Hallo, Ratti:
Da geht jetzt was durcheinander. ;-) Das Format Plakat, das Druckverfahren "Siebdruck" und die Verwendung von Farben ("Rot") sind voneinander unabhängige Entscheidungen.
Bernd Brodesser:
Hm, nicht ganz. Zeitungen wird man wohl kaum mit Siebdruck machen.
Ja, schon klar. Du hattest in einem Satz mehrere Themen angesprochen, ich wollte etwas separieren.
Bestimmte Dinge gehen nicht in CMYK oder sind anders schlauer zu lösen.
Beispielsweise hat jede Druckmaschine eine feste Anzahl Farbwerke, man spricht von "Vier- oder Fünf- oder Sechs-Farbmaschinen". Also praktisch fünf Rollen, die jede eine bestimmte Farbe druckt.
Da kannst du an Farben reintun, was du willst. Alle "normalen" Bilder löst du in 4c, also CMYK. Willst du eine Broschüre für die Firma "Aral" drucken, wirst du sinnvollerweise das fünfte Farbwerk mit Pantone-Irgendwas befüllen.
Soviel ich weiß werden bei Kunstdrucke über 20 verschiedene Farben verwendet.
In dem Bereich kenne ich mich nicht aus. Wahrscheinlich machen die wohl kein Offset. Übrigens kann auch eine Dreifarbmaschine in sechs Farben drucken, man muß es halt zweimal durchjagen, das ist aber nicht schön.
Im Extremfall bedeutet das: Wenn du mit hellroten Linien Milimeterpapier nachbildest, kann es sein, das das Muster fast völlig verschwindet und nur unzusammenhängender Dreck auf deinem Papier landet.
Irgendwie wird Millimeterpapier aber auch gedruckt.
Ja, eben:
Also wäre es auch hier sinnvoll bis zwingend, eine Sonderfarbe zu verwenden.
Nehmen wir mal das übliche Milimeterpapier. Die Linien sind rosa, man müsste es also in sagenwirmal 50% Magenta drucken. Das würde in CMYK bedeuten: Die Linie wäre nicht durchgehend, sondern gestrichelt, weil nur jeder zweite Punkt gedruckt würde. Man muß ja auf den 50%-Farbton kommen. Allein das wäre für Milimeterpapier schon nicht akzeptabel. Es kommt aber noch schlimmer: Die Rasterpunkte liegen, wie sie halt methematisch liegen. Es ist durchaus möglich, daß eine Linie quer über das Dokument liegt, aber jeden Rasterpunkt verfehlt. Sie wird dann unsichtbar. Deswegen braucht man ja diese Sonderfarben, die Gimp eben nicht kann. Man belichtet die Druckplatte so, daß die ganze Linie, ohne daß irgendwas weggerastert wird, als "Vollton" gedruckt wird. Man muß dann aber eine Farbe in die Druckmaschine kippen, die nur "halb" Magenta ist, ein blaßrosa. Das war ein einfaches Beispiel, weil es sich um eine Abwandlung einer Prozessfarbe handelt. Das Verfahren funktioniert aber auch mit Gold, Lack,...
Aber so richtig Gold bekommst Du nur mit Gold hin, würde ich mal sagen, aber ob man das auch mit einer normalen Druckmaschiene macht?
Tja. Ehrlich gesagt, ich habe keine Erfahrung mit größeren Goldmengen. ;-) Außerdem verbietet es sich gestalterisch ohnehin. Außer man produziert Reklamemüll für Volldeppen, die etwas kaufen, weil in gold "Neu!" draufsteht. ;-) Aber Gold ist ja auch keine Farbe. Es ist ein gelblicher Ton mit einer bestimmten Oberflächeneigenschaft, die nicht auf der farblichen Zusammensetzung beruht. Aufgrund der Reflexion der Umgebung sind es ganz viele Töne und Spiegelbilder, außerdem reflektiert es das Licht. Keine Ahnung. Sind Drucker anwesend?
Um den Bogen zum Ursprungsthema "Gimp" zurückzuschlagen: Wenn ich sowas verwende, habe ich in Photoshop eben nicht die Kanäle Rot, Grün, Blau oder Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz, sondern Pantone 15, Pantone 234 und Pantone 99.
Hmm, und wie mache ich es auf dem Bildschirm?
Dazu muß man erstmal auseinanderhalten, daß es dabei nur um die Abbildbarkeit geht, nicht etwa um eine Konversion, wohlmöglich sogar noch eine gleichwertige. Photoshop & Co haben große Tabellen "eingebaut". Um bei dem gängigen Beispiel "Pantone" zu bleiben: Von der Firma Pantone selbst kommen Standard-Tabellen, wie eine Farbe in anderen Farbräumen zu definieren ist. Das heisst nicht, daß diese Definitionen _gleich_ sind. Aber wenn ich z.B. für die Firma Aral eine Website baue, dann brauche ich für Aral-Blau (fiktiv Pantone 1234) eine möglichst gute RGB - _Näherung_. Wenn ich (warum auch immer) etwas in 4C drucken will/muß, ohne die Sonderfarbe zu verwenden, dann brauche ich eine CMYK - _Näherung_. Also die richtigste Lösung unter allen falschen. (Schlimmes Deutsch) Da mein Bildschirm ein RGB-Gerät ist, benutzt Photoshop die RGB-Näherung zur Anzeige. (Nachtrag: Viele Pantone-Farben lassen sich durchaus in CMYK anmischen. Gerüchteweise verdient so mancher Drucker 'ne Mark extra, indem er Pantonefarben in 4C austippt und teure Pantone berechnet) Das heisst nix anderes, als daß Phatoshop in seiner Verzweiflung das nächstliegendste nimmt. Bei einem Goldton wäre das wahrscheinlich ein Gelb-Orange.
Zunächst mal muß das Programm sowas überhaupt unterstützen, und dann braucht es große Übersetzungstabellen, um mir das Bild auf dem RGB-Bildschirm simulieren zu können.
Hm, für meinen Kanarienvogel, oder Wellensittich sieht das Ergebniß dann aber wohl völlig anders aus. Aber das ist dann ein ganz anderes Thema. ;)
Das sieht sowieso überall anders aus, weil jeder einen anders kalibrierten Monitor hat. Da man ohnehin CMYK-Daten bearbeitet, hätten wir damit die subjektiv empfundene Wahrnehmung von Fehldarstellungen, die auf genäherten Daten basieren. Mit anderen Worten: auf dem Bildschirm ist ohnehin nur Schrott zu sehen. Professionelle EBVler 1) interessieren sich überhaupt nicht für das, was der Bildschirm zeigt. Sie messen die Farben mit dem Pipettenwerkzeug und wissen, wie das gedruckt aussieht. Speziell bei Kippeltönen wie Haut kommt im Druck gerne mal etwas völlig anderes heraus, als der Bildschirm zeigt. Gruß, Ratti P.S.: 1) "EBV": Vom Laien häufig als "Elektronische Bildverarbeitung" misinterpretiert. Der Fachmann weiss: Gemeint ist "Effektive Bildvernichtung", meisten durchgeführt von sogenannten "Pixel-Püppis", klassische Gegenfraktion zu den "Vektorschubsern" Über allem thront der Kunde, beklagend, zu Hause einen "RGB-Drucker"(!) zu haben, aber seinen Monitor nach der Farbe des letzten Prospektes(!) kalibriert(!!!!) zu haben. Tusch, Physik ab.