Am Mit, 10 Jul 2002 schrieb Christian Herzyk:
From: Manfred Tremmel [mailto:Manfred.Tremmel@iiv.de]
Am Dienstag, 9. Juli 2002 19:54 schrieb Jan Trippler:
- Auf einem Standard-Desktop wird kein Compiler gebraucht, der Benutzer soll damit Briefe schreiben, Mails bearbeiten, ...
Desktop-Systeme sind weit gefasst, aber ich geb Dir recht, in einer Firma (nicht Privat-Rumexperimentiermaschine) hat der Anwender auf seinem Rechner weder Software ungefragt zu installieren, geschweige denn zu compilieren. Wer auf seinem Privatrechner Programme compilieren will und nicht in der Lage ist, den compiler nachzuinstallieren, wird ebenso an fehlenden Includes (*-devel rpms) und Libs scheitern, da hilft ein vorinstallierter compiler auch nichts.
Eben, ich kenne genug Leute die den Rechner "verwenden" wollen und nicht mehr. Die wollen überhaupt nicht irgendwleche Programme nachinstallieren. Ich kann mir sogar vorstellen, daß es einigen so geht, daß Sie von der Auswahl an Tools die sie bei einem Linuxsystem haben (z.B. 3 Texteditoren und mind. 2 Officepakete; 5 Programme für mp3s...) fast erschlagen werden. Grade für die Einsteiger finde ich es sogar sinnvoll keinen Compiler zu haben, das meiste gibt's eh als rpm, und wenn man nicht 100% weiß was man tut gibt's mit Quellen (wenn es überhaupt klappt) wesentlich mehr Ärger.
Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Linux-Installation, eines der Programme, die mich am meisten interessiert haben, war der DDD, ich wollte schließlich programmieren. Dummerweise hatte gerade der in der Version auf den CDs einen Bug und lief nicht. Also blieb mir bereits am ersten Tag nichts anderes als die Quellen zu laden und das Ding selbst zu kompilieren. Und das ist bei weitem nicht das erste Mal, daß ich auf buggy-RPMs gestoßen bin, abgesehen davon gibt es RPMs immer nur für aktuelle Versionen, gerade private Heim-Anwender wollen aber vielleicht nicht unbedingt alle Jahr eine neue Distri installieren. Kurzum: Ohne Arbeit mit dem Quellcode ist Linux IMHO nicht wirklich benutzbar. Deswegen kann es "Nur-Nutzer", die sich um solche Sachen nicht kümmern wollen, nur in Firmen/Betrieben geben, wo es einen professionellen Admin gibt, der die entsprechende Umgebung zur Verfügung stellt. Als Heimanwender oder im SOHO mußt Du aber bereit sein, dich auf Arbeit am System und damit am Quellcode einzulassen.
Allerdings hätte SuSE auf die Idee kommen können zu dokumentieren, daß man diese Tools nicht mehr mitinstalliert. Oder noch besser ein kleines Howto "Wie kompiliere ich Programme - für Einsteiger". Sonst endet das ganze spätestens beim ersten -devel Problem hier in der Liste.
Das wäre in der Tat sinnvoll gewesen.
Denkt einfach mal dran, daß die Leute hier in der Liste nur einen kleinen Teil der SuSE-Nutzer darstellen. Ihr beschwert Euch hier immerwieder über Leute die zu faul sind selber nach der Lösung zu suchen (ob zu Recht oder Unrecht ist hier egal). Aber die kamen immerhin auf die Idee nach einer Mailingliste zu suchen. Bei vielen endet es bei der SDB, wenn überhaupt. Als gewohnheitsmäßiger Windows-User käme man nie auf die Idee ne Fehlermeldung in Google zu pasten und danach zu suchen.
Kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich davon schon zu lange weg. Aber gibt es was logischeres als eine Fehlermeldung in Google zu stecken? Das die Leute hier nur einen kleinen Teil der Nutzer darstellen, ist mir klar, dazu sind sicherlich auch die Mehrzahl der nur-fragenden Nutzer solche, die sich auf die Arbeit mit dem System einlassen, aber welche Konsequenz willst Du daraus ziehen. Meine Konsequenz ist, daß Linux kein System ist, daß sich der uninteressierte Privatanwender installieren sollte, bzw. sollte es je so eines werden, dann ist es wohl kein System mehr, mit dem ich noch arbeiten möchte. Ich hasse es, wenn Leute Linux installieren, weil sie glauben, daß man dann cool ist und ein kostenloses und besseres Windows erwarten, aber von der FSF und GNU, von freier Software und der Idee dahinter, aber auch von professioneller Arbeit mit EDV-Systemen noch nie was gehört haben. Leider sind die SuSE-Zielgruppe genau diese Leute, was auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nachzuvollziehen ist, aber mir leider nichts nützt. Ich wachse gedanklich immer mehr aus dieser Zielgruppe heraus. Gruß Christoph -- Christoph Maurer - 52072 Aachen - Tux#194235 mailto:christoph-maurer@gmx.de - http://www.christophmaurer.de Auf der Homepage u.a.: Installation von SuSE 7.0 auf Notebook Acer Travelmate 508 T, Elektrotechnik an der RWTH Aachen