Am Samstag, 5. Oktober 2002 13:50 schrieb Markus Kolb:
Was mich stört ist, dass man sich eigentlich kein klares Ziel gesetzt hat. Man möchte den allgemeinen Schreibtischarbeitsplatz erobern. Schön und gut. Aber will man da ein MS Windows auf Linux/X11 Basis dazu nachbauen? Es erscheint mir schon so, wenn ich die neuen Gnome und KDE Versionen angucke: Features über Features. Die Benutzungs-Geschwindigkeit ist dabei viel mieser als bei MS' Produkt. Auch bei Stabilität kann wohl KDE nicht so punkten. Man hört von Abstürzen. Mein XP ist seit Auslieferung noch kein einziges Mal abgestürzt. Für den Heim- und Arbeitsplatzgebrauch sollten die Projekte besser ihren eigenen Weg finden und gehen. Das erweitert insg. das Auswahlfeld und ich denke Linux hätte mehr Chancen.
Über die Geschwindigkeit und Stabilität von KDE kann ich mich seit Version 3.x kaum mehr beklagen, hier haben die Entwickler einiges verbessert. Außerdem liegt das Hauptproblem für mangelnde Performance nicht am KDE-Code selbst, sondern an der glibc, deren Linker nicht immer optimal arbeitet. Aber in Kürze dürfte auch dieses Problem gelöst sein, die Entwickler arbeiten bereits eifrig daran. Mag sein, dass das subjektive Geschwindigkeitsgefühl MS-System den Vorzug gibt. Aber wenn man bedenkt, wieviel Zeit man mit im Kampf gegen Viren, Würmern und andere Sicherheitslücken, die durch grundsätzliche Fehler in der MS-Softwarearchitektur regelrecht herausgefordert werden, verbringt, dann relativieren sich die ein oder zwei Sekunden, die ein Linux-Programm länger zu Starten benötigt, sehr schnell wieder ... Der Hauptgrund, warum ich Linux auch am Desktop einsetze, ist nicht die Performance, sondern der Wunsch, mit einem freien System zu arbeiten. Ich will mich nicht freiwillig in ein proprietäres Korsett zwängen, wenn es eine freie Alternative gibt. Dass diese Freiheit auch noch einige angenehme Nebeneffekte wie hohe Stabilität und Sicherheit mit sich bringt, kann mir dabei nur recht sein :-)
Auch auf der Serverseite ist Linux nicht allgemein einsetzbar. Wie soll ich bitteschön 16 oder nochmehr GB RAM mit Linux verwenden, wenn ich nur auf ca. 3,8 GB zugreifen kann und der Rest von den unterstützten 4 GB für Verwaltungszwecke benutzt werden muss.
Linux kann mehr als 4 GB RAM verwenden. Bloß der SuSE Standard-Kernel ist auf 4GB begrenzt, was aber sinnvoll und nachvollziehbar ist, da wohl schätzungsweise 80 % der eingesetzten Rechner mit 4 GB oder weniger laufen. Der Kernel kann - soweit ich informiert bin - offiziell bis zu 64 GB unterstützen. Mit bereits existierenden Patches sogar noch mehr.
Also die Linux-Lober in allen Ehren, aber Linux kann bisher nicht die Welt erobern. Es verdient einen ehrwürdigen, schönen Fleck auf der Kugel und das finde ich gut so. Ich möchte Linux nicht in meinen Einsatzfeldern missen, aber überall kann ich es nicht einsetzen. Das ist entweder viel zu umständlich oder es gibt bisher unüberwindbare technische Barrieren. Alle System haben ihre Berechtigung und das ist auch gut so.
Markus
grüße, samuel