Hallo Tim, ich kann die Anderen nur bestätigen: Erst ans Backup denken und dann an RAID. Denn: RAID dient *nicht* der Sicherung von Daten, sondern, mit Ausnahme von RAID-0, nur dazu, die Ausfallsicherheit zu erhöhen. RAID-0 bewirkt das Gegenteil, da die Daten "streifenweise" (vielleicht gerade Sektornummern auf Platte 0, ungerade auf Platte 1) abwechselnd auf die eine und die andere Platte geschrieben werden (bei 2 Platten). Bei identischen Platten verdoppelt sich die statistische Ausfallwahrscheinlichkeit aber gegenüber dem Betrieb mit einer Platte! Das gilt aber nur, wenn man vereinfachend nur die Platten betrachtet. Es gibt aber weitere Hardware-Komponenenten, die einen Einfluß auf die Ausfallwahrscheinlichkeit des Systems haben, z.B. der RAID-Controller. Noch ein Nachteil von Hardware-RAID (Controller): Geht der Controller oder das Mainboard einmal kaputt, dann benötigst Du wahrscheinlich ein identisches MB oder wenigstens eines mit identischem Controller darauf, um an die Daten wieder heranzukommen, denn viele Controller-Hersteller kochen ihr eigenes Süppchen, wie die Daten letztlich gespeichert werden. Aber wie lange dauert es wohl, bis man "sein" MB im Handel nicht mehr bekommt? Vielleicht ist Software-RAID da sinnvoller, wenn auch vielleicht nicht so performant. Am Mittwoch, 15. August 2007 11:23 schrieb Tim Oliver Wagner:
Hallo, ich habe zu Hause einen "Server" stehen auf dem alle möglichen Dateien meiner Familie draufliegen. Dieser läuft im Moment jedoch ohne Raid 0 und besitzt kein Backup.
Ersteres erstmal so lassen, das zweite schnellstens realisieren. rsnapshot oder mit rsync selber ein Skript schreiben. Bevor Du da aber rangehst, solltest Du Dir erst mal ein Konzept überlegen. Die Mutter aller Fragen ist hier: Was möchte oder muß ich überhaupt sichern? Klingt banal, aber so einfach fängt man auch richtig an. Ich mache mir dazu eine kleine Tabelle, welche Daten mir wie wertvoll sind (Zeilen, natürlich sehr subjektiv) und welche Daten im Falles des Verlusts wie schwer wiederzubeschaffen sind (Spalten). Die Datenmenge für die einzelnen Gruppen sind zu bestimmen und auch eine Prognose für die Entwicklung der Menge in der Zukunft. Das bestimmt die Größe und Art der Sicherungsmedien. Noch etwas zu meiner Hardware: ich benutzte einen eigenen Sicherungsrechner, mit _zwei_ Platten für _einen_ 5,25 Zoll Wechselrahmen. Wöchentlich einmal wechsle ich die Platte und sperre die andere möglichst feuer-, diebstahl- und überspannungssicher weg. Ein Blitzeinschlag kann schließlich alle Rechner und Platten auf einmal wegputzen. Der Sicherungsrechner steht übrigens in einem eigenen Raum im Keller, denn stünde er mit im Serverraum, was nützt er mir, wenn dort ein Brand ausbricht? So verliere ich im schlimmsten Fall höchstens eine Woche Arbeit. Wenn ich in dem Backup-Rechner noch einen Brenner mit DVD-RAM-Scheiben einbaue, dann kann ich dort parallel nur die in einer Woche geänderten Daten aufzeichnen (kein Full-Backup, das wäre zu groß) und so, auch wenn es ganz schlimm kommt, wahrscheinlich gar keine Daten verlieren. DVD-RAMs gehen durch Überspannungen oder Stromstöße nicht kaputt. Sie könnten höchstens noch mitverbrennen. Noch etwas zur Software: sie kann, wie alles von Menschenhand gemachte, fehlerhaft sein - vielleicht passiert's erst in zwei Jahren, wenn man an den automatischen Backup schon lange nicht mehr denkt. Und es gibt ja eine alte Admin-Weisheit, die man sinngemäß so auch in der Amanda-Anleitung nachlesen kann: "Niemand interessiert es schon, wie gut Du Sicherungen machen kannst - im Ernstfall interessiert es jeden, wie gut Du Daten wiederherstellen kannst!" Konsequenz: Regelmäßig Probe-Restores durchführen, einzelner Dateien und auch ganzer Partitionen oder Platten. Auch wichtig: wenn möglich, sich Backup-Berichte per interner Mail zuschicken zu lassen (Amanda macht das, aber in jedem Skript kann man das realisieren), dann hat man wenigstens einen Anhaltspunkt, ob alles normal gelaufen ist, oder nicht.
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Alternativ habe ich darüber nachgedacht ein RAID-0 aufzusetzen. Das Bios unterstützt RAID 0 und 1 - kann ich nun einfach eine zweite Platte einsetzen und im Bios RAID 0 anschalten? Oder sind dann meine ganzen Daten weg? Optimal wäre, wenn er beim Start die erste Platte auf die zweite Spiegeln würde und ich ab dann gegen HD-Crashes geschützt bin.
Meinst Du Head-Crashes? Gibt es ja kaum noch. Aber man glaubt kaum, wie häufig es Überspannungen in den 230-Volt-Netzen gibt. Dadurch können alle Platten auf einmal das Zeitliche segnen. Die häufigste Ursache für Datenverlust ist aber immer noch das versehentliche Löschen durch einen der Benutzer. Das will zwar kaum jemand glauben, weil jeder sagt: "Bei mir - niemals!", aber es ist so, glaub mir. Deshalb ist es ja auch so wichtig, viele Backup-Generationen zu haben. Ich habe mal monatelang an einer Office-Datei gearbeitet und muß irgendwann einen Reisenteil davon versehentlich gelöscht haben (irgendwas versehentlich markiert und gelöscht, was weiß ich?), was ich aber erst viel später bemerkt habe. In meinen Backups konnte ich den letzten Größensprung drei Monate (= ca. 90 Backup-Generationen) zurückliegend ausmachen und den gelöschten Teil leicht wiederherstellen.
Für Alternativen bin ich auch offen - möchte irgendwie effizient die Daten sichern ... wie ist mir eigentlich egal - automatisiert wäre optimal. :-)
Danke und Grüße, Oli
PS: Als letzte Option habe ich schon überlegt eine zweite Platte einzubauen und dann ein Sync zwischen dieser und der aktuell verwendeten durchzuführen. Aber dies scheint an den großen Dateien zu scheitern
Stellt sich die Frage, wie konnten diese "großen" Dateien denn überhaupt erzeugt werden, wenn es jetzt ein Problem ist, sie zu kopieren? Ich wüßte nicht, daß z.B. rsync ein Problem mit "großen" Dateien hat. Es ist halt so: ein 32-Bit-System kann mit Dateien <= 4 GByte umgehen. Für 64-Bit-Systeme gibt es dieses Adressierungslimit nicht. Vielleicht hast Du auf einem 64-Bit-System Dateien >= 4 GB erzeugt, die Du jetzt auf einem 32-Bit-System sichern wolltest?
- da ich dieses als root Cron-Job laufen lassen könnte wäre IMHO das Rechteproblem gelöst.
Das kannst Du auch zwischen zwei entfernten Rechnern. Aber auch dann muß es kein root-cron-Job sein, glaube ich. Wenn alle Benutzer grundsätzlich das Lesen ihrer Daten auch anderen erlauben würden, oder bestimmten Gruppen, z.B. "users", dann könnte ein Benutzer "backup" auf dem Backup-Rechner mit derselben Gruppenzugehörigkeit alle Daten sichern. Vielleicht gibt es noch elegantere oder bessere Lösungen hierfür? -- Um die Liste abzubestellen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+unsubscribe@opensuse.org Um eine Liste aller verfuegbaren Kommandos zu bekommen, schicken Sie eine Mail an: opensuse-de+help@opensuse.org