Am Mittwoch, 31. Oktober 2001 12:14 schrieb Markus Gonaus:
Ich geb dir zwar recht, dass jeder Linux Umsteiger die Bedeutung des Systems erhöht. Nur: man muss klar sagen, dass die Desktop Anwendungen im Gegensatz zu den Server Anwendungen ziemlich experimentell sind, und jede Menge individueller Anpassungsarbeit erfordern. Das fängt schon damit an, dass Schriften unter Linux standardmäßig kaum lesbar sind. Einfach weil alle Distributionen bei 1024x786 die 75dpi Schriften einsetzen. Windows verwendet standardmäßig 100dpi Fonts, und das wohl aus gutem Grund.
Die DPI-Zahl fix zu setzen ist allerdings generell ein Problem, ich fahr hier auf nem 17"er 1152x864, das sind 91 DPI und so ist das auch im X-Server definiert (per 15 poligen VGA-Anschluss erkennt er das sogar vollautomatisch, per BNC muß ichs der config halt mitgeben). Mit der TrueType-Unterstützung und AntiAliasing ist die Darstellungsqualität auch nicht schlechter als unter Windows oder Macintosh. Die Einrichtung und Konfiguration erforder allerdings deutlich mehr Auffand, dem ist nicht zu wiedersprechen.
Dann kommt noch das Märchen vom schnellen und ressourcenschonenden Linux, das sich verbreitet hat. Man vergisst den Windows Usern zu sagen, dass das nur an der Konsole gilt. Sobald sie bei X sind, ist der Bildaufbau sehr viel langsamer als unter Win, und unter einem 500MHz Prozessor und 128MB Ram wird es sehr zäh.
Stop, grafische Oberflächen sind sehr vielfältig unter Linux, dass die populärste - KDE2 - Probleme mit der Geschwindigkeit hat, ist nicht zu leugnen, das wissen auch die Entwickler (wer dot.kde.org mitliest, wird diverse Verbesserungsvorschläge mitkriegen). Die 3 (gcc 3, QT 3 und KDE 3) wird da einiges zum Besseren wenden. Aber KDE ist nun nicht die ganze grafische Welt unter Linux, für schwächere Rechner finden sich da durchaus Alternativen, die auch nem kleinen Pentium zu annehmbaren Geschwindigkeiten verhilft. Wer das ganze mit einem alten Mac oder Amiga vergleicht, die mit einstelligem MHz Zahlen flotte Oberflächen ermöglichten, dagegen ist Linux (egal mit welchem Windowmanager) natürlich extrem zäh und resourcenfressen.
Dass die Unterstützung von Hardware weit problematischer ist als unter Win ist auch nicht zu leugnende Tatsache.
Welchem Win? TV-Karten unter Win2000? USB-Geräte an einer NT-Kist? Viel Spaß! Dass Win9x/ME eine nahezu 100% Abdeckung von halbwegs aktueller PC-Hardware hat, ist fakt, da kann Linux derzeit bei weitem nicht mithalten.
Es sind also unhaltbare leere Werbeversprechungen die Leute wie den Phillip dazu bringen sich so eine Linuxdistribution (um gar nicht so wenig Geld) zu kaufen. Die sind dann verständlichermaßen frustriert darüber, dass sie es in Wahrheit mit einem Bastlersystem zu tun haben.
Das Linux mehr Handarbeit erfordert ist nicht zu leugnen, obwohl die Installationstools mittlerweile sehr viel mehr leisten als noch vor kurzem.
Ein System mit dem sich -die notwendige Liebe vorrausgesetzt- hervorragend arbeiten lässt, und sich an praktisch jede beliebige persönliche Vorliebe anpassen lässt. Jemanden, der aber gewohnt ist, dass alles auf Anhieb zwar vielleicht nicht so wie man es will, aber irgendwie doch auch automatisch funktioniert, muss das frustrieren.
Wer will, das alles auf anhieb, sofort und automatisch funktioniert, der wird nur mit nem Mac glücklich, da ist auch Windows das falsche System.
Es ist also nur fair so jemanden klipp und klar zu sagen: Entweder du bist bereit zwei drei Monate ins Einarbeiten konfigurieren, und
Mit ein wenig Vorbelastung sollten doch wohl Wochen reichen.
suchen und lesen lesen lesen und noch mals lesen zu investieren, und dann mit Linux glücklich zu sein und jeden Win PC als steife Zumutung zu empfinden, oder wenn dem nicht so ist, bei Win zu bleiben.
Ich halte Windows auch nur für die zweite Wahl für diese Zielgruppe. -- Machs gut | http://www.iiv.de/schwinde/buerger/tremmel/ | http://www.knightsoft.de Manfred | http://www.knightsoft-net.de