Moin! Am Do, den 15.01.2004 schrieb Achim Lehmkuhl um 23:17:
Am Donnerstag, 15. Januar 2004 21:12 schrieb Joerg Rossdeutscher:
Nur zu!
Als Webschrauber bin ich fast immer vom Kunden gezwungen(!), solchen Krempel zusammenzuhaun. Obwohl ich ihm vorher erkläre, was er da verbockt. Du hilfst den HTML-Schraubern nicht, wenn du sie für doof erklärst.
Ich dachte auch eher an die vielen privaten Seiten, die zusammengeklickt wurden.
Da sehe ich das so: Privat, und zum Spaß, kann sich jeder basteln was er will. Ich würde mir ja auch von niemandem sagen lassen, ich müsse zackzack die Bugs in meinem OpenSource-Projet fixen - da sag ich doch bloß: "Ist geschenkt - wenn's dir nicht gefällt, Pech." Wenn jemand seine Witzesammlung ins Netz stellt, dann darf er da treiben, wozu er Böcke hat. Bei einer Firmen-Website sieht die Sache anders aus. Auch da gilt: W3C hat keine Gesetzeskraft. Wenn ich will, darf ich da <blink><marquee> reinschreiben, soviel ich will, ABER das ist einfach DUMM. Es ist möglich, gut aussehende Sites zu bauen, die "überall" laufen, und es ist unklug, Geld dafür auszugeben, daß es schlechter wird. Auf der anderen Seite muß man aber auch sehen, daß eine "sophisticated" Website, auf die nur 80% der Leute draufkommen, eventuell tatsächlich mehr verkauft als eine "weniger eindrucksvolle", auf die 100% kommen. Sex sells. Auch im Web. Werbung funktioniert. Der dritte Fall ist die Veröffentlichung von "Information" - vom Behördenratgeber über den Theaterspielplan bis hin zum Kinoprogramm. Hier ist m.E. eine Zugänglichkeit zu 100% sicherzustellen, ohne Wenn und Aber, notfalls per Gesetz. Teilweise gibt es solche Vorschriften bereits für Behördenwebsites, m.E. wurde dort aber teilweise über das Ziel hinausgeschossen. So MUSS jeder Multimediacontent textlich hinterlegt werden für Ausgabegeräte, die ihn nicht darstellen können. Das führt dann zu Texteinblendungen wie [Hier dreht sich das Logo] oder [Ein Mann und eine Frau laufen mit dem Produkt in der Hand über eine Wiese]. Das geht glaub ich schlauer. :-)
Viel schöner wäre es, wenn du den Eigentümer(!) der Site anschreibst.
Das ist mir schon klar. Ich schreibe die auch an. Meistens sind das dann internationale Konzerne, wie z. B. Motorola, die von ihrer Firmenzentrale in den VSA Vorgaben bekommen. Ändern konnen die deutschen Niederlassungen nichts.
Danke - so ist es richtig.
Erkläre ihm, daß du gerade nicht auf seine Site kommst, weil vor lauter Effekte nix mehr geht.
Meistens geht es dann doch. Auch wenn das Ergebnis etwas anders als vom Autor geplant aussieht.
Ich kann es mir gut vorstellen. Ich habe grade eine Woche damit verbracht, ein JavaScript zu schreiben, welches Text in fester Breite ausgibt, dazu die Breite jedes Buchstaben selbst berechnen muß, softe Trennungen einfügt und eine eigene Metasprache interpretiert - alles, weil ein Designer partout einen _quadratischen_ Textblock haben will, der mit einem Bild _unten_ bündig endet. Als HTML entworfen wurde, hat man dem <p>-Tag einfach zu wenige Properties verpasst... :-))))) Mir ist klar, daß es kein Lynx braucht, um obiges Konstrukt scheitern zu lassen. Aber was will man machen? Vieles hat man einfach nicht selbst in der Hand, und man kann nicht komplette Entwürfe in allen Details zurückweisen. Mehr als 10x zu sagen "Das ist ein schwerer Fehler" kannst du nicht. Dir ist doch klar, daß i.d.R. Designer, Webdesigner und Coder unterschiedliche Personen sind?
Alles weitere müsst ihr dem Laden klarmachen. Wenn vor seiner Tür 10x am Tag ein Rollstuhlfahrer vor der Schwelle umdreht, dann kann er ja auch rechnen, daß jeder dritte von denen 10 EUR dagelassen hätte. Im Netz versteht er das meist nicht, hat aber beim Mitbewerber was ganz tolles gesehen und will auch so'ne krasse Site.
Aber wer hat mit dem Schwachsinn vom pixelgenauen Design angefangen? Das waren kaum die Kunden, sondern Webautoren, die das so angeboten haben.
Tja. Meine Güte. Menschen sehen etwas und spielen damit herum. Es ist zutiefst unsere Art, Bierflaschen mit Feuerzeugen zu öffnen. Das Problem ist eben, daß das WWW heute in einer ganz anderen Art verwandt wird, als es mal gedacht war - und daß etwas "klemmt" hat noch nie eine Entwicklung aufgehalten. Da HTML niemandem "gehört", kann eben auch jeder damit machen, was er will, und mit mahnenden Worten allein hält man niemanden davon ab. Die "saubere" Lösung wäre Flash. Das ist für mich als (auch) Linux-auf-PowerPC-Anwender nicht akzeptabel. Die von dir propagierte Lösung des ursprünglichen HTML-Gedankens der "medienunabhängigen" Publikation ist aber für viele Designer und vor allem für viele Surfer nicht akzeptabel: Die Leute wollen knallegeile Rambazamba multimedia schickimicki Sites. Wenn sie die nicht kriegen, sondern alles sieht irgendwie aus wie ein DDR-Supermarkt, dann kaufen sie den Krempel auch wieder nicht. Was soll ich also tun? "Dreckiges HTML" ist da oft noch die beste Lösung. Das umfasst dann solche Dinge wie "IE aktiv unterstützen. Mozilla aktiv unterstützen. Alle anderen nicht blocken, aber auf eigene Gefahr rein lassen.". Also *nicht*: "Falscher Browser, IE only. Tschüß."
Ich erlebe leider oft, daß an den Betreiber irgendwelche Pöbelmails geschickt werden a la "Wieso benutzt ihr Penner proprietäre Scripttechnologien?", und die werden dann einfach (unbegriffenerweise? Was redet der? Propi-was? Ist unser Internet kaputt?) an _mich_ weitergeleitet.
Es ich wichtig, daß ich meinem Kunden sagen kann "Ja. Der kommt nicht rein. Hatte ich ja angekündigt. Hier, Gesprächsprotoll vom 19.3.2003, Zitat: 'Auf die paar Leutchen ohne Windows können wir verzichten'. Zitat Ende."
LOL Und wie reagieren die darauf?
Nimm dir einen Spiegel und beiss in eine Zitrone. :-)))) Interessant übrigens, daß es durchaus vorkommt, daß ein Kunde im Verlauf eines Jobs z.B. Mozilla lieben lernt und seinen IE kickt. Viele haben ja über ihre "erste Website" das erste mal wirklich Kontakt zu Fragen wie "Systemsicherheit im Internet" und so. Das macht bei ihnen die Firma XXX, aber die kümmern sich natürlich nicht um ihren Server beim Provider. Man wird dann konfrontiert mit Fragen wie "Was heisst denn das, das jemand unsere Website 'hacken' könnte? Was ist daran schlimm? Was heisst das, wir müssen den Server 'warten'? Kann der kaputtgehen?". Ich verstehe das sehr gut, daß dieser Einstieg für nicht-Techies verflucht schwierig ist. Und dann komme ich noch mit meinem W3C... "Was'n das jetzt schon wieder!!! Wir wollten doch nur eine Website! Das kann doch nicht so schwer sein! Alle anderen haben auch eine! Haben die auch W3C?" :-))) Gruß, Ratti -- -o) fontlinge | Font management for Linux | Schriftenverwaltung in Linux /\\ http://freshmeat.net/projects/fontlinge/ _\_V http://www.gesindel.de https://sourceforge.net/projects/fontlinge/