Am Montag, 5. Januar 2004 02:56 schrieb Tobias Weisserth: [...]
Der eigentliche Clou bei Gentoo ist Portage und die Möglichkeit, jeden Tag ein absolut aktuelles System zu haben. SuSE, Mandrake und Red Hat bieten eigentlich nur einen Schnappschuss, eine Momentaufnahme eines bestimmten Zeitpunktes mit aktueller Software. 8 Wochen später hast Du mit SuSE nicht mehr eine aktuelle glibc und kannst Pakete, die nicht von der DVD installierbar sind oder neuere Versionen dieser Pakete in den Wind schreiben.
Das halte ich für maßlos übertrieben.
Das war der Grund für meinen Wechsel. Außerdem bietet Portage eine wesentlich bessere und aktuellere Auswahl an Software, die man mit einem Befehl durch den gcc jagen kann und die danach sofort nutzbar ist.
Ich brauche nicht täglich die aktuelle Version jedes Programms, dass ich benutze. Ich brauche die Security-Updates (das macht YOU mittlerweile - 8.2 - auf 3 verschiedneen Systemen absolut zuverlässig) und vielleicht mal (das ist aber die absolute Ausnahme) eine neue Version, weil die alte Bugs enthält, die mich behindern oder auf meinem Notebook die HW besser unterstützt wird. Ich will mit dem System arbeiten und mich nicht ständig in neue Features einarbeiten müssen! Ich sehe außer den o. g. Gründen keine Veranlassung, stets topaktuelle Versionen haben zu müssen - ich nutze auch nur max. jede 2. Version von SuSE, weil ich den Nähwert eines ständigen Updates (siehe oben) partout nicht kapiere.
Zudem habe ich mit Gentoo endlich ein wenig über Linux gelernt. Wo was zu finden ist und wie das System zusammengesetzt ist. Auch
Das kannst Du mit SuSE auch. Du musst nur wollen.
der übliche Bloat, der durch die Yast Paketabhängigkeiten mitinstalliert wird, fehlt. Ich habe nur das, was ich auch nutze und es hat mich keine Stunden in Yast gekostet, mir das alles rauszusuchen und wegzuklicken. (Dafür musste ich halt Manuals lesen und Stunden kompilieren ;-))
Was für ein Bloat? Paketabhängigkeiten sind eine sinnvolle Sache, wenn man ein konsistentes System haben will und IMHO macht SuSE da mittlerweile einen guten Job. Wenn ich an meine ersten Versuche 1995 damit denke ... Ich habe die 8.2 auf einem P75 mit 48 MB RAM installiert und da ist auch exakt das drauf, was ich will - geht ganz einfach. Wenn Du erstmal stundenlang durch die Paketauswahl dackelst, bist Du selbst schuld. Minimalinstallation und dann nach und nach alles rauf, was Du an Diensten brauchst - Null Problemo.
Und die großen Pakete wie das Basissystem, XFree, KDE und Gnome, Mozilla, Evolution und Open Office kompiliert man ja nicht jeden Tag, sondern eigentlich nur einmal.
Wenn ich auf meinem o. g. Router alle Pakete hätte selber bauen müssen, hätte ich wahrscheinlich mehrere Wochen gebraucht (ich hab eine Kernelkompilierung mal spaßeshalber da gemacht - 1 Nacht!). [...]
Natürlich gibt es Bereiche, in denen ich lieber auf Gentoo verzichte. Einen dedicated Server oder Installationen auf älteren Rechnern würde ich nicht mit Gentoo installieren. Aber meine Spass- und Desktopmaschine ist dafür geboren ;-)
Zum Thema Server siehe oben - und auch auf meinem Desktop will ich nicht jeden Tag ne neue Version (siehe ganz oben). Ich habe es oft erlebt, dass z. B. neue DBMS-Versionen oder Entwicklungstools auf einmal *minimale* Unterschiede zur Vorgängerversion aufwiesen, die wochenlange Anpassungen zur Folge hatten - sowas macht man einfach nicht. Wenn keine schwerwiegenden Probleme in der Entwicklung auftauchen, bleibt man erstmal bei einer Version, wenns fertig ist, kann man immer noch die Tests (dann aber insgesamt) mit aktuellen Versionen machen. Jan