Hallo Rüdiger, Am Mon, den 05.01.2004 schrieb Rüdiger Meier um 01:09:
Du meinst DU hast Deine komplette Distributtion (SuSE?) selbst kompiliert. Hast Du dabei subjektiv bzw. objektiv spürbare Performance-gewinne festgestellt?
Nein. Kein SuSE. Gentoo.
Täte mich interessieren.
Im Groben: Du bekommst eine Gentoo Live CD mit den Basistools (etwa 20MB), von der Du booten kannst und dann die Installation anschmeisst. Dabei hast Du die Wahl aus drei Einstiegspunkten, abhängig wieviel Du selbst kompilieren willst. Gentoo stellt ein System namens Portage, so eine Art Kreuzung aus apt und ports zur Verfügung, mit dem Du die Quellen ziehen kannst, die danach mit Deinen Optionen automatisch übersetzt werden. In /etc/make.conf kannst Du sogenannte cflags für den gcc setzen und in der use Variable setzt Du Parameter für Optionen die in verschiedene Pakete kompiliert werden können (beispielsweise Alsa Support anstelle von OSS). Die cflags kannst Du architekturabhängig setzen. Ich habe eine sogenannte stage1 Installation gemacht, dass heißt alles wurde auf meiner Maschine mit den von mir gesetzten cflags übersetzt. Zur Zeit läuft Open Office mit den aktuellen Ximian Patches durch ;-) Leider dauert das auf einem Athlon 1400 seine Zeit. Einen Vergleich zu SuSE auf meiner Maschine habe ich nicht, aber zu Mandrake oder Debian auf derselben Hardware spüre ich bei einzelnen Anwendung einen deutlichen Unterschied. Der Unterschied zu Debian unstable ist kleiner, da die mittlerweile ihre Pakete auf i686 übersetzen, aber die üblichen i386 binaries sind deutlich träger als meine durch Portage übersetzten. Der Gentoo Kernel ist anscheinend heftig auf Multimedia optimiert und da muss ich sagen, dass ich durchaus auch einen Unterschied in der Ansprechbarkeit unter Belastung zu anderen SuSE Rechnern mit sogar ein wenig mehr Dampf unter der Haube spüre. Ich kann beispielsweise zur Zeit den gcc mit Open Office beschäftigen und trotzdem springt XMMS nicht, wenn ich oggs höre. Der eigentlich Grund, warum ich mich mit Gentoo so wohl fühle ist die Unabhängigkeit von RPM und seiner Abhängigkeitshölle, sowie die Verfügbarkeit von immer aktueller Software. Das Angebot ist riesig. Mit meiner "alten" SuSE 8.2 Installation hatte ich das Problem kmess zu installieren, weil eine rpm Abhängigkeit nicht erfüllt wurde (glibc). Selber die Quellen kompilieren ging auch nicht und auf viele andere Pakete musste ich auch verzichten. Dann bin ich neugierig geworden und habe dann Larry the Cow entdeckt :-) Mit Portage kann man das System _graduell_ auf dem neuesten Stand halten und wartet nicht ein halbes Jahr auf eine neue SuSE Version, mit der man dann das große Upgradeabenteuer an einem Wochenende startet: "emerge sync" und der Portage Tree ist aktuell. Mit "emerge -vu world" werden alle Pakete, für die es neuere stabile Quellen gibt aktualisiert übersetzt. Der Preis ist eben, dass man auf so nette Sachen wie Yast verzichten muss. Oft ist eben Handarbeit und RTFM notwendig. Dafür ist alles anpassbar. SuSE spielt seine Vorteile für mich in der sofortigen Verwendbarkeit und der einfachen Bedienung aus. Auf älteren Rechnern würde ich nicht im Traum daran denken Gentoo zu verwenden. Das Kompilieren hält sich zwar bei mir in Grenzen, aber KDE und Gnome mit Mozilla und Open Office haben auf meinem 1400er locker 24 Stunden benötigt. Grüße, Tobias