Schaden zu befürchten ist. Bei der weichen Echtzeit ist es zwar äußerst wünschenswerte, dass die Antwortzeiten eingehalten werden, wenn aber ab und zu das Ziel verfehlt wird, geht nicht gleich die Welt unter (z.B. Multimedia- Verarbeitung) -- das Ergebnis hat auch 2 ms später noch einen Nutzen (z.B. Aktiengeschäft). Die meisten sog. „Echtzeitkernel“ für Linux enthalten Patches, um die Latenzzeiten von Linux zu drastisch zu verbessern. Am bekanntesten dürften die -rt-Patches von Ingo Molnar (http://people.redhat.com/~mingo) sein. Wenn du also irgendwo einen openSUSE-Echtzeitkernel aufspürst, dann dürfte der mit 99.9-%-iger Wahrscheinlichkeit dieser Kategorie angehören. Allerdings gibt es auch harte Echtzeit„erweiterungen“ für Linux, nämlich in Form von Kerneln, die mehr oder weniger _neben_ dem Linuxkernel auf einem Rechner laufen. Mir bekannt sind drei solcher Implementierungen, „RT-Linux“ (von FSM-Labs, teilweise kommerziell), „RTAI“ (Realtime Application Interface, http://www.rtai.org) und „Xenomai“ (http://www.xenomai.org). Sehr vereinfacht gesagt läuft dann der normale Linuxkernel nur noch als Task mit niedriger Priorität unter dem Echtzeitkernel. Der Preis für diese harte Echtzeit ist, dass sowohl Applikationen als auch Treiber umgeschrieben werden müssen, da ja der normale Linux- kernel jederzeit durch den Echtzeitkernel unterbrochen werden kann. Üblicherweise wird eine Applikation dazu in einen kleinen Echtzeitteil und einen größeren Nicht-Echtzeitteil aufgesplittet, die über Pipes oder Shared-Memory etc. miteinander kommunizieren. Erschwerend kommt hinzu dass die meiste PC-Hardware nicht unbedingt für harte Echtzeit designed wurde. Zum Beispiel kann eine Netzwerkkarte, die sich nicht an den PCI-Standard hält und den Bus mit sehr langen DMA-Transfers belegt, die ganze Echtzeit kaputt machen. Dies nur mal der Vollständigkeit halber, da „Echtzeit“ mittlerweile zu einer Art „Modebegriff“ geworden ist, die man auf jeden Fall unbedingt haben muss. :-) Gruß, Bernhard -- Um die Liste abzubestellen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+unsubscribe@opensuse.org Um eine Liste aller verfuegbaren Kommandos zu bekommen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+help@opensuse.org