Perfekter Beitrag.
Dem ist fast nichts mehr hinzuzufügen.
Außer eine kleine Anmerkung, dass die Entscheider meist nicht diejenigen sind, die nachher wirklich damit arbeiten.
Ansonsten aber perfekt und auf den Punkt gebracht.

Gruß
Eric


Am 18. Februar 2023 04:48:48 MEZ schrieb "Manfred Haertel, DB3HM" <Manfred.Haertel@rz-online.de>:
Christian Boltz schrieb:

denn da herrscht viel Verunsicherung, auch in Unternehmen.

Falls diese Unternehmen zahlende SLE-Kunden sind, würde ich mal den
Kontakt bei SUSE anrufen und nachfragen. Wenn genügend Leute nach einem
"traditionellen" SLE rufen, steigert das die Chancen, dass es den auch
gibt ;-)

So wie ich das einschätze, dürfte diese Option in den meisten IT-Abteilungen nicht wirklich zur Debatte stehen.

Platt gesagt denkt man in IT-Abteilungen aus Erfahrung so, die Anbieter auf den IT-Markt machen doch eh was sie wollen und das, was wir wollen, interessiert die nicht. Wir können aber ein Produkt wechseln und tun sowas sowieso ständig bei irgendwelchen Produkten.

Man stellt sich aber zwei Fragen. Die erste ist, ist der Schmerz wirklich groß genug, um einen Wechsel der Linux-Distri auf dutzenden, in manchen Unternehmen vielleicht sogar hunderten von Systemen mit all seinen Aufwänden und Unwägbarkeiten anzustoßen? Und das kann man im Moment nicht wirklich sagen, weil einfach die Infos fehlen.

Ein all zu radikaler Einschnitt in die Struktur der Plattform wird zwar (immer) kritisch gesehen, aber es ist eben - wie auch die Diskussion hier gezeigt hat - noch nicht klar, ob es nicht auch einen "traditionellen Zweig" geben wird - der ja auch eine *allmähliche* Migration zu den Containern ermöglicht, falls das doch für viele Zwecke gut sein sollte.

Jetzt ist aber die zweite Frage: Wann läuft uns die Zeit weg für eine Entscheidung? Denn Migrationsprozesse dauern und eigentlich immer sogar länger als in der ersten Worst-Case-Einschätzung.

Die Entscheidung läuft also darauf hinaus, wie lange können wir den Informationsmangel aussitzen, bevor wir eine Entscheidung treffen müssen?

Man schaut also in die Support-Matrix von Suse und liest dort, dass SLE 15 bis zum 31.7.2028 unterstützt wird. Und dann lehnt man sich als IT-Entscheider erst mal wieder zurück.

Für die Unternehmen ist das gut, für Suse schlecht.

Denn ich schätze das so ein, dass man in den Unternehmen nach dem Erscheinen von SLE 16 (wenn es denn so heißt) bis auf weiteres auf SLE 15 setzen wird. SLE 16 wird man testen und den Eindruck gewinnen (egal ob richtig oder falsch), dass die Migration von SLE 15 auf 16 AUFWÄNDIGER ist (oder sein könnte) als von SLE 15 auf eine andere traditionelle Distri. Und dann wird man zu einem individuellen Zeitpunkt sagen, jetzt läuft uns bald die Zeit davon, jetzt starten wir die Migration auf eine andere Distri doch - und dann geht es ganz allmählich weg von Suse. Erst dann. Wenn es für Suse zu spät ist, eine falsche Entscheidung zu revidieren.

Ein klares Bekenntnis, wir unterstützen auch mit neueren Versionen "bis auf weiteres" eine klassische Distri würde diesen Prozess vermeiden.

Aber da sich die IT-Entscheider aufgrund der langen Support-Phase ja zurück gelehnt haben, gibt es keinerlei Druck seitens der Kunden auf Suse, eine solche Aussage zu treffen.

Entweder kommt diese Aussage von Suse irgendwann doch mal "freiwillig", dann ist alles gut und alle Migrationen sind gestorben, oder sie kommt nicht, dann kommt es genau so wie eben skizziert.