Hallo Jan, Am Mon, den 05.01.2004 schrieb Jan Trippler um 20:52:
Am Montag, 5. Januar 2004 02:56 schrieb Tobias Weisserth: [...]
Der eigentliche Clou bei Gentoo ist Portage und die Möglichkeit, jeden Tag ein absolut aktuelles System zu haben. SuSE, Mandrake und Red Hat bieten eigentlich nur einen Schnappschuss, eine Momentaufnahme eines bestimmten Zeitpunktes mit aktueller Software. 8 Wochen später hast Du mit SuSE nicht mehr eine aktuelle glibc und kannst Pakete, die nicht von der DVD installierbar sind oder neuere Versionen dieser Pakete in den Wind schreiben.
Das halte ich für maßlos übertrieben.
Welche Version von Blender kannst Du von der SuSE DVD installieren? Für welche Version von Blender gibt es für SuSE 8.2 und SuSE 9.0 ein RPM Paket? Du kannst mir 10, 100 oder 1000 andere Pakete nennen und ich wette mit Dir, dass es in Portage immer eine neuere Version dieser Pakete gibt, wenn dieselben Pakete als RPM für eine beliebige SuSE Version verfügbar sind. Ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt. Es hat sich jemand die Mühe gemacht und ein Skript geschrieben, das die Versionen in Portage mit den Versionen vergleicht, die auf freshmeat verfügbar sind und Portage kommt sehr nahe an freshmeat ran. Ich übertreibe durchaus nicht. Das kannst Du mir glauben. Ich setze SuSE auch sehr gerne ein und auch auf dem Desktop, aber nicht auf meinem eigenen, weil ich aktuellere Software haben will. Ich will nicht warten, bis SuSE wieder eine DVD auf den Markt schmeißt und Wochen später den FTP Ast freischaltet. Ich will neue Software graduell und nicht sprunghaft alle 6 Monate.
Das war der Grund für meinen Wechsel. Außerdem bietet Portage eine wesentlich bessere und aktuellere Auswahl an Software, die man mit einem Befehl durch den gcc jagen kann und die danach sofort nutzbar ist.
Ich brauche nicht täglich die aktuelle Version jedes Programms, dass ich benutze. Ich brauche die Security-Updates (das macht YOU mittlerweile - 8.2 - auf 3 verschiedneen Systemen absolut zuverlässig) und vielleicht mal (das ist aber die absolute Ausnahme) eine neue Version, weil die alte Bugs enthält, die mich behindern oder auf meinem Notebook die HW besser unterstützt wird.
Zwischen verschiedenen Versionen bestehen oft wesentliche Unterschiede. Wenn es um Netzwerksoftware geht, dann werden ab und zu Protokolle geändert und dann stehst Du mit Deinem alten MSN Client von der SuSE DVD im Regen, wenn MSN das Protokoll ändert. Es ist doch zugegebenermaßen reizvoll jeden Tag das Gefühl zu haben, man hat gerade eine brandneue Distribution von CD installiert (ohne den Stress, jeden Tag eine neue Distribution zu installieren). Stell' Dir doch einfach vor, SuSE würde jede Woche SuSE 9.0 mit aktueller Software rausbringen.
Ich will mit dem System arbeiten und mich nicht ständig in neue Features einarbeiten müssen! Ich sehe außer den o. g. Gründen keine Veranlassung, stets topaktuelle Versionen haben zu müssen - ich nutze auch nur max. jede 2. Version von SuSE, weil ich den Nähwert eines ständigen Updates (siehe oben) partout nicht kapiere.
Für mich macht es einen Unterschied, ob ich Open Office 1.0 oder 1.1 (guter pdf export) mit den Ximiam Patches nutze (CUPS Anbindung in OO). Für mich macht es auch einen Unterschied, ob ich Monate lang Gnome 2.2 benutze, obwohl schon seit Wochen 2.4 draußen ist. Und für mich macht es auch einen Unterschied, ob es eine neuere Version von beispielsweise kmess gibt, die mit dem neuen MSN Protokoll fertig wird.
Zudem habe ich mit Gentoo endlich ein wenig über Linux gelernt. Wo was zu finden ist und wie das System zusammengesetzt ist. Auch
Das kannst Du mit SuSE auch. Du musst nur wollen.
Die Motivation aufzubringen ist aber schwer, wenn einem Yast alles serviert ;-)
Was für ein Bloat? Paketabhängigkeiten sind eine sinnvolle Sache, wenn man ein konsistentes System haben will und IMHO macht SuSE da mittlerweile einen guten Job. Wenn ich an meine ersten Versuche 1995 damit denke ...
Was haben Teile von XFree auf einem textbasierten Server zu suchen? Ich habe einen SuSE 9.0 Server ohne XFree installiert, mit Apache, Samba, MySQl und dem ganzen Schnick Schnack und yast sagt mir, dass ein Konsolenprogramm eine Bibliothek von XFree braucht. Die braucht dann wieder andere Teile usw. Klar ist SuSE ein Super System. Aber mit Gentoo habe ich eine _noch_ bessere Kontrolle über das, was ich wirklich nutzen will.
Ich habe die 8.2 auf einem P75 mit 48 MB RAM installiert und da ist auch exakt das drauf, was ich will - geht ganz einfach. Wenn Du erstmal stundenlang durch die Paketauswahl dackelst, bist Du selbst schuld. Minimalinstallation und dann nach und nach alles rauf, was Du an Diensten brauchst - Null Problemo.
Das dauert auch ;-)
Und die großen Pakete wie das Basissystem, XFree, KDE und Gnome, Mozilla, Evolution und Open Office kompiliert man ja nicht jeden Tag, sondern eigentlich nur einmal.
Wenn ich auf meinem o. g. Router alle Pakete hätte selber bauen müssen, hätte ich wahrscheinlich mehrere Wochen gebraucht (ich hab eine Kernelkompilierung mal spaßeshalber da gemacht - 1 Nacht!).
Auf einem älteren Rechner ist Gentoo Selbstmord, wenn man ans Kompilieren denkt. Allerdings kannst Du das gesamte Basissystem inklusive XFree und KDE oder Gnome und viele andere Anwendungen auch binär installieren. Die Auswahl ist da.
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Natürlich gibt es Bereiche, in denen ich lieber auf Gentoo verzichte. Einen dedicated Server oder Installationen auf älteren Rechnern würde ich nicht mit Gentoo installieren. Aber meine Spass- und Desktopmaschine ist dafür geboren ;-)
Zum Thema Server siehe oben - und auch auf meinem Desktop will ich nicht jeden Tag ne neue Version (siehe ganz oben). Ich habe es oft erlebt, dass z. B. neue DBMS-Versionen oder Entwicklungstools auf einmal *minimale* Unterschiede zur Vorgängerversion aufwiesen, die wochenlange Anpassungen zur Folge hatten - sowas macht man einfach nicht. Wenn keine schwerwiegenden Probleme in der Entwicklung auftauchen, bleibt man erstmal bei einer Version, wenns fertig ist, kann man immer noch die Tests (dann aber insgesamt) mit aktuellen Versionen machen.
Wenn man die neue Version dann überhaupt noch auf einem völlig veralteten SuSE 8.2 ohne viel Eigenarbeit oder Eigenkompilieren installieren kann... Schließlich ist Software fertig für SuSE 8.2 geschnürt sehr rar geworden... Grüße, Tobias