Am Montag, 6. Januar 2003 20:04 schrieb Ralf Hertsch:

Hallo Liste,

ich würde gerne Postfix so einrichten, daß es mehrere pop3 Konten abfragt, die Mails jedoch auf dem Server _läßt_ (es ist für mich in der Übergangszeit wichtig, daß alle Mails unter WinXP verwaltet werden, sonst verliere ich den Überblick). In man postfix, der Datenbank und beim Googlen habe ich nichts dazu gefunden.

Im Moment arbeite ich mit Ximian Evolution 1.2.1, das die Mails direkt per pop3 holt und eigentlich auf dem Server belassen soll, trotzdem löscht es gelegentlich Mails auf dem Server (etwa jede 7. bis 15. Mail, habe noch kein Muster erkennen können).

Was du brauchst, ist fetchmail. Postfix holt keine Mails, postfix versendet Mails. fetchmail wird über die Konfigurationsdatei .fetchmailrc gesteuert, der Aufbau ist primitiv (google hilft ;-). Wenn die Mails auf dem Server bleiben sollen, hilf der Aufruf von fetchmail mit dem Parameter --keep. -- Gruß MaxX

Moin, Am Mon, 2003-01-06 um 20.04 schrieb Ralf Hertsch:

ich würde gerne Postfix so einrichten, daß es mehrere pop3 Konten abfragt, die Mails jedoch auf dem Server _läßt_ (es ist für mich in der Übergangszeit wichtig, daß alle Mails unter WinXP verwaltet werden, sonst verliere ich den Überblick). In man postfix, der Datenbank und beim Googlen habe ich nichts dazu gefunden.

Du wühlst im falschen Programm. :-) postfix (oder sendmail) sind ausschliesslich dazu da, Mail auszuliefern. Das heisst, wenn du eine Nachricht versendest, _kann_ postfix dazu verwandt werden, deine Mail zuzustellen. Wenn du z.B. Evolution verwendest, passiert das nicht - Evolution sabbelt direkt mit dem Mailserver deines Providers. Der Eindruck, postfix würde Mail abholen, entsteht manchmal fälschlicherweise dadurch, daß es ja auch eine lokale Zustellung gibt - sprich, dein Rechner holt Mail irgendwo ab (Das ist nicht postfix!) und muß sie dann an einen Benutzer deines System zustellen. Daher beinhaltet jede Abholung auch eine Zustellung, aber auch hier gilt: Wenn du z.B. Evolution verwendest, kommt Postfix dabei nicht zum Einsatz. Man sollte es aber trotzdem installiert haben, weil es "interne" Mails gibt, wie du sie z.B. gelegentlich von yast erhältst. ("Das Programm blablabla hat seine Dateien jetzt nicht mehr in...") Eine typische Anwendung für das Abholen von Post ist eher fetchmail. Bei mir läuft es so, daß ich zuhause einen kleinen Server habe, der den ganzen Tag läuft. Zum Verständnis beschreibe ich dir mal, welches Programm hier was tut. Anmerkung: Es gibt zwei Rechner, "Server" und "Ratti". 1. Ein cronjob ruft stündlich "fetchmail" auf "Server" auf. 2. fetchmail kontaktiert meinen Provider und lädt die Mails runter (Hier würdest du mit deinem Problem ansetzen. Fetchmail dürfte bei dir die Mails nicht löschen!) 3. Fetchmail "hat" jetzt die Mails. Wohin damit? 4. Fetchmail übergibt die Mails an "postfix". Postfix weiß, wohin alles gehört. 5. Postfix schickt die Mail an "ratti@server". Also "lokale Zustellung", Mail bleibt vor Ort im Spoolverzeichnis von "ratti" 6.Pause. Pause. Pause. 7. Ratti kommt von der Arbeit :-) 8. Ich starte Evolution. Evolution spricht mit meinem Server, ob für einen gewissen "ratti", Passwort "****" Post da sei? 9 Auf dem Server antwortet ein POP3-Server namens "qpopper" qpopper guckt ins postfach "ratti" und schiebt die Mails rüber. Das beinhaltet mehrere Mechanismen der Abholung - es geht in zwei Rutschen durch. Mein Server holt mit fetchmail, Evolution auf meinem Client macht das lieber selbst. Jetzt beschliesse ich, die Mail zu beantworten. Ich schreibe hier als "ratti@server". Nach dem Verfassen des Mailtextes klicke ich auf "Verschicken". 1. Evolution spricht jetzt mit dem SMTP-Programm auf "server". Das ist postfix. Postfix nimmt die Mail entgegen. 2. Anhand des Empfängers "...@suse.com" erkennt postfix, daß diesmal keine lokale Auslieferung stattfindet - es geht ins Internet! Aber: Der Absender ist "ratti@server", und so lässt er meine Mail nicht ziehen. Das ist ja falsch! 3. In einer Umsetzungstabelle findet postfix, daß "ratti@server" geändert werden muß auf "ratti@gesindel.de". Das ist nun endlich eine gültige Adresse. 4. Postfix nimmt Kontakt auf mit dem SMTP-Server meines Providers. Das könnte auch wieder postfix sein... oder eben was vergleichbares. 5. Die beiden tauschen die Post aus, und die Mail verschwindet aus meinem Einflußbereich. Warum so kompliziert? Natürlich könnte Evolution direkt vom Provider ziehen und auch direkt an den Provider ausliefern. Aber: - Ich hole Abends meine Mail hier "intern" ab statt über Internet. Innerhalb weniger Sekunden sind mehrere hundert Mails da. - Mein Postfach kann nicht leerlaufen, auch wenn ein Dödel mir wieder 7MB witzige Filme geschickt hat. Nach einer Stunde ist das Fach wieder leer. - Ich kann lokal meiner Freundin an ihren freundin@server Account Mails schicken mit Kleinkrams, ohne daß eine Internetverbindung nötig wäre, die das ad absurdum führen würde. - ...mit etwas Fantasie noch viel mehr. :-) Ich wollte das ganze nicht unnötig komplizieren, aber häufig schliesst man zwischen fetchmail und postfix noch ein Programm dazwischen, das "procmail" heisst. Procmail ist ein Mailfilter und kann solche Sachen machen wie: -Alle Mails, die das Wort 'kostenlos' oder 'Bussi' enthalten, in die Tonne treten - is eh Spam. Leider. :-) -Alle Mails von "suse-linux@suse.com" umleiten in ein Postfach "suse", welches sich getrennt lesen lässt. -Überhaupt _alle_ Mails an zwei Accounts duplizieren: ich_linux@server und ich_windows@server, dann kann man die Post unter jedem OS einmal abholen und hat "doppelte Buchführung". -Alle Mails von "exfrau@karibik.foo" automatisch weiterleiten an "rechtsanwalt@kanzelei.bar" ...und da ist noch mehr drin. procmail kann SpamAsassin ansteuern, dann ist endlich Schluß mit Werbeschrott. Zusätzlich zum cronjob holt auch ip-up.local nochmal Post ab, somit ist die neue Mail kurz nach der Einwahl auch lokal. Und mit Hilfe einer Zweckentfremdung des POP2-Ports (Braucht kein Mensch mehr) kann ich mein fetchmail sogar remote anschubsen, sprich: Per Mausklick sagt mein Client dem Server, er soll gefälligst Post abholen. Diese Features haben mich zu Linux gebracht. Ich hatte es zunächst unter du-weisst-schon-OS probiert, und alles endete in einem Meer von Tränen. :-) Gruß, Ratti -- http://www.gesindel.de Fontmanagement for Linux fontlinge Schriftenverwaltung fuer Linux