Hallo,
* Heinz W. Pahlke
Das ist etwas ganz anderes? NEIN (ja, ich schreie), es ist ein Zeugnis voellig verkrueppelten Sozialverhaltens, in dem das Leben anderer Menschen nur noch einen geringen Wert hat. Erschuetterung tritt eigentlich nur noch ein, wenn es medienwirksam aufbereitet wird und/oder das toedliche Ereignis ausreichend spektakulaer ist. Und die Millionen Hungertoten sind eben beides nicht.
Ich stimme Dir zu. Das Elend anderer Menschen ist interessant und regt manchen Mitbuerger zum Mitleid an, wenn es als Sensation verbreitet wird. Im Falle WTC eben mit Bildern, die es sonst nur in Kinofilmen (True Lies, Armageddon) gibt. Und die Perversion ist: selbst _diese_ Bilder sollen zwar sensationell "rueberkommen", jedoch _trotzdem_ jugendfrei und geschmackvoll sein und dem Zuschauer keinesfalls den Appetit verderben (oder hat einer von Euch zergrisselte Leichenteile im Fernsehen erblickt?). Wie lange waere wohl einem Experiment Erfolg beschienen, das beinahe rund um die Uhr das Leiden und Sterben in einem Hungerdorf im Fernsehen zeigt? Mit Fliegen, Lepra, blutigem Durchfall und zu Gerippen abgemagerten Menschen? Wie? Das ist ekelhaft? Natuerlich ist das ekelhaft. Aber nicht ekelhafter als das, was da jetzt in Manhatten zu sehen ist, was wir allerdings kaum zu sehen bekommen, weil die knallige Explosion der Flugzeuge schlicht effektvoller war und der Moral und Sensationsdenke der Medienmacher voll entspricht. Mit dem Leiden der afrikanischen Hungernden oder den Toten und Zerbrochenen, die alleine unser Verkehrssystem billigend in Kauf nimmt, will der Durchschnittbuerger einfach nicht behelligt werden, und eine lang dauernde Berichterstattung waere ihm schnell zuviel. Zumal da ja, anders als bei der WTC-Sache, auch noch das Spannungsmoment der Taetersuche fehlt. Denn der Mittaeter sitzt ja als Mitglied einer Konsumgesellschaft vor dem Fernseher. Gruss, Andreas -- " Schlechte Zeugen sind Augen und Ohren fuer Menschen, wenn sie Barbarenseelen haben " Heraklit